Den Abend öffnen also Captain Planet und zwar direkt mit ihrem Hit "120 Sachen", es geht also gleich volle Kanne los. Leider stellt sich schon während der ersten Takte heraus, dass der Sound im Hafenklang heute nicht optimal ist. Die Höhen sind zu laut, alles klingt ein bisschen übersteuert und matschig. Gottseidank kriegt der Mischer das Problem relativ zügig in den Griff, sodass einer gelungenen Record-Release-Party nichts mehr im Wege steht. Die Band drückt wie immer ordentlich aufs Tempo und spielt im Folgenden einige der beliebtesten Stücke ihrer beiden Alben wie z.B. "Ohne Worte", "Walbaby", "Auftauchen um Luft zu holen", "Blattsport" und "Wort auf der Brücke". Aber auch ältere Stück wie Fan-Favourite "Baumhaus" gehören natürlich zur Show. Leider spielen die Jungs nur etwas mehr als eine halbe Stunde, als letztes Stück fungiert der kleine MP3-Hit "Rambo". Eine Zugabe gibt es nicht. Ein wenig stellt sich das Gefühl ein, die Kapitäne hielten sich ein wenig zurück. Vermutlich wollen sie Matula an diesem für eine Band so besonderen Abend nicht die Show stehlen. Aber eigentlich wäre das gar nicht notwendig, schließlich nehmen sich beide Bands in Sachen Punk'n'Roll eigentlich nichts und bieten stets mitreißende Konzerte.
Und dann ist es endlich soweit: Die Helden dieser Nacht betreten die Bühne des Hafenklang. Auch Matula brettern von Beginn an drauflos: Ihr erstes Lied heißt "Karaoke", das letzte Stück ihrer hier zelebrierten Platte namens "Blinker", mit dem hymnisch geshouteten Refrain: "Schall und Rausch - Wir sind unzerstörbar" - und wenigstens heute abend trifft das in jedem Fall zu, auch wenn Sänger Thorben "Tobbe" Lange anfangs einige Soundprobleme zu haben scheint und leicht irritiert dreinblickt. Die Probleme scheinen jedoch schnell behoben zu sein oder es wird - wie das im Punk halt so ist - einfach drauf geschissen und munter weitergespielt. Das Publikum dankt es sofort mit fleißigem Mitsingen bzw. -schreien und angenehm rücksichtsvollem Tanzen. Da "Blinker" schon seit einigen Wochen käufliche erworben werden kann, sind viele der Fans schon erstaunlich textsicher und gröhlen kräftig mit. "Karaoke" eignet sich dafür natürlich ganz besonders. Untypisch für ein Punk-Konzert geht es jedoch sehr gesittet zu - im positiven Sinne, sodass man sich keine Sorgen um seine Knochen machen muss und ab etwa der sechsten Reihe den Auftritt bei gemütlichem Mitwippen genießen kann. Oder um es mit den Worten von Captain Planet zu sagen: Es ist schließlich nicht jeder Typ, der sein Leben so lebt wie Rambo.
Nach einigen Songs kommt Benni Sturm von Captain Planet auf die Bühne, um Matula bei einigen der "Blinker"-Songs an der Gitarre zu unterstützen. Wiederum ein Zeichen der gegenseitigen Wertschätzung dieser beiden Bands, die durch und durch ein eingespieltes Team von Freunden sind und die man nur schwer losgelöst von einander betrachten kann. So ist es nur folgerichtig, dass Captain Planet heute Abend nicht fehlen dürfen. Matula spielen natürlich ihr gesamtes neues Album. Die neuen Stücke kommen super an, "Böller" und "Hammerbrook" z.B. werden im Publikum sogar explizit gefordert. Aber bei so einer Veranstaltung versteht es sich von selbst, dass die alten Hits nicht fehlen dürfen. So gibt es als letztes Stück des regulären Sets "Fluppe auf Ex", was ordentlich abgefeiert wird. Die Hymne vom ersten Album, "4,8 Mrd" wird damit als hervorragender letzter Song abgelöst und heute schon etwas früher eingesetzt. Schade um den schönen Rausschmeißer, das tut dem großartigen Stück in seiner Wirkung jedoch kaum einen Abbruch: Im Publikum kennen mehrere Leute die eigens erdachte, herrlich bescheuerte Choreographie zum Lied und so gibt es wie immer einen tollen Publikumschor, der sich nicht zu schade ist, albern-ironische Tanzbewegungen und -gesten zu vollführen - "So haben wir uns das vorgestellt", sagen Matula.