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Schlamm drüber!

Dockville Festival

Hamburg, Wilhelmsburg
12.08.2011/ 13.08.2011/ 14.08.2011

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Dockville 2011
Im August fast nur Schietwetter in Hamburg. "Ein völlig normaler Sommer" flachst man hier. Ist aber trotzdem unschön, vor allem für Open Air-Veranstaltungen. Da das Dockville Festival ein ebensolches ist und an drei Tagen inmitten der Wilhelmsburger Hafenlandschaft im August stattfindet, musste man sich auf einiges gefasst machen. Und da Murphy's Law immer zutrifft, so auch hier: Erwarte das Schlimmste, und es wird schlimmer! Mudville anstatt Dockville. Beinahe wäre es tatsächlich abgesoffen im Matsch. Beinahe.
Um mal vorab einen Auszug des Fazits der Festival-Macher zu zitieren: "Wir haben in der Woche vor dem Festival bis Freitagnachmittag mit einem wahnsinnigen Einsatz von Material, Fahrzeugen und Personal dafür gekämpft, dass das MS Dockville nicht in letzter Sekunde aufgrund der Bodenverhältnisse abgesagt werden muss. In kürzester Zeit wurden 1400qm Bodenplatten, 600 Remopla Bodenplatten, 1.800 Tonnen Schotter, 320 Kubikmeter Holzhackschnitzel und 420 Tonnen F1-Sand (Kies) auf die Fläche gebracht. Und dennoch standen wir sehr knapp vor einer Absage des Festivals, welche für uns und natürlich auch für die Festivalbesucher - vor allem für die da schon über 8.000 anwesenden Camper - eine Katastrophe gewesen wäre." Ja, das wäre äußerst unschön gewesen, denn auch dieses Jahr hat man wieder einen wunderbaren Mix aus bekannten und unbekannteren Bands auf den Plan berufen, und auch wenn am Freitag die Zelt-Bühne Maschinenraum komplett geschlossen werden musste, und auch wenn die Mitteilungs-Politik etwas verbesserungsbedürftig ist und vor allem die Einlass-Situation dringend überarbeitet werden muss (es kann einfach nicht sein, dass man alle Leute über eine schmale und noch dazu komplett verschlammte Brücke schleust und buchstäblich die Leute im Schlamm stehen lässt, wenn nebenan eine Straße frei wäre. Fluchtweg hin oder her - das muss doch bitte auch anders gelöst werden können), so kann man durchaus ein positives Fazit ziehen: Das Dockville Festival war mal wieder etwas ganz Besonderes. Tolle Musik, interessante Kunst-Installationen (neben der Musik hat auch immer noch die Kunst einen festen Platz auf dem Festival-Geläde), tolle Atmosphäre, vor allem, wenn man aus dem Augenwinkel ein riesiges Container-Schiff vorbeiziehen sieht und dabei in der Musik versunken ist.
Apropos Musik: Die gab es natürlich auch. Diejenigen, die sich am Freitag freinehmen oder sich früher von der Arbeit loseisen konnten, kamen in den Genuss der frühen Auftritte von u.a. Those Dancing Days, Balthazar, Herpes und auch Andreas Dorau. Die meisten waren dann wohl am frühen Abend anwesend, als Johnossi auf der großen Bühne (Großschot) standen und die versammelte Menge rockte und anschließend die Editors folgten. Sänger Tom Smith ist zwar immer noch recht gewöhnungsbedürftig anzusehen mit seinem Baseball-Cap, aber es ist ja die Musik, die zählt. Und die war großartig. Die Editors waren immer schon ein Garant für eine beeindruckende Performance, so auch an diesem Abend. Hat sicherlich auch damit zu tun, dass sie seit nunmehr fast zwei Jahren mit der gleichen Platte touren. Nur ein neuer Song hat sich in das Set geschlichen. Da hätte durchaus mehr kommen dürfen. Aber das hier ist Meckerei auf hohem Niveau.

Am Samstag macht sich zunächst gute Laune breit - man hatte sich inzwischen an den allgegenwärtigen Matsch gewöhnt, nahezu alle Anwesenden liefen mit Gummistiefel herum, und am Nachmittag kam sogar die Sonne heraus - pünktlich zum Auftritt von Blackmail. Es ist immer noch ein wenig seltsam, die Band ohne Aydo Abay zu erleben. Die (alten) Songs erkennt man, dennoch vermisst man die (alte) Stimme. Da überzeugt Mathias Retz noch nicht so unbedingt. Es sei denn, man schafft es, die Gedanken an die "alten" Blackmail aus dem Kopf zu verdrängen. Schwierig. Wenig Schwierigkeiten hatten anschließend Beat!Beat!Beat! - eine ordentliche Menge vor allem junger Menschen versammelte sich vor der Hauptbühne, um den immer besser werdenden Indie-Pop der vier jungen Herren aus Viersen zu erleben. Es wurde bis in die hinteren Reihen getanzt und natürlich bei "Fireworks" wie immer lauthals mitgesungen. Auf der Vorschot-Bühne war dann Noise-Rock mit Yuck angesagt - leider waren die Bodenverhältnisse vor der Bühne derart schlecht, dass nicht wenige das durchaus ansprechende Programm eher aus der Ferne betrachteten. Also dann doch lieber ab ins Zelt, in den am Samstag glücklicherweise geöffneten Maschinenraum. Is Tropical luden zum Tanz, und man fühlte sich wie in einem stickigen, heißen Club. Laute Musik, viel Energie und Rhythmus, dabei trotzdem melodiös. Das passt! Bodi Bill und Fenech-Soler sorgten anschließend ebenfalls für beste Unterhaltung, während zeitgleich Casper auf dem Großschot die Massen bewegte. Manchmal schon etwas fragwürdig, dieser Erfolg. Crystal Castles und Santigold beendeten dann den Abend auf der Hauptbühne, in den anderen Ecken des Geländes startete dann gerade das Nachtprogramm.

Sonntag = Regen. Es schüttete mal so richtig. Dadurch wurde alles nur noch flüssiger (oder wieder flüssig, denn durch die Sonne am Vortag war der Matsch doch extrem klebrig geworden). Viele haben inzwischen den Spaß verloren und sind abgereist. Andere kamen noch kurz vorbei, um wenigstens ein paar Bands zu sehen. Zum Beispiel The Pains Of Being Pure At Heart, die mit ihrem Shoegaze-Indie-Pop immer wieder die Herzen berühren, oder auch Kante mit ihrer ganz eigenen Definition von Pop-Musik. Oder man gibt sich den den Beats von Kele hin, dem Frontmann von Bloc Party, der derzeit solo unterwegs ist und sehr tanzbare Musik abliefert. Oder man lässt sich von ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead die Ohren durchpusten, wobei netterweise Conrad Keeley mit Regencape auf der Bühne steht. Das Fazit hatten wir ja schon vorweg genommen - Dockville 2011 war besonders. Wir sind auf das nächste Jahr gespannt.

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msdockville.de
Text: -David Bluhm-
Foto: -Svea Schuhmann-


 
 

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