Doch kaum erklingen die ersten Takte des Sets von The Rapture, ist der Ärger auch schon wieder verflogen. Obwohl die Band das Konzert mit Songs von ihrem neuen Album "In The Grace Of Your Love" eröffnet, kommt sofort Bewegung ins Publikum - sie haben es eben immer noch drauf. Selbst der eher schüchterne Sänger Luke Jenner ist bei bester Laune, wenngleich ihn das nicht gerade zum gesprächigsten Frontmann aller Zeiten macht. Beim Tanzen auf der Bühne schlabbert sein viel zu großes weißes T-Shirt um seinen schmalen Körper, was ihm trotz des mittlerweile erkennbar fortgeschrittenen Alters eine sympathisch-jugendliche Aura verleiht.
Auch die neuen Stücke sind erwachsener geworden: Vielleicht einen Tick eingängiger, weniger gebrochen - und vor allem mit jeder Menge Saxophoneinlagen: Ein Instrument, das nach jahrelanger Verdammnis im Jahr 2011 scheinbar gerade ein Comeback feiert. Das von Gabriel Andruzzi bediente Saxophon ist gleichzeitig auch derjenige Faktor, der The Raptures Musik noch einmal ein ganzes Stück Dance- und House-lastiger macht, als sie es ohnehin schon immer war. Das Publikum weiß das natürlich zu schätzen - erst recht, als die Band mit "Olio" - natürlich in der "Echoes"-Version - nochmal mehr Fahrt aufnimmt. Plötzlich die Kuhglocke. Auf einmal ist es wieder 2003. Andruzzi muss das Saxophon beiseite gelegt haben. Wir sind jung. Die Kuhglocke ist laut. Bier und Schnaps fließen in Strömen. Es ist brütend heiß im Knust. Wie wird das Ding eigentlich verstärkt? Wir schwitzen. Die Masse bebt. Ist die Kuhglocke wirklich so laut? Alles tanzt. Es gibt kein Halten mehr: "House Of... Jealous Lovers!" kreischt Luke. Die Party ist eröffnet.
Es ist immer wieder erstaunlich, zu erleben, was ein einziges Lied in hunderten von Menschen gleichzeitig auslösen kann. Das gilt Mittwochnacht für das Publikum im Knust. Das galt aber auch schon damals, im Jahr 2002, als plötzlich eine ganze Szene definiert wurde. Mit einer Kuhglocke als Erkennungszeichen. Schön, dass The Rapture nach einer schwierigen Phase ihren Spaß an der Musik wiedergefunden haben und diesen Moment der Verzückung, damals 2002, 2003, einfach so zurückholen und auf das Publikum übertragen können. Luke Jenner jedenfalls trägt den ganzen Abend über ein Dauergrinsen im Gesicht. Auch stimmlich ist er in Topform: Was auf Platte immer gequält, gepresst, jaulend, leidend klingt, geht dem Sänger in Wirklichkeit völlig ohne Anstrengung von den Lippen.