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Bleibt Immergut immer gut?

Immergut Festival

Neustrelitz, Immergut-Festival-Gelände
28.05.2010/ 29.05.2010
Immergut Festival
Mit Phrasen wie "Immergut ist immer gut" fangen ja geschätze 90 Prozent aller Nachberichte zum Immergut Festival an. Jedes Jahr. Und eigentlich ist es auch jedem Autor jedes Mal ein bisschen peinlich. Aber mittlerweile gehört es irgendwie schon zur Tradition mit dazu, weshalb seit ein paar Jahren dann meistens noch ein bisschen rumgedruckst wird, warum man jetzt trotzdem wieder so in den Artikel einsteigt. Nicht so dieses Jahr. Denn dieses Jahr ist es anders: 2010 enttäuschte das Immergut Festival zum ersten Mal ein wenig.
Natürlich war nicht alles schlecht. Es war überhaupt nichts schlecht. Aber das elfte Immergut Festival war kein besonderes Festival oder sogar das für manche Menschen vielleicht schönste Wochenende im ganzen Jahr. Dazu fehlten einfach die Momente, die das Immergut Festival in all den Jahren ausgezeichnet hatten. Wie z.B. im letzten Jahr, als sich die großartigen Pale nach 15 Jahren Bandgeschichte und einem der emotionalsten Konzerte aller Zeiten auflöste. Oder vor zwei Jahren, als das gesamte Immergut Festival gemeinsam mit PeterLicht bei einem seiner seltenen Auftritte "Wie sind jung und wir machen uns Sorgen über unsere Chance auf dem Arbeitsmarkt" sang. So etwas gab es in diesem Jahr nicht.

Das Hauptproblem in diesem Jahr war vermutlich das Booking bzw. das Line-Up. Es gab einige solide und einige gute Bands zusehen, aber viel mehr eben auch nicht. Selbstverständlich hatte man mit We Were Promised Jetpacks, An Horse, Two Door Cinema Club, Efterklang, Lali Puna und vor allem dem Geheimtipp FM Belfast einige Treffer gelandet. Vergleicht man das aber mit den Line-Ups vergangener Jahre, ist das einfach zu wenig. Vielleicht konnte man zu einigen der Bands gut tanzen - die emotionale Verbindung fehlte aber bis auf Ausnahmen fast vollständig. Und eben dies, die familiäre Stimmung zwischen Veranstaltern, Künstlern und Besuchern war es, die das Immergut bislang immer ausgemacht hatte.

Die mehr oder weniger zu Headlinern erklärten Bonaparte beispielsweise zeigten mal wieder, dass eine gute (?) Bühnenshow allein auch nicht ausreicht. Ein paar verrückt verkleidete Tänzer können eben nicht darüber hinwegtäuschen, dass Bonapartes Musik eben noch nur mittelmäßig ist. Und Mehr-oder-weniger-Headliner Tokyo Police Club - sonst auf Festivals eher eine Lückenfüller-Band für den späten Nachmittag wussten trotz ihrer eigentlichen guten Songs wenig zu überzeugen. Atmosphäre geht anders.

Aber es gab auch gute Seiten: Vor allem Efterklang überraschten mit ungewohnt poppigen Klängen und erzeugten am Samstagabend mit einer Vielzahl an Instrumenten eine tolle Atmosphäre auf der Hauptbühne. Two Door Cinema Club zeigten, dass ihre hittigen Songs live noch mehr nach vorne gehen als schon von Platte. Insgeheimes Highlight war jedoch Lali Puna. Schon als der Abend noch jung war, verzauberte Sängerin Valerie Trebeljahr mit ihrer Stimme und ihrer Band die Zeltbühne. Von We Were Promised Jetpacks und FM Belfast kann aufgrund von Betrunkenheit nur vom Hören-Sagen berichtet werden. War aber gut: Bei einschlägigen Internet-Videoportalen kann man sich davon überzeugen, dass beide Bands das Zelt zum Kochen brachten.

Die neue Bühne, der Birkenhain brachte ebenfalls einige schöne Augenblicke mit sich, wie z.B. den Auftritt der Newcomer An Hors oder den von Tele-Sänger Francesco Wilking, der einige Songs mit Akustikgitarre und wie immer einige witzige Anekdoten zum Besten gab - und bald ein Soloalbum veröffentlichen wird. Oder das Konzert vom fabelhaften Songwriter William Fitzsimmons. Eine hervorragende Band wie My Awesome Mixtape um vier Uhr nachts zur verheizen, ist jedoch einfach falsch. Sicherlich konnten einige feierwütige Festivalbesucher die Jungs noch bestaunen, ein Großteil des Publikums lag jedoch bereits im Bett. Im nächsten Jahr muss das Konzept Birkenhain in jedem Fall noch überarbeiter werden: Wer nicht im Zelt stand, konnte nichts sehen sondern nur hören und nachts fiel der Strom aufgrund von Feuchtigkeit im Birkenhain andauernd aus.

Sicher, es war schön, als ein befreundetes Team beim alljährlichen "Immergut Zocken"-Fußballturnier den dritten Platz holte. Insgesamt vermisste man die üblichen emotionalen Höhepunkte jedoch beim diesjährigen Immergut Festival. Ein wenig stellt sich das Gefühl ein, all das hat ein bisschen damit zu tun, dass sich im Veranstalter-Team immergutrocken e.V. einiges geändert hat seit dem letzten Jahr. Das Booking hat sich verändert, denn es gab nicht mehr die All Stars der deutschen Indierock-Szene, sondern viel mehr dance-orientierte Acts, vor allem auch aus anderen Ländern. Schade ist auch, dass die Bands auf den Bühnen nicht mehr anmoderiert wurden, was sonst immer eine nette Tradition war. Aber Veränderung muss ja nicht immer schlecht sein. Wir hoffen auf ein tolles Immergut Festival 2011.
Surfempfehlung:
www.immergutrocken.de
Text: -Felix Maliers-
Foto: -Pressefreigabe-

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