Nach erfreulich kurzer Pause kommt dann Kevin Devine mit der Goddamn Band auf die Bühne und eröffnet sein Set mit "Brooklyn Boy", dem Opener des 2006er Album "Put Your Ghost To Rest". Es gibt Konzerte, da werden die alten Songs des Künstlers/der Künstlerin bzw. der Band abgefeiert, die neuen Songs vielleicht gerade mal so zur Kenntnis genommen. Hier und heute ist das anders, denn das Schöne an Kevin Devine-Konzerten ist Folgendes: Wenn man schon mal bei einem seiner zahlreichen Konzerte war (mit Glück vielleicht sogar bei mehreren), weiß man, was man bekommt: Nämlich einen sympathischen Singer/Songwriter mit alten, geliebten Songs, eine Show zwischen akustischen Miniaturen und mitreißendem Indierock, vor allem aber eine tolle Stimme und seine unvergleichliche Art zu singen.
Wenn man noch nie auf einem seiner Konzerte war, ist man von eben diesem Gesang in der Regel einfach nur überwältigt - egal, ob man die Lieder kennt oder nicht. Selbst wenn man - wie wir - das aktuelle Album, "Between The Concrete Clouds", das vergangenen Herbst bei Arctic Rodeo erschien, noch nicht gehört hat, kann man sich dem heutigen Auftritts des Songwriters aus Brooklyn keine Sekunde lang entziehen. Das liegt zu einem an seinem spitzbübischen Charme, den er wahrscheinlich auch mit 80 noch nicht lossein wird, zum anderen an seiner Art, mit dem Mikrophon zu spielen: Mal isst er es halb auf, mal steht er fast zwei Meter davon entfernt und brüllt sich die Seele aus dem Leib. Ganz egal: Kevin Devines Organ klingt immer phänomenal.
Und das trifft sowohl auf die ruhigeren, folkigeren Stücke wie "Longer That I'm Out Here" oder das bedrückende "Another Bag Of Bones" zu als auch auf flottere Stücke wie das schunkelige "No Time Flat". So hat Devine das Publikum schon nach wenigen Minuten in der Hand. Das ist für Hamburger Verhältnisse heute aber auch besonders gut aufgelegt: Es wird geklatscht, gejohlt und gepfiffen und hier und da sogar mal mitgesungen. Dafür bedankt sich der Sänger artig und meint: "You're already the best audience in Hamburg I've ever had" (nach immerhin acht Hamburg-Konzerten im Laufe seiner Karriere) - und Kevin Devine ist einer, dem man das auch abkauft, weil er einfach so grundanständig ist. Aber der Boy aus Brooklyn kann nicht nur singen und Gitarre spielen - zwischendurch zeigt er sogar seine Rap-Qualitäten, indem er scherzhaft ein Eminem-Cover in Form von "Lose Yourself" anstimmt, nach etwa der Hälfte der ersten Strophe aber leider wieder abbricht.
Besonders beeindruckend wird es aber, wenn Devine in einem Song beides verpackt: Die leisen Töne, die dann zum tosenden Ausbruch werden. Es sind dann auch fast ausnahmslos diese Stücke, die den meisten Applaus einfahren: Da wären "Buried By The Buzz", das fantastische "Cotton Crush" vom Über-Album "Split The County, Split The Street" und als letztes Stück des regulären Sets, "Brother's Blood", das (etwas unverständlich), vom Publikum am meisten gefeiert wird.