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Konzert-Bericht
 
In Zeitlupe

Art Of Fighting

Essen, Grend
03.10.2001
Art Of Fighting
"Vor der Tour hatten wir schon ein bißchen Sorge, daß niemand zu den Konzerten kommt", gestand Gitarrist Miles der Gästeliste nach der Show. Und diese Befürchtung war ziemlich berechtigt, schließlich kennt die Australier hierzulande (noch) niemand. Downunder ist das bereits ganz anders. Und genau das war der Grund dafür, daß die vier vor der Show in Essen fast ungewöhnlich gute Laune hatten für eine Band, die musikalisch die Red House Painters wie Wham! klingen läßt.
Art Of Fighting
Nicht nur, weil Art Of Fighting mit diesem Konzert im Grend ihre allererste Deutschland-Tournee beendeten, sondern vor allem, weil sie wenige Stunden zuvor in ihrer Heimat preisgekrönt wurden. Und nicht irgendein Award ist es gewesen, nein, Art Of Fighting haben in Abwesenheit bei der Verleihung des ARIA, dem australischen Pendant zum Grammy, in der Kategorie "Best Alternative Release" abgeräumt und dabei immerhin die großartigen You Am I hinter sich gelassen hatten! Eine Tatsache, die die Band mit einem lachenden und einem weinenden Auge sieht, wie uns Sänger Ollie erzählte: "Wir sind eingeladen worden, bei der großen Preisverleihung zu spielen, natürlich ohne zu wissen, ob wir gewinnen würden. Als wir von unserer Deutschland-Tour erzählten, fragten uns die Veranstalter: 'Könnt ihr die nicht absagen?' Das kam für uns natürlich nicht in Frage, und die Macher der Show waren so sauer auf uns, daß sie unseren Preis noch nicht einmal bei der Verleihung erwähnt haben!"

Als Trostpflaster gab es ja immerhin das Konzert in Essen, bei dem das Quartett das eigentlich wegen der Headliner Mina gekommene Publikum überraschend schnell auf seine Seite ziehen konnte. Andererseits kein Wunder, denn Art Of Fighting machen genau die Musik, die die alternde Slacker-Generation diesen Winter vorm wohlig warmen Kamin hören wird. Postrock mit Anleihen bei Mogwai, Smog oder sogar Radiohead finden sich in ihren Songs, wenngleich Art Of Fighting im Gegensatz zu vielen anderen Postrockern mit Instrumentals nichts am Hut haben. "Als ich angefangen habe, ging es mir in erster Linie darum, gute Songs zu schreiben. Und da gehören Texte nun einmal dazu. Außerdem bin ich für Instrumentalmusik ein viel zu schlechter Gitarrist", erklärte uns Ollie lachend. Sogar Keyboards kommen bei den Australiern höchst selten zum Einsatz, "weil wir nicht das Geld haben, um uns teures Equipment zu kaufen", wie Bassistin Peggy grinsend meinte.

Art Of Fighting
Also verlassen sie sich ganz auf die großen Emotionen, die man auch mit zwei Gitarren, Baß und Schlagzeug erzeugen kann. Oder manchmal auch nur mit einer Gitarre, brachte doch Ollie in Essen das Kunststück fertig, eine Saite zum Reißen zu bringen: "Das kommt bei unserer Art von Musik selten vor, ist dann aber um so unangenehmer." Für das Konzert im Ruhrpott hatte das zur Folge, daß die Band nicht, wie eigentlich geplant, nur Songs aus ihrem wunderschönen Debutalbum "Wires" (Trifekta/Kleingeld) spielte, sondern auch noch auf zwei alte Songs zurückgriff. Und es war wohl gerade "Waiting", das epische Schlußstück ihrer letztjährigen EP "Empty Nights" (Half A Cow), das zum Highlight des Abends wurde. Denn bis auf ein paar Banausen an der Bar hatten Art Of Fighting zu diesem Zeitpunkt bereits das gesamte Publikum gefesselt. "In Australien haben wir dieses Problem zum Glück nicht, denn die meisten Leute wissen dort ja bereits, was sie zu erwarten haben", erwiderte Drummer Marty auf die Frage, ob ein paar Desinteressierte bei den leisen Songs nicht zum Problem werden können. "Das Publikum merkt ja auch hier ziemlich schnell, was wir machen, und wenn es jemand nicht gefällt, ist das natürlich seine eigene Entscheidung."

In Essen jedenfalls entschieden sich die meisten Leute im Publikum FÜR den Slowrock von Art Of Fighting, auch wenn sie vorher noch keinen einzigen Song der Band gehört hatten. Die Headliner Mina versuchten dann, den im Vergleich zu ihrer Vorband fehlenden emotionalen Tiefgang in ihren Electro-Pop-Songs durch unmenschliche Lautstärke auszugleichen und scheiterten damit kläglich. Die Gewinner des Abends waren - nicht nur bei der ARIA-Verleihung - ganz klar Art Of Fighting!

Text: -Carsten Wohlfeld-
Fotos: -Stefan Claudius-


 
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