NACHGEHAKT BEI: HUGH CORNWELL
Vor dem Konzert im Grend hatten wir die Gelegenheit, kurz mit Hugh über das Ergreifen von Chancen, neue Vertriebswege, kurze Aufnahmesessions und die Herausforderung, alten Songs neue Seiten abzugewinnen, zu sprechen.
GL.de: Trotz eines randvollen Konzertkalenders und deiner Tätigkeit als Buchautor findest du immer wieder Zeit für kleine Nebenbeschäftigungen wie zuletzt den Gastauftritt auf dem aktuellen The Posies-Album "Blood/Candy". Des Geldes wegen machst du das ja ganz sicher nicht?
Hugh Cornwell: Richtig, ich hab das unentgeltlich gemacht. Wir haben gemeinsame Freunde und ich habe nach ihnen im gleichen Studio in Spanien gearbeitet. Es ist toll, auf diese Weise Menschen kennenzulernen. Wenn sich mir solche Gelegenheiten bieten, ergreife ich sie immer!
GL.de: Wenn du vom Ergreifen von Chancen sprichst - ist das der Hauptunterschied zwischen deiner heutigen Herangehensweise und früher?
Hugh Cornwell: Ja, ich denke, das kann man so sagen. Ich lasse den Dingen heute einfach ihren Lauf. Wenn sich die Gelegenheit zu einer Kollaboration ergibt, sage ich nie Nein! Welche Nachteile sollte ich dadurch haben? Es gibt keine!
GL.de: Zuletzt hast du auch nach alternativen Vertriebsmöglichkeiten für deine Musik gesucht. Dein letztes Studioalbum "Hooverdam" gab es als kostenlosen Download auf deiner Webseite, das nächste, "Totem And Taboo", wird von den Fans vorfinanziert werden...
Hugh Cornwell: Das waren Gelegenheiten, etwas Neues auszuprobieren. Im Falle des kommenden Albums ist es so, dass die Menschen, die meine Musik mögen, eine Chance haben, bei der Produktion mitzuhelfen, was wundervoll ist, denn sie dürfen sich so viel mehr eingebunden fühlen, und wenn die Platte fertig ist, gehört sie mir - und nicht irgendeinem Label! Ich habe die komplette Kontrolle über das Projekt.
GL.de: Schließt sich da der Kreis? Immerhin hast du in einer Zeit angefangen, als der Independent-Gedanke im Musikbusiness erst richtig aufkam.
Hugh Cornwell: In gewisser Weise stimmt das, aber ich sehe es nicht als Rückkehr zu den Anfängen, schließlich bringe ich jetzt die Erfahrung all der Jahre dazwischen mit. Es ist gewissermaßen ein Neuanfang, aber einer mit viel Erfahrung!
GL.de: Teil der Erfahrung scheint zu sein, dass du heute viel Wert auf schnelles Arbeiten und einen sehr direkten Sound legst...
Hugh Cornwell: Absolut! Ich habe eine sehr kurze Aufmerksamkeitsspanne, Dinge langweilen mich sehr schnell. Eigentlich ist das eine meiner Schwächen, aber ich versuche, etwas Positives daraus zu machen. Früher habe ich oft sechs Monate an einer Platte gearbeitet, "Hooverdam" dagegen entstand innerhalb von zehn Tagen, da konnte keine Langeweile aufkommen! Ich habe das so sehr genossen, dass wir "Totem And Taboo" ebenfalls wieder in zehn Tagen aufnehmen werden. Auf diese Weise ähneln die Platten eher Gemälden. Sie sind ein Momentaufnahme.
GL.de: Für deine aktuellen Live-Shows spielst du nicht nur deine neuen Songs, sondern natürlich auch eine Menge alter Nummern. Ist das für einen stets nach vorn blickenden Künstler wie dich nicht mitunter langweilig?
Hugh Cornwell: Nein, denn manche sind echte Herausforderungen! Manchmal spielen wir "London Lady" als Zugabe, das ich ja damals im Original gar nicht gesungen habe, und wenn wir "Princess Of The Street" spielen, singt Caroline es! Das ist dann wie ein neuer Song. Immer wieder nur das Gleiche zu machen, wäre mir aber in der Tat zu langweilig!