Es schleicht sich im Laufe des Abends ein wenig das Gefühl ein, die jungen Menschen seien auch nicht wegen der Musik gekommen, sondern um sich ein bisschen zu zeigen und zu quatschen, was tendenziell bei Konzerten etwas nervt. So auch hier. Dabei hätte es doch so nett werden können: "Teen Dream" ist ein wirklich schönes Album, das nicht zu Unrecht von der Fachpresse viel Lob erhalten hat. Und nicht zuletzt deshalb hat man sich ja auch eingefunden.
Bei aller Vorfreude stellt sich ziemlich schnell, schon nach einigen gespielten Songs, eine Erkenntnis ein, auf die man auch schon vor dem Konzert hätte kommen können: Nun ist es ja so, dass die Musik von Beach House - hier muss jetzt der Begriff "Dream Pop" fallen - hervorragend zum - nun ja - Träumen einlädt: Stücke meist jenseits der Vier-Minuten-Grenze, mäßiges Tempo, getragen von Victoria Legrands Stimme, hinterlegt mit viel Echo, jeder Menge flächigen Keyboard- und Orgelklängen und gelegentlich dem Rauschen von Alex Scallys E-Gitarre.
So etwas hört man gerne, wenn man allein oder zu zweit zuhause im stillen Kämmerlein hockt. Vielleicht auch zum Ausklang einer anstrengenden Party früh morgens. Aber hierher, Mittwochabend im Molotow, da passt es irgendwie nicht so recht. Man kann nicht genau sagen, woran es liegt, dass sich ungefähr null Stimmung einstellen will: An den anwesenden Gäste, die es vorziehen, zu tratschen und im Akkord Bier holen zu gehen. An der Beleuchtung im Molotow, die wirklich wenig romantisch ist.
Oder aber an der Band, die ganz offensichtlich vollkommen angeödet ist von der Situation, mit Sicherheit von einigen der beschriebenen Leute, vielleicht auch von einer langen Tour. Ein derartig schleppendes Konzert hat man jedenfalls selten erlebt. Macht einen die Musik zuhause träumen, so lässt sie den Hörer im Konzert viel mehr einschlafen. Wie Legrand dermaßen gelangweilt, gleichzeitig jedoch irgendwie bezaubernd singen kann, ist phänomenal. Dieses Schläfrige, ja fast schon Apathische mag zum Konzept der Band gehören - es in diesem Ausmaß mit einigen Augen zu sehen und live zu hören, ist dennoch absolut beeindruckend.
Niemand erwartet, dass Beach House hier zu Pogo-Orgie aufrufen, aber etwas mehr Enthusiasmus hätte dem Konzert gut getan. Andere Künstler, die langsame Musik machen, schaffen es doch, bei Live-Konzerten eine tolle, intime Atmosphäre zu kreieren. Warum nicht auch hier so? Auch auf der Bühne passiert außer Legrands gelegentlichem, völlig deplatziertem Headbangen praktisch nichts. Einzig beim MP3-Hit "Norway" tut sich ein bisschen was: Fünf weiße Staubwedel-artige Dinger auf der Bühne leuchten abwechselnd auf und erinnern ein bisschen an eingeschneite Miniaturweihnachtsbäume.