Ein Radiokonzert bei N-JOY ist dafür vielleicht der beste Beweis. Freitag der 13. - ein schönes Datum hat man sich für den Tourausklang ausgesucht. Doch Boy haben es ohne nennenswerte Pannen ins Studio geschafft, so Sängerin Valeska Steiner. Auch während des Auftritts des Duos, der übrigens unter dem Link komplett im Videostream angeschaut werden kann, gibt es keine weiteren Zwischenfälle - nur Steiner hat ein paar Mal ein wenig mit Ihrem Barhocker und dem Mikrofron zu kämpfen. Dafür erzählen sie und ihre etwas weniger aufgedrehte Bandkollegin Sonja Glass von der hinter ihnen liegenden Tour, Entstehungsgeschichten zu einzelnen Songs und weitere Anekdoten aus dem Bandalltag - z.B. wie Steiner nach Hamburg gekommen ist - wovon der Opener des Konzerts, "Drive Darling", handelt. Boy starten ihr Konzert akustisch, um im zweiten Stück Verstärkung von ihrer Backingband zu bekommen.
Der Sound ist in so einem Radiostudio erwartungs- und standesgemäß - alles andere wäre auch eine Enttäuschung. Überhaupt stellt ein Radiokonzert einen fast perfekten Rahmen für die Musik von Boy dar: Der luftige Pop der beiden Damen ist manch einem für ein Clubkonzert dann vielleicht doch einen Tick zu harmlos. Hier passt er jedoch perfekt her, weil man als Zuschauer weder Zigarettenqualm noch fließenden Alkohol oder sonstige Exzesse erwartet, sondern einfach nur gute Unterhaltung von vorn.
Boy spielen bis auf wenige Ausnahmen fast ihr gesamtes Album "Mutual Friends", das 2011 bei Herbert Grönemeyers Label Grönland Records erschienen ist. "Waitress", eins der wenigen druckvolleren Stücke wird, allen Kellnern im Publikum gewidmet. "Silver Streets" hingegen ist für Hamburg. Boy verstehen sich gut darauf, mit dem Publikum zu interagieren, insbesondere Valeska Steiner mit ihrem Schweizer Dialekt macht das doch recht charmant, während Sonja Glass sich meist eher zurückhält, dafür aber auch einige Lacher auf ihre Seite hat, wenn Steiner sie bei ihren Ansagen gelegentlich ein wenig übergeht und Glass scherzhaft die Beleidigte spielt.
Kurz vor Schluss kommt dann natürlich auch noch der große Hit "Little Numbers". Ein wenig schade ist es, dass gerade dieser in der Akustikversion, die man auch schon der Special Edition des Albums kennt, gespielt wird. Denn trotz der ausnehmend schönen Performance des Duos - ein bisschen mehr Schwung hätte es zum Ende hin dann doch sein dürfen.