Um eben diesem kleinen Defizit Vorschub zu leisten, hat Yuck-Sänger Daniel Blumberg heute Abend ganz einfach den typischen 50s-Rock'n'Roll-Effekt auf sein Mikro legen lassen. Das ist zwar stilistisch nicht gerade "original", passt aber trotzdem gut zu Yuck und lässt vor allem Blumbergs Gesang deutlich präsenter rüberkommen. Überhaupt: Der Sound! Selten hat man das Molotow so druckvoll und sauber dröhnen gehört. Das scheint sich auch auf die Band zu übertragen, denn bis auf die durch und durch stoische Bassistin Mariko Doi hängt diese sich von Beginn an voll rein - wenigstens im Vergleich zum Auftritt im Beatlemania, wo wir noch die ziemlich gelangweilte Show der Briten monierten.
Sogar der immer etwas schüchtern wirkende Blumberg ist lebhaft drauf und mischt sich gelegentlich in die scherzhaften Gespräche von Gitarrist Max Bloomberg und Schlagzeuger Jonny Rogoff (der mit dem rattenscharfen Afro) ein. Rogoff z.B. hat extra für die Deutschland-Tour ein bisschen deutsch gelernt, weil er Deutschland so mag: "Echte Menschen auf der Autobahn", führt er sein Können vor - der Zusammenhang zu seiner Liebe zu Kraftwerk ist unverkennbar. Interessiert fragt Blumberg nach, was das denn bedeuten würde. "Real People on the Highway", so Rogoffs treffende Antwort.
Das Publikum jedenfalls lacht und wippt gerne mit. Und dazu sind die Songs von Yucks Debütalbum "Yuck", das übrigens gerade noch einmal in einer Special Edition mit zusätzlichen Tracks wiederveröffentlicht wird, bestens geeignet. Besonderen Applaus bekommen natürlich die flotteren Songs wie die Single "The Wall", der Album-Opener "Get Away", "Sunday" und der tolle Shoegazer "Georgia". Doch auch ruhigere Nummern wie das famos augenzwinkernde "Suicide Policeman" und "Shook Down" überzeugen dieses Mal auf ganzer Linie. Auch einige der neuen Songs wie z.B. das schmissige und ironische "Milkshake" haben Yuck mitgebracht - und das neue Material lässt schon jetzt hoffen, das von der jungen, talentierten Band noch einiges zu hören sein wird. Es ist schön zu sehen, welche Entwicklung die Londoner in nur einem halben Jahr durchgemacht haben: Nicht nur technisch sind sie deutlich besser geworden, auch als Band-Einheit sind sie augenscheinlich zusammengewachsen und aufgeblüht. Und das schlägt sich natürlich auf das Live-Erlebnis wieder, welches dieses Mal so viel besser ist als noch damals im März.