Leider kriegen wir von Retro Stefson, der Vorband, nur noch die letzten drei bis vier Songs mit. Retro Stefson sind jugendlich ungestüm, sympathisch, talentiert und den weiten Weg aus Reykjavík, Island, hierhergekommen. Ihre letzten Stücke gehen ordentlich nach vorne und zeigen trotz der kurzen Dauer schon recht gut, welches Potenzial in der Band steckt: Die ist nämlich funky, witzig, spielfreudig und für ihr Alter unglaublich gut an den Instrumenten. Der Sound ist fett, die Band gut eingespielt, jeder Beat sitzt.
Zum Schluss werden von der Bühne aus Tanzbewegungen instruiert, die das Publikum nachzumachen hat. Danach wird sogar ein Dancecontest zwischen der linken und der rechten Publikumshälfte ausgetragen. Eine so junge Band, die als Vorband ihr Publikum so im Griff hat, hat man selten erlebt. Retro Stefson heizen prima ein und darüber kann sich natürlich auch The Go! Team freuen, denn so ist die Stimmung fast schon am Siedepunkt, als das Team gerade erst die Bühne betritt.
Eröffnet wird natürlich mit "T.O.R.N.A.D.O.", dem Opener des aktuellen Album, der auch vorab als MP3 erhältlich war. Überraschenderweise ist der Sound nach der Umbaupause deutlich schlechter. War eben noch alles prima abgemischt, gibt es jetzt leider nur noch matschigen Soundbrei. Das hat man im (für heute verkleinerten) Ballsaal des Uebel & Gefährlich schon besser gehört. Letzten Endes ist das aber nicht weiter tragisch - auch auf Platte kokettieren The Go! Team schließlich mit einem gewissen Lo-Fi-Sound. Im Übrigen tut das dem Spaß, den man mit der Band haben kann, ohnehin keinen Abbruch: Die Songs funktionieren auch ohne perfekten Klang, da die wilde Mischung aus HipHop, Indierock, Funk und Pop einfach in die Beine geht.
Es ist schon erstaunlich, welche Energie MC und Frontfrau Ninja auf die Bühne bringt - 75 Minuten konstant wie ein Flummi herumhopsen, singen, rappen und das Publikum pushen ist schließlich nicht ganz ohne. Die durchschnittliche Kondition der Gaesteliste.de-Redaktion würde für so einen Auftritt jedenfalls vermutlich nicht reichen. Und auch der Rest der Band gibt ordentlich Gas: Die Instrumente werden nach dem Rotationsprinzip praktisch nach jedem Song wild durchgewechselt, sodass am Ende eigentlich jedes Bandmitglied mal hinter einem der beiden Schlagzeuge mit den schicken Leuchtsternen auf der Bassdrum gesessen hat. Auch am Mikrofon gibt es diverse Wechsel: Wo sich auf dem neuen Album "Rolling Blackouts" die Stimme eines Gastsängers - z.B. Beth Cosentino von Best Coast oder Satomi Matsuzaki von Deerhoof wiederfindet, steht im Uebel & Gefährlich entweder Schlagzeugerin Chi Fukami Taylor oder Keyboarderin Kaori Tsuchida am Mikro.
So werden neuen Stücke wie "Buy Nothing Day", "Apollo Throwdown" oder "Voice Yr Choice", trotz fehler Gastsänger, gekonnt intoniert und vom Publikum durchweg wohlwollend aufgenommen. Doch das ist kein Wunder - The Go! Team machen einfach Spaß, auch die neuen Stücke stecken wie immer voller Power und die Konzertgäste sind voll dabei: Wo die Band auf Platte einen Kinderchor oder Samples von Cheerleading Chants einsetzt, kommt live kurzerhand der Publikumschor zum Einsatz. Das funktioniert erstaunlich gut und macht der Band und natürlich auch dem Publikum sichtlich Spaß. Es wird auf und vor der Bühne wild getanzt, rumgehüpft und gesungen.