|
|
|
Konzert-Bericht
|
|
|
Irish Antifolk
Glen Hansard
Lisa Hannigan
Köln, Bürgerhaus Stollwerck 14.12.2012
|
Es war schon eine Art Experiment, Glen Hansard den Tourabschluss zu seinem Album "Rhythmn & Repose" im Kölner Stollwerck begehen zu lassen, denn selbiges war seit Wochen ausverkauft und das Konzert hätte leicht in ein größeres Venue verlegt werden können. Für die Fans, die ein Ticket ergattern konnten, hatte die Sache freilich auch etwas Gutes, denn so konnte man den Songwriter seiner Wahl noch mal in einem überschaubaren Ambiente erleben. Und: Das Bürgerhaus hatte so die Möglichkeit, die anwesenden Fans zu bewegen, die ausgelegten Petitionslisten gegen die Kürzung der städtischen Beihilfen im kommenden Jahr zu unterzeichnen, was ja auch ein wichtiges Anliegen ist, denn diese Kürzungen würden über kurz oder lang zur Schließung der wichtigen Austragungsorte führen.
|
"My Name ist Lisa Hannigan and I am also from Ireland", stellte sich schließlich Glens Support an diesem Abend vor. Lisa hat ja seit sie sich von Damien Rice getrennt hatte und mit der Veröffentlichung ihrer beiden Solo-Alben selbst eine beachtliche Karriere als Songwriterin in eigenem Namen hingelegt und auch eine Headliner-Tour - unter anderem mit Station in Köln - vorzuweisen, so dass sie auf ein durchaus geneigtes Publikum traf. Hier kehrte sie noch ein Mal zu ihren Wurzeln zurück und präsentierte ihre Songs zunächst solo, akustisch, auf Mandoline, Ukulele und Gitarre - bevor sie dann für neues Material die Band Glens hinzu bat. Trotz des zunächst reduzierten Settings gab Lisa allerdings keineswegs das, was man gemeinhin als Irish Folk bezeichnet. Entweder bot sie ihre Tracks als zeitlosen Folkpop dar, wie etwa "Lille", als Ballade im Schlaflied-Format ("Oh Sleep") oder "What I'll Do" gar als Ukulelen-Ersatz-Blues. Das lag zwar nicht 100%ig auf der Linie, die Glen Hansard später verfolgte, passte aber stimmungsmäßig recht gut, kam auch beim Publikum gut an und wurde artig und lange beklatscht. Richtige Begeisterung kam aber erst auf, als dann schließlich um kurz nach 22 Uhr Glen Hansard mit seinen bis zu 12 Musikanten die Bühne betrat.
|
Bei den Interviews zur zweiten Swell Seasons-Scheibe (als also noch nicht feststand, in welche Richtung es für den Meister weitergehen würde) beschrieb er sein Verhältnis zu Live-Shows so, dass er es irgendwann drangegeben habe, zu versuchen, die Energie seiner Live-Auftritte auf Konserve einzufangen (gleichwohl es von den Frames noch Live-Dokumente gibt) - weil Live-Auftritte ein vollkommen anderes Ding als Studio-Aufnahmen seien. Das machte Hansard auch bei diesem Auftritt deutlich. Obwohl sich viele der Nummern seines aktuellen Albums "Rhythmn & Repose" in einem eher balladesken Setting tummeln, machte Hansard deutlich, dass ein wahrer Performer keine Hardrock-Truppe braucht, um explodieren zu können. Sicherlich funktionierte das am Besten, wenn, wie im Falle des "Once"-Tracks "When My Mind's Made Up" die ganze Band in Extase gerät - aber auch in relaxteren Nummern wie z.B. "Low Rising" oder "Love Don't Mean A Thing" (dem er respektlos noch Aretha Franklins "Respect" hinzudichtete) sorgten Hansards inbrünstige Eskapaden für viel Begeisterung.
Im ersten Drittel der Show schien es, als habe es Hansard darauf angelegt, Van Morrison für die Art der Darbietung Tantiemen überweisen zu wollen. Doch spätestens, als er - im Solo-Block - des Übervaters "Astral Weeks" anstimmte, wandelte sich das Blatt. So brutal auseinandergenommen (und in einen Heavy Metal-Orkan umgebogen) hat sicherlich kaum jemals jemand einen Song des irischen Urgesteins. Ab hier stand dann sozusagen Morrison in der Pflicht. Bei diesem Stück zeigte sich übrigens auch Hansards Professionalität (die er an anderer Stelle mit kleinen Witzen durchaus herunterspielte): Während des Vortrages, den er auf seiner Akustikgitarre "The Horse" begann, die ein Loch ziert, das Willie Nelsons "Trigger" vergleichsweise neuwertig erscheinen lässt, riss ihm eine Saite. Während sein Roadie bedeutete, dass er ein Ersatzinstrument parat habe, spielte Hansard ein paar Akkorde in den Sampler und wechselte, während diese geloopt wurden, die Gitarren, um dann nahtlos fortzufahren. Das muss man auch erst mal hinbekommen. Ansonsten ging es hier eigentlich weniger um technische Perfektion als vielmehr ein stimmiges Miteinander. Oft zog sich Hansard aus dem Spotlight in den Schatten zurück und ließ seinen Musikern - unter denen sich die ehemaligen Frames, drei Bläser und ein Streichquartett befanden - Raum für eigene Akzente. Interessant war bei dem eigentlich opulenten Setting noch, dass bei all dem ganzen Brimborium keineswegs so etwas wie Bombast entstand und sich die Sache stilistisch auch keinem bestimmten Genre unterordnen wollte - weder gab es plüschigen Pop noch Soul, sondern von allem ein wenig, aber niemals zuviel. (Und wie gesagt, gar keinen irischen Folk - das ist einfach nicht Hansards Ding).
Die Highlights bildeten dabei die Songs, die Hansard aus diesen und jenen Gründen selbst besonders nahe gingen wie z.B. das solo vorgetragene "Leave" oder das einer unbekannten Wohltäterin gewidmete "Back Broke". Im Zugabenblock - der von vorneherein als eigener Konzertteil vorgesehen war - fanden sich dann noch ein Mal Frames-Nummern wie "The Gift" oder "Fitzcarraldo", sowie - noch mal mit Lisa Hannigan als Gast - natürlich auch "Falling Slowly" - jener Song, der Hansard und Marketa Irglova am Ende sogar einen Oscar einbrachte und die Legende von The Swell Season so richtig zementierte. Am Ende blieben fast drei Stunden Musikprogramm und ein restlos begeistertes Publikum zurück. Für Glen Hansard schien dieses letzte Konzert der Tour auch wie eine Art Resümee zu funktionieren, mit dem er mit einer weiteren Phase seiner ziemlich abwechslungsreichen Laufbahn abschloss. Mal sehen, was da als nächstes kommt. Lisa Hannigan hat jedenfalls bestätigt, dass sie Glen im nächsten Jahr auch wieder auf Tour begleiten wird.
|
Surfempfehlung:
glenhansardmusic.com
www.facebook.com/GlenHansardMusic lisahannigan.ie www.facebook.com/lisahannigan
|
Text: -Ullrich Maurer- Foto: -Ullrich Maurer-
|
|
|