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Orange Blossom Special 16 - 1. Teil

Beverungen, Glitterhouse-Villa
25.05.2012

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Orange Blossom Special 16
Die Serie geht weiter: Rein wettermäßig stand das Orange Blossom Special bereits zum fünften Mal in Folge unter einem guten Stern. Rechtzeitig zum Pfingstwochenende war der Sommer im Weserbergland ausgebrochen und sorgte für erste Klagen bei den Wetterfühligen. Für diejenigen, die überlegen müssen, worum es auf dem Festival geht, gab es dieses Mal das Motto "Hömma!" als Eselsbrücke - denn der Esel war in diesem Jahr das Festivaltier Du Jour. Dass kurz vor dem Ereignis gleich zwei Acts - Kill It Kid und Amanda Rogers - abgesagt hatten, hatte noch ein Mal für schlaflose Nächte im Produktionsbüro gesorgt, jedoch konnten mit Navel und dem OBS-Veteranen Scott Matthew schnell Ersatz besorgt werden können. Aber zum Thema Amanda Rogers sei Rembert Stiewe gesagt: Das ist wie im richtigen Leben: Wenn man keine Frauen bucht, dann laufen einem die, die man sicher geglaubt hatte, auch noch weg.
Rein äußerlich gab es kleine Änderungen: Auf der gewesenen Rapswiese gegenüber der Festival-Villa befindet sich eine Spiegeleier-Braterei im Aufbau. Das heißt: Demnächst gibt es das OBS vielleicht sogar mit Solarstrom. Und auf dem Gelände selbst fand sich dieses Mal eine Absperrung, um die Publikumsströme sicherer zu lenken und Propfenbildung vor der Bühne zu vermeiden. Mit gemischtem Erfolg. Musik gab es auch am ersten Festivaltag: Alamo Race Track aus Amsterdam eröffneten das Programm mit einer zumindest energischen Show und einer Mischung aus Americana und Prog-Rock, die sich mit zunehmender Länge und unter dem Einfluss des gut gelaunten Drummers als waschechte Marschmusik entpuppte. Davon ließen sich die drei Sänger der Ska-Combo The Moon Invaders, die später auftreten sollten, nicht abhalten, im Festivalbüro eine Jam-Session anzustimmen, bei der sie akustische Folksongs skandierten. Der Grund dafür war der WDR, der mit den Musikern eine Akustik-Einspielung für die diesjährige Rockpalast OBS-Doku aufzeichnete, die dieses Mal insbesondere das Umfeld des Festivals in den Fokus stellt. Währenddessen ging es auf der Bühne munter und dynamisch weiter. Das war langsam ein wenig irritierend, denn Frontmann Ralph Mulder, wirkte im Rahmen seiner Mutterband etwas spröde (auch, weil sein kurzatmiger Gesang für einen eigenartig Schubweisen Vortrag zur Folge hatte), so dass sich viele Fans spätestens dann, als ART Judas Priests "Breaking The Law" anstimmten, fragten, was Alamo Race Track denn eigentlich zu sagen hatten. Immerhin: Die Jungs haben durchaus Fans, die nach den "Hits" wie "Northern Territories" riefen - und einige davon fanden sogar den Weg aus Holland nach Beverungen.

Insofern waren sich viele der "alten" OBS-Fans einig, dass der nächste Act, der etwas konventioneller und übersichtlicher agierende Christian Kjellvander aus Schweden, den eigentlichen Beginn des Festivals einleitete. Apropos alte Fans: Der Generationenwechsel hat in der OBS-Historie nun endgültig stattgefunden. Wie sehr, davon zeugte folgender O-Ton aus der ersten Reihe: "Boah, ich geh später nie zu einem Konzert. Da muss man ja voll lange stehen." Auch wenn der junge Mann, der diesen Spruch tätigte, die Wortreihenfolge durcheinander brachte (denn richtig muss es ja heißen "Da muss man lange voll stehen") war das ein Zeichen dafür, dass die "alten Hasen" sich zahlenmäßig zumindest auf dem Rückzug befinden. Kjellvander entpuppte sich derweil als echter Wolf im Schafsbart und legte ein enorm dynamisches Folkrock-Set hin. Normalerweise ist der Mann ja für einfühlsame, melancholische Balladen zuständig, ließ bei diesem Band-Set aber auch seine Vergangenheit als Grungerocker durchklingen und zeigte dem Publikum, dass man auch als skandinavischer Song-Schrat wissen darf, wozu Fuzzpedal und Overdrive gut sind (etwa dazu, die akustische Gitarre zu einem Mörder-Soundgewitter zu missbrauchen und den Fans den Neil Young zu ersetzen). Wie schon so einigen Skandinaviern vor ihm, fiel auch Kjellvander auf, dass "Beverungen" im Schwedischen "Bieber" heißt, was wieder zu amüsanten Anekdötchen führte.

Der nächste Act, The Moon Invaders aus Belgien, fanden auf den "vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren" - Reinhard Holstein nämlich - den Weg auf die OBS-Bühne. Das neunköpfige Ensemble bot eine solide "Mixtour" aus/durch Ska, Reggae, Rock-Steady, Rhythmn & Blues und - dank der Bläser - ein wenig Soul. Die Sänger der Combo ließen zusätzlich ihre Connection zu, New Orleans-Swing raushängen. Beim Publikum kam die Band, zu der Reinhard getanzt hatte, bis die die "Beine kurz wurden" (Rembert) gut an. Das war Party pur und niemand außer den Hardcore Americana-Fans lief weg. Allerdings zogen die Herren so konsequent und unerbittlich ihr Ding durch, dass da für Kompromisse kein Platz blieb. What You Heard Is What You Got. Punkt.

Der "Headliner" des Abends waren die Miserable Rich aus dem vereinigten Königreich, die ja schon ein Mal auf dem OBS gespielt hatten - nur damals Mittags. Das, so Rembert, sei schade gewesen, weil man zu den melancholischen Kammerpop des Kleinorchesters so schön Rotwein trinken könne, was nun mal im Dunkeln besser ginge. Die Band nennt zwischenzeitlich einen Drummer ihr eigen, was für ein allgemein rhythmischeres Erlebnis sorgte. Wie gewohnt überzeugten James de Malplaquet und seine Mannen für ein abwechslungsreiches Programm mit coolen Sprüchen. "Der nächste Song klingt, als würde Agatha Christie von The Cure angegriffen", beschrieb James etwa die Musik oder er fragte, ob jemand etwas von Ford-Motoren verstehe, denn momentan sähe es so aus, als müssen die Miserable Rich aufgrund des kollabierten Band-Busses nach Deutschland ziehen, und das sei kein Witz! Ein Problem dürfte das übrigens nicht sein, denn De Malplaquet hatte für die meisten Songs Ansagen auf Deutsch drauf. Musikalisch gab es dann ein buntes Potpourri aus allem, was eine englische Band gemeinhin nicht zu bieten hat: Swing, Walzer, Kammermusik, Polka, Shuffle und All That Jazz. Doch damit nicht genug: Als Zugabe gab es Donna Summers "I Feel Love" in einer hinreißenden Akustik-Disco-Version. Das muss man auch erst mal hinbekommen! Scott Matthew, der soeben eingetroffen war, konnte sich vor Begeisterung kaum auf den Beinen halten. Das war alles sehr sympathisch, insbesondere weil die Miserable Rich für eine Band aus dem Königreich bemerkenswert unblasiert auftreten. Um Mitternacht ging dann der erste Tag dann doch gefühlt viel zu schnell zu Ende.


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Surfempfehlung:
www.orange-blossom-special.de
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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