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Konzert-Bericht
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Singende Schauspielerin? Von wegen!
Carice van Houten
Enschede, Oude Markt (3FM Serious Request) 19.12.2012
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Wenn in Deutschland Schauspielerinnen singen, ist das entweder nur für ein Nischenpublikum interessant, oder es kommt dumpfer Hupfdohlen-Pop wie von Jeanette Biedermann oder Yvonne Catterfeld dabei heraus. In Holland ist das ganz anders. Dort ging Star-Aktrice Carice van Houten (dem hiesigen Publikum in erster Linie aus Paul Verhoevens "Game Of Thrones" bekannt) für ihr just veröffentlichtes Debütalbum, "See You On The Ice", einen ähnlichen Weg wie Scarlett Johansson, stellte Anspruch und qualitativen Tiefgang über hohle Pop-Ambitionen - und wurde dennoch mit einer Top-10-Platzierung dafür belohnt. Ihre eigentlich für Februar geplante Tournee hat die schöne Holländerin zwar leider vorerst abgesagt, trotzdem gab es kurz vor Weihnachten die seltene Chance, Carice und ihre Band live zu erleben.
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Beim 3FM-Serious-Request-Benefizmarathon des holländischen Roten Kreuzes in Enschede gab die Sängerin auf dem Alten Marktplatz ein Kurzkonzert - und trotz Regen, Kälte und Live-Übertragung des Events im holländischen Fernsehen kamen Tausende. So viele sogar, dass die Zugangswege zum Oude Markt zwischenzeitlich aus Sicherheitsgründen von der Polizei abgeriegelt werden mussten. Wer Glück hatte, dabei sein zu können, erlebte eine Künstlerin, die zwar sicherlich noch etwas in die Rolle der Frontfrau einer Band hineinwachsen muss und gerade zu Beginn von dem ganzen Trubel vor der Bühne eher eingeschüchtert als begeistert wirkte, aber sobald sich die anfänglich spürbare Nervosität gelegt hatte und sie auch mal lachte, war es ein richtig imposanter, herrlich unaufgeregter Auftritt zwischen Indierock und Adult-Pop. So schlich sich gleich der erste Song, "Siren Or The Sea", als düstere, elektronisch verspielte Ballade im Stile von Björk an, bevor in der Mitte ein Radiohead-würdiges Krach-Zwischenspiel den Hörer aufschreckte. Verantwortlich dafür war Carices hervorragende vierköpfige Band, zu der Tausendsassa JB Mejers (De Dijk, Solomon Burke) an der Stromgitarre genauso wie Ken Stringfellow am Keyboard und an der 12-saitigen Akustikgitarre. Auch beim getragenen "Particle Of Light", für Carice geschrieben vom großen Howe Gelb und in der Studioversion mit keinem Geringeren als Antony Hegarty aufgenommen, schwang viel Melancholie mit, "Emily" dagegen hüpfte als muntere Uptempo-Nummer über die Bühne und sorgte für willkommene Abwechslung.
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Das heimliche Highlight des Abends war allerdings die letzte Nummer, die Beach Boys-Coverversion "Still I Dream Of It", die Carice als sanftes Schlaflied interpretierte und bei der sie so wunderbar zum Kern des Brian Wilson-Songs vordrang, den die 70s-Produktion des Originals stets unnötig verschleiert hatte. Ein perfektes Ende des - das war der einzige Wermutstropfen - leider sehr kurzen Auftritts, mit dem Carice unterstrich, dass sie eine echte Allround-Künstlerin und eben längst nicht nur eine singende Schauspielerin ist.
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Surfempfehlung:
www.caricevanhouten.com
www.facebook.com/caricevanhouten
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Text: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Carsten Wohlfeld-
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