Es ist wieder mal einer dieser Tage, an dem man sich eigentlich eher dem heimischen Grill im Garten widmen sollte, als einem Konzert, aber die Tatsache, dass sich das Münchener Quintett nahezu nie in (nordwest-)niedersächsische Gefilde verirrt, macht eine Fahrt nach Wilhelmshaven praktisch unumgänglich.
Das Pumpwerk füllt sich nur langsam und spärlich, und apRon – der Support – haben alle Hände voll zu tun, das Publikum dazu zu bewegen, nicht zehn Meter Platz vor der Bühne zu lassen, sondern ein Stückchen näher zu kommen, was bei einigen Konzertbesuchern einen etwas genervten Beigeschmack hinterlässt. In den folgenden 45 Minuten serviert man dem Publikum einen recht eigenwilligen und kruden Crossover-Mix aus System Of A Down, Rage Against The Machine und Slipknot. Sänger Thomy grunzt, keift, shoutet und brüllt was das Zeug hält. Laut, brachial und heute auch nicht jedermanns Sache. Noch dazu sorgt die Optik der Band - allesamt schwarz-weiß in bester Joker / Batman-Manier geschminkt – für so manch skeptischen Blick. Wesentlich mehr als ein Höflichkeitsapplaus ist dann auch nicht drin.
Es ist mittlerweile etwas voller geworden, vielleicht 200-250 Gäste, als Megaherz um kurz nach 22 Uhr die Bühne betreten und mit "Das Tier" vielleicht nicht gerade den passendsten Opener wählen. Entsprechend zäh gestaltet sich der Anfang, aber spätestens bei "Fauler Zauber" scheint der Knoten im Publikum endgültig geplatzt zu sein, und die Stimmung kann zwischenzeitlich durchaus als großartig bezeichnet werden. Die Gitarren wummern heftigst – so wie es sich gehört. Besonders positiv: Trotz aller Besetzungsprobleme der Vergangenheit (von den ursprünglichen Gründungsmitgliedern ist niemand mehr dabei), und der bereits zweiten Neubesetzung am Mikro (Megaherz' erster Sänger, Alexander "Alexx" Wesselsky, tobt sich bekanntlich mittlerweile bei Eisbrecher aus), präsentiert sich die Truppe heute als gestandene Einheit, und Sänger Alexander "Lex" Wohnhaas kommt äußerst sympathisch und professionell daher. Großartige Songs wie das mörderische Doppelpack "Mann von Welt" und das Falco-ähnliche "Kopfschuss" tragen ihr übriges dazu bei.
Ob eher schleppend wirkende Nummern wie "Alles nur Lüge" oder der aktuelle Hit "Heuchler" - das Publikum feiert, tanzt und headbangt. Nach dem abschließenden "Gott sein" wartet die Band mit einem großartigen Zugabenteil auf, der anfangs etwas ruhiger verläuft ("An Deinem Grab"), aber natürlich im Song "Miststück" gipfelt. Und auch für eine weitere Zugabe lässt sich die Band nochmals auf die Bühne bitten, und präsentiert mit "Morgenrot" den definitiv letzten Song des Abends.