Zwei weitere deutsche Bands, die sich gerade anschicken, in diese Fußstapfen zu treten sind - mit unterschiedlichem Fortschritt - In Golden Tears und We Are Alaska aus Hamburg. Man trifft sich also zu einem Heimspiel im Turmzimmer des Uebel & Gefährlich. Beide Bands gibt es seit etwa Ende 2010 bzw. Anfang 2011. Facebook, Soundcloud und Co. sind selbstverständlich von Anfang an dabei. Haupt-Act In Golden Tears kommen soeben zurück von Ihrer UK-Tour - und haben bislang gerade mal zwei Singles veröffentlicht. Während In Golden Tears sich also relativ ansatzlos bereits international austoben, scheinen We Are Alaska indes den umgekehrten Weg zu gehen: Wenn sie nicht gerade mit In Golden Tears unterwegs sind, spielen sie sich in den zahllosen Hamburger Bars und Clubs die Finger wund - auch ein Weg zum Erfolg, wie man sieht.
Warum We Are Alaska scheinbar ungleich härter arbeiten müssen, zeigt sich dann auch schnell, als die Band auf der Bühne steht: Was das Trio (ehemals Quartett) bestehend aus Dominik, Luka und Henning, abliefert, ist für eine so junge Band ganz ordentlich, aber letzten Endes einfach nicht interessant genug. Die drei arbeiten sich ab an düsteren Folk-Sounds, Post-Grunge ohne echte Wut und kleineren Elektronikspielereien ab. "Die Musik ist kalt, windig, ehrlich, intensiv", steht auf ihrer Website. Leider ist der Gesang zu schwachbrüstig, um irgendetwas davon zu transportieren. Technisch ist We Are Alaska nichts vorzuwerfen: Das Zusammenspiel ist gut einstudiert, die Arrangements sind sauber. Doch irgendwie fehlt einfach das gewisse Etwas. Vielleicht ist es die eine Hookline oder einfach mal ein Zacken mehr Tempo. Vielleicht ist es eine gute Single, die nicht das schleppende "October" ist, das im Januar 2012 erschien. So jedenfalls kommt die Show kaum ins Rollen und man fragt sich ein bisschen, wer jetzt eigentlich diesen zumindest in Hamburg kaum zu übersehenden Hype losgetreten hat.
Um 22:05 Uhr beginnen dann In Golden Tears mit ihrem Auftritt. Das Turmzimmer ist mittlerweile gut gefüllt, möglicherweise sogar ausverkauft. Dass das nicht immer so ist, konnte man zwei Tage vorher beobachten, als die New Yorker von Tanlines spielten - die immerhin mit ihrem tollen Album "Mixed Emotions" internationale Erfolge feiern. Auch daran kann man sehen, welche Stellenwert sich In Golden Tears in Hamburg mittlerweile erarbeitet haben. Und so kommt auch das Publikum vom ersten Takt an ins Rollen. Als dann als dritter oder vierter Song mit "Urban Emotions" die allererste Single der Band angestimmt wird, ist klar: Das hier wird ein guter Abend für In Golden Tears. Das Stück scheint unter den Fans schon eine kleine Hymne zu sein - und das nicht zu unrecht. Mit ihrem unverzerrten Gitarren-Sound, einem Schlagzeug mit schön viel Hall und dem pumpenden Bass von Mats Dörband klingen In Golden Tears sehr britisch und wurden gelegentlich schon mit Bands wie Interpol oder Foals verglichen. Unbestrittenes Highlight ist jedoch Patrick Kowalewskis glasklare Stimme, die über allem steht und den Songs stets einen melancholischen Touch verleiht. Nach etwa 40 Minuten ist das Konzert vorbei. Letztes Stück ist - wie sollte es anders sein - ihre neue, ebenfalls hervorragende Single "Underneath The Balance".