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Konzert-Bericht
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Erzkonservativ progressiv
Ben Harper & Relentless 7
Berlin, Astra Kulturhaus 22.06.2009
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Es war das erste Mal seit vielen Jahren, dass man Ben Harper mit kleiner Band (auf Schlagzeug, Bass und Gitarre(n) reduziert) erleben konnte - und sogar ohne die langjährige Stammformation Innocent Criminals. Wer sich als Einstimmung auf den Abend ein paar Clips auf Youtube angesehen hatte, kannte zudem Ben Harpers unmissverständliche Ansage, Rufe nach alten Songs wie "Burn One Down" von jetzt an schlichtweg zu ignorieren. Er sei schließlich keine "human jukebox". Abgesehen von ein paar Unverbesserlichen fühlte sich an diesem Abend augenscheinlich niemand vor den Kopf gestoßen.
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Anstelle von ollen Kamellen spielten Ben Harper & Relentless 7 ihr neues Album "White Lies For Dark Times" dann auch fast in voller Länge. Die zum Teil funkigen Basslinien von Jesse Ingalls erinnerten noch entfernt an die Innocent Criminals, doch im Kern bekam das Publikum im neuen Astra Kulturhaus Musik aufgetischt, die so erzkonservativ war, dass man ihr eigentlich den "Classic Rock"-Stempel verpassen könnte. "Why Must You Always Dress In Black" fragte Harper über einem Riff, das auch von Billy Gibbons stammen könnte. Von Reggae war keine Spur, von esotherischer Percussion und Hammond-Orgel auch nicht - statt dessen erdiger Blues-Rock der elementaren, zeitlosen Sorte.
Dies war mit Sicherheit keine harmoniebeseelte Kuschelveranstaltung. Auf der Bühne standen noch echte Männer. Männer, die vor (zu) langen Gitarrensoli nicht zurückschreckten, sich nicht scheuten, "Keep It Together (So I Can Fall Apart)" auf 15 Minuten auszudehnen, und auch kein Problem damit hatten, mit "Good Times, Bad Times" Led Zeppelin ziemlich 1:1 zu covern. Sicher, es gab mit "Skin Thin" und dem einzigen richtig alten Song "Another Lonely Day" auch den seniblen, leisen Ben Harper. Vor allem letzterer Song hörte sich dabei aber verdächtig wie ein stiller Abgesang auf die alten Zeiten an.
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Trotz aller Traditionalismen war dieses Konzert sicherlich kein romantischer Rückfall in die 60er Jahre, keine nostalgische Rückschau. Für Ben Harper bedeutete der Griff zurück ganz offensichtlich kreative Erneuerung, denn - so widersprüchlich es auch scheinen mag - progressiver klang er selten.
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Surfempfehlung:
www.benharper.com
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Text: -Christian Spieß- Foto: -Sarah Tenholte-
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