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Konzert-Bericht
 
Wenn die Pflicht zur Kür wird

Nada Surf
Nigel Wright

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
19.01.2012

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Nada Surf
Auf ihren letzten Gastspielreisen hatten die US-Indierock-Heroen Nada Surf hörbar Spaß daran, alles in Grund und Boden zu rocken. Ein "Stilmittel", das gewöhnlich von Bands benutzt wird, die mit hoher Lautstärke fehlende Hit-Qualitäten ihrer Songs übertünchen wollen. Als hätte es einer Erinnerung bedurft, dass Nada Surf-Songs auch ohne Tricks und doppelten Boden großartig funktionieren, spielten Sänger/Gitarrist Matthew Caws, Bassist Daniel Lorca und Drummer Ira Elliot eine Woche vor der Veröffentlichung ihres feinen neuen Albums, "The Stars Are Indifferent To Astronomy", und fünf Wochen vor ihrer regulären Deutschland-Tour bestens gelaunt ein hinreißendes Akustikset in der winzigen Haldern Pop Bar vor nicht einmal 100 überglücklichen Ticketgewinnern.
Die erste halbe Stunde des Abends gehörte allerdings dem jungen Amerikaner Nigel Wright, dessen Pulli und Frisur zwar eine gewisse Affinität zu den klassischen Twee/Indiepop-Bands der 80er nahelegten, der sich aber als oft wunderbar melancholischer Singer/Songwriter entpuppte, der - solo und nur bewaffnet mit einer Stromgitarre - ein wenig an Jeff Buckley zu Prä-"Grace"-Zeiten erinnerte. Ein bisschen spröde klangen die Songs aus seinem Album "Millfoil" so nackt bisweilen zwar schon, aber mit oft eindrucksvoller Stimme und niedlichen, manchmal herrlich linkischen Geschichten zu diesem, seinem allerersten Auftritt in Europa überhaupt, konnte er beim Publikum in der Haldern Pop Bar trotzdem punkten. Sein Dank am Ende kam deshalb von Herzen. Und: Beim sommerlichen Festival wird er erneut in Haldern gastieren.
Für Nada Surf war dieser Konzertabend unbezahlte Promotion, eine Pflichtaufgabe war er aber dennoch keineswegs. Im Gegenteil: Auf ihre Setlist hatten die drei New Yorker Songs für locker anderthalb Stunden geschrieben, und lediglich die strikte 22.00-Uhr-Curfew verhinderte, dass sie auch alle Songs zu Gehör bringen konnten. "Wir haben in den letzten Wochen viel bei Radiosendern gespielt, deshalb ist es toll, zur Abwechslung mal wieder vor Publikum aufzutreten", erklärte Matthew zu Beginn. "Wir fühlen uns ein bisschen so, als hätte jemand unseren Käfig aufgesperrt!" Kein Wunder, dass die Band selbst unplugged und trotz relaxter Atmosphäre ungemein energisch klang!

Los ging's mit dem Quasi-Titelstück des neuen Albums, "Clear Eye Clouded Mind", das mit hoher Eingängigkeit und großem Wiedererkennungswert ganz einfach das Prädikat "Typisch Nada Surf" verdiente. Dass die Band nach sieben Alben wirklich einen Markenzeichensound entwickelt hat, unterstrich auch Matthews Geständnis, dass sowohl der alte Favorit "Secrets" als auch der direkt im Anschluss gespielte neue Hit in spe, "Teenage Dreams", mit den gleichen Akkorden beginnen. Das sei aber durchaus okay, fügte er noch eilig hinzu, das Gleiche sei den Kinks nämlich auch mal passiert, woraufhin sich Daniel eine Spitze nicht verkneifen konnte: "Meinst du bei allen Songs ihrer ersten drei Alben?" Überhaupt war der Bassist Sprüche-technisch an diesem Abend gut in Form. Als Matthew vorschlug, dass sich die Zuschauer doch bitte der Größe nach sortiert aufstellen sollten, die Kleinsten nach vorn, um allen in der engen Bar die Chance zu geben, die auf der Bühne sitzende Band nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, meinte Daniel nur lässig: "In Amerika wäre diese Frage verboten, da hättest du gleich eine Klage wegen Diskriminierung am Hals!"

Unter die neuen Songs mischten sich immer wieder alte Hits, "Inside Of Love" zum Beispiel mit schön viel Tremolo auf der Gitarre, oder sogar "80 Windows" stand auf der Setlist. Die Stunde, die Nada Surf auf der Bühne standen, verging so wie im Fluge, auch deshalb, weil die neuen Songs live sogar noch besser klangen als auf dem wirklich schönen Album. "When I Was Young" - augenzwinkernd angekündigt als "Song Nummer 3 von Album Nummer 7" - gelang trotz seiner abrupten Tempo- und Stimmungswechsel auch akustisch ganz ausgezeichnet, und "Looking Through" dürfte nicht nur an diesem Abend am Ende des Sets gestanden haben, denn nicht nur der ansteckend-ausgelassene "Na-na-na"-Teil des Stücks ist für einen finalen Singalong einfach perfekt.

Kein Wunder, dass das Publikum danach stürmisch eine Zugabe forderte. Weil der Strom allerdings pünktlich um 22.00 Uhr abgeschaltet werden musste, spielten die drei die letzte Nummer wirklich unplugged, wobei Matthew seine Stimme größtenteils schonen konnte, denn das Singen bei "Always Love" übernahmen kurzerhand die Zuschauer, die sich nicht nur beim Refrain, sondern auch bei den Strophen als überraschend textsicher erwiesen. So endete der Auftritt mit strahlenden Gesichtern vor und auf der Bühne. Oder anders gesagt: Bei Nada Surf wird selbst die Pflicht zur Kür!

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Surfempfehlung:
www.nadasurf.com
www.nigel-wright-music.com
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
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