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Konzert-Bericht
 
Kein alter Hut

Jenny Lewis
Benji Hughes

Köln, Gebäude 9
16.10.2008

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Jenny Lewis
Benji Hughes zählt zum erweiterten Freundeskreis von Jenny Lewis. So singt er z.B. auf ihrer aktuellen CD "Acid Tongue" im Allstar-Chor. Hinzu kommt, dass der beleibte und bärtige Mann - wie Jenny selbst auch - ein stilistischer Hansdampf ist; wenngleich auf einem etwas anderen Gebiet. Ergo machte es Sinn, dass Hughes sich als Support-Act auf der Tour der zierlichen Songwriterin breit machte. Nun ist Hughes allerdings ein seltsamer Heiliger: Während seine Band (bzw. die von Jenny - wobei Bassist Jonathan Wilson hier als angedröhnter Leab-Gitarrist fungierte) bereits eifrig auf der Bühne herumblueste, war Benji noch mit dem Bier-holen beschäftigt.
Die ersten Nummern seiner erstaunlichen Doppel-CD "Love Extreme" trug er dann in einer Art Halbschlaf vor (was nur zum Teil am relaxten Charakter der Songs selbst lag), verhedderte sich mit dem Mikro-Kabel im eigenen Bart, versuchte sich halbherzig an Stadion-Posen und legte sich schließlich gar hin. So richtig aufwachen tat der zweifelsohne atypischste Blue Rose-Act erst, als ein Fan aus dem Publikum den Track "The Mummy" wünschte, den er dann - fast erleichtert - anstimmen ließ. Da es sich hierbei - im Gegensatz zur Mehrzahl der eher souligen Pop-Nummern des Maestro - um eine Up-Tempo-Rock-Angelegenheit handelt, kam auch ein wenig Bewegung ins Geschehen - wenngleich sich die Musiker sich letztlich alle hinter dem bühnenübergreifend platzierten Keyboard tummelten. Zwischenzeitlich war Benji wieder Bier holen. "Ich habe wohl eine seltsame Art von Humor", entschuldigte sich der bäritge Crooner zum Schluss beim Publikum - ließ aber durchblicken, dass er sich ehrlich gefreut habe, hier und jetzt auftreten zu dürfen.
Jenny Lewis machte dann Schluss mit den Faxen. Vom ersten Takt des ersten Songs "Jack Killed Mom" bis zum letzten der Zugabe "See Fernando" empfahl sich die Rilo Kiley-Frontfrau als souveräne, mit der Bühne verwachsene Rampensau, der kein Klischee klischeehaft und keine Pose übertrieben genug ist, um nicht wenigstens ein Mal ausprobiert zu werden. Was bei anderen dann vielleicht peinlich gewirkt hätte, kam bei Jenny Lewis dermaßen natürlich rüber, dass man es ihr nicht mal übel nahm, als sie auf ihr Klavierbänkchen kletterte und eine Art Flamenco aufführte. Oder aber mitten im Konzert mit ihrer ganzen Band ins Auditorium krabbelte, um dort a cappella den Titeltrack des "Acid Tongue"-Albums vorzutragen. Auch wenn man sie dort weder richtig hören noch sehen konnte: Es gibt ungelenkere Methoden, sich den Fans verbunden zu zeigen. Musikalisch beschränkte man sich ganz auf das Solo-Programm von Frau Lewis - inkl. einer neuen Nummer namens "Highs And Lows" und einer Cover-Version des Everly Brothers-Klassikers "Love Hurts". "Hat das nicht Nazareth berühmt gemacht?", fragte Jenny ihren Gitarristen Jonathan Rice. "Nein", log dieser nach einer Denkpause, "das war Roy Orbison." Wie dem auch sei: Die schluchzend intonierte Akustik-Ballade stellte eine Ausnahmeerscheinung im ansonsten voll orchestrierten Bandsound dar. Denn da wurde auf sympathische Weise gekleckert, nicht geklotzt: Mit zwei Keyboards, einer Unzahl von Bässen, Omnichord, Triangel und Steel-Guitar. Da blieben denn auch kaum Wünsche offen: Alle Stücke wurden stilistisch ausgereizt: "Jack" als Gospel-Nummer (mit Benji Hughes als Gastsänger), "The Charging Sky" als Country-Nummer oder "Carpetbaggers" als swingende Pop-Rocknummer und "You Are What You Love" als einfühlsame New Wave Ballade und - neben "Gospeed" - der emotionale Höhepunkt der Show.

Das einzige, was man der Sache vorwerfen hätte können, als das Konzert mit einer ausufernden Version von "Next Messiah" zu Ende ging, war das professionelle Kalkül, mit der das alles durchorganisiert war. Da aber die Band andererseits zu ausgebufft ist, um in eine erkennbare Routine zu verfallen und alle Musiker mit vollem Einsatz hinter ihren Instrumenten agierten, glich sich das wieder aus. Wer sich übrigens über den Herrenhut gewundert haben mag, den Jenny Lewis die ganze Zeit trug: Das war kein alter Hut, sondern einer, den sie bei ihrem letzten Besuch in Köln erworben hatte - angeblich am selben Tag, an dem sie den Herrn namens "Fernando" getroffen hatte, der nun den gleichnamigen Song ziert...

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Surfempfehlung:
www.jennylewis.com
www.myspace.com/jennylewismusic
www.myspace.com/benjihughes
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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