NACHGEHAKT BEI: AGAINST ME!
Was ist dieser Typ doch nett. Ein paar Stunden vor der Show trafen wir uns mit dem Against Me!-Frontmann im winzigen Backstage-Bereich des Logos. Tom Gabel bietet Bier und Chips, lacht und lächelt während des ganzen Gesprächs und gibt sich einfach so wie er ist. Auf dem Boden geblieben, interessiert, nett eben.
GL.de: Was macht ihr schon hier? Eure Platte kommt erst nächste Woche.
TG: Wir sind seit einiger Zeit schon unterwegs und müssen einfach ein bisschen die Zeit totschlagen, bis das Album kommt. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, schon mal die neuen Sachen vorzustellen.
GL.de: Aber wie fühlt es sich an, nichts mehr an der Platte ändern zu können und auf die Veröffentlichung warten zu müssen?
TG: Um ehrlich zu sein ist das für mich die schlimmste Phase (lacht). Denn ich bin nicht sehr geduldig. Die Platte ist fertig, also soll sie auch raus. Doch ich kann es leider nicht beschleunigen.
GL.de: Seid ihr mit "White Crosses" komplett zufrieden?
TG: Wir waren in der glücklichen Situation, dass wir keine Deadline hatten. Daher hatten wir uns gesagt, dass die Platte fertig ist, wenn sie fertig ist. Irgendwann aber kommt der Punkt, dass man übertreibt und man zu lange an lächerlichen Kleinigkeiten arbeitet. Also haben wir irgendwann gesagt, dass es genug ist. Aber das war alles gut so, wir bereuen nichts und sind zufrieden.
GL.de: Das ist aber schon eine luxuriöse Situation.
TG: Durchaus. Denn gewöhnlich kommen uns die Tourpläne in die Quere. Als wir zum Beispiel "New Wave" machten und mit den Aufnahmen fertig waren, mussten wir uns entscheiden, beim Mixen dabei zu sein oder wie geplant auf Tour zu gehen. Das war eine wirklich stressige Situation.
GL.de: Wie wichtig sind euch Plattenkritiken?
TG: Wir nehmen sie schon ernst, denn auch wenn man für ein Magazin schreibt, ist man ja in erster Linie Hörer und damit unser Publikum. Am Ende aber machen wir das, was uns glücklich macht, was uns gefällt. Weißt du, wenn du eine Platte machst, hast du anfangs natürlich deine Lieblingssongs. Aber wenn du dann zum Beispiel auf Tour warst, merkst du, was wirklich toll an der Platte war. Vielleicht passiert das erst ein Jahr später, aber das sind dann die Dinge, auf die man als Band bei den nächsten Aufnahmen aufbaut und die man weiterentwickeln möchte. Das braucht eben seine Zeit.
GL.de: Wie war die erste Zusammenarbeit mit George Rebelo?
TG: Großartig. Wir haben zirka 1 1/2 Monate bevor wir ins Studio gingen das erste Mal mit ihm gespielt und er war sofort ein Teil von uns. Und gleichzeitig brachte er frischen Wind in die Band. Er ist ein alter Hase und das macht das Ganze natürlich auch sehr einfach. Er lebt unseren Lifestyle, er ist es gewohnt, lange nicht zu Hause, sondern auf Reisen zu sein, Ewigkeiten im Studio zu hängen und so. Wäre er nie auf Tour gewesen und hätte er noch keine Platten gemacht, wäre das sicher nicht so einfach. Außerdem ist George ein Freund, den wir durch die Touren mit Hot Water Music und The Draft kennen und schätzen gelernt haben.
GL.de: Wie würdest du ihn charakterisieren?
TG: Er ist einfach ein guter Typ. Sehr entspannt.
GL.de: Und James Bowman und Andrew Seward?
TG: Vermutlich genau so, haha. Ich habe nie darüber nachgedacht. Wir haben so viel Zeit miteinander verbracht und eine Menge erlebt, sie fühlen sich wie Brüder für mich an. Und was willst du sagen? Ja, er ist mein Bruder, ich mag ihn, haha.
GL.de: Wie würdest du dich selbst beschreiben?
TG: Mich selbst? Ich weiß nicht, oh mein Gott (lacht). Ich glaube ich bin ein entspannter Typ, der versucht Spaß zu haben, aber sicher auch Dinge an sich hat, mit denen er den Leuten auf die Nerven geht.
GL.de: Bist vor Auftritten noch nervös?
TG: Klar, manchmal schon. Aber zum Glück hat man vor der Show ja seine Rituale. Wir treffen uns, nehmen ein paar Drinks, albern rum und machen uns warm, was uns ein wenig ablenkt. Aber wenn es dann heißt: "Okay, los geht's!", dann denkst du schon manchmal "Oh, shit" (lacht).
GL: Was muss passieren, damit du sagst: "Großartige Show!"?
TG: Wenn du von der Bühne runter kommst, dich hinsetzt und nichts mehr machen kannst. Wenn es dich umbringen würde, nur einen einzigen weiteren Song zu spielen. Wenn du keine Energie mehr hast, in deinem Schweiß badest und für frische Luft alles tun würdest - dann hast du einen guten Job gemacht.
GL.de: Wie fühlt es sich an, 2010 bei Against Me! zu spielen?
TG: Sehr positiv. Es geht in die richtige Richtung, es geht los, wir haben eine gute Zeit vor uns.