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Konzert-Bericht
 
Eine saubere Band

Larkin Poe
The Common Tongues

Köln, Blue Shell
13.04.2013

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Larkin Poe
Als Rebecca und Megan Lovell - besser bekannt als Larkin Poe - das letzte Mal in unseren Breiten gastierten, sah alles noch ganz einfach aus: Soeben war die letzte von bislang fünf EPs "Thick As Thieves" erschienen und man bastelte fröhlich an Songs, die dann ein Mal das lang erwartete Debüt-Album ausmachen sollen. Doch veröffentlichungstechnisch sind die Lovell-Sisters so einfach nicht zu greifen. Statt der Debüt-CD erschien dann nämlich zunächst erst mal die Kollaboration "The Sound Of The Ocean Sound" mit dem norwegischen Songwriter Thom Hell. Und um das Maß voll zu machen, schoben die Schwestern nun auch noch die EP "Killing Time" hinterher, die sie mit dem englischen Songwriter Blair Dunlop (seines Zeichens Sohn des Fairport Convention-Mitgliedes Ashley Hutchins und somit dementsprechend vorbelastet) eingespielt hatten. Nun ging es aber auf dieser aktuellen Tour gar nicht um Thom Hell oder Blair Dunlop, sondern um das neue Larkin Poe-Material, das sich zwischenzeitlich angesammelt hatte. Und um Seife. Beim Merch-Stand gab es nämlich Larkin Poe-Seife zu kaufen. Warum? "Weil wir Seife mögen und weil wir eine saubere Band sind", erklärte dies Rebecca, "und weil man damit unter der Dusche sehr viel besser singen kann."
Nun gut: Bevor es mit dem Larkin Poe-Konzert losging, gab es zunächst mal etwas sehr Ungewöhnliches zu beobachten: Eine junge englische Band namens The Common Tongues, die ein Mal nicht blasiert und überheblich daherkommt, sondern auf eine sehr sympathische und freundliche Art den Kontakt zum Publikum suchte. "Wir mögen Köln, weil es hier eine gute Szene für unsere Musik gibt - anders als in England, denn dort ist immer alles so Englisch", begrüßte Frontmann Tom Anderson das Publikum und hatte dieses somit gleich auf seiner Seite. Anderson und seine Mannen kommen aus Brighton und haben sich (so steht es andeutungsweise auf Facebook) den Bauch mit Dylan und den Beach Boys vollgeschlagen und lassen das auf ihre ganz spezielle Art wieder raus. TCT machen eine Art Prog-Folk-Pop, der aufgrund der ungewöhnlich vertrackten Songstrukturen, der Mischung aus akustischem und elektrischen Flair und der Verquickung von organischen und synthetischen Keyboard-Klängen eine ganz eigene Note hat. Die Band hat gerade ihre erste EP veröffentlicht, auf der sich auch die Single "Solitary Thinker" befindet und steht offensichtlich noch am Anfang einer Karriere - und diese könnte ziemlich steil verlaufen, denn Bands, die in dem Folkpop-Sektor noch eigene und durchaus interessante Akzente setzen können, gibt es gar nicht so viele. Und schon gar nicht so nette wie die Common Tongues.
So, dann ging es mit Larkin Poe weiter. Die Damen haben sich zwischenzeitlich neu aufgestellt. Nachdem Gitarrist Rick Lollar die Band verlassen hatte, schnallt sich nun Rebecca Lovell neben der Mandoline und der Akustik-Gitarre auch die Elektrische um. Das ist auch notwendig, denn was das neue Material angeht, machen Larkin Poe keine Gefangenen. Bereits letztes Jahr hatten sie erzählt, dass sie auf der anstehenden CD "elektrischer" klingen wollten, weil sie vom Image der Folk-Ladies weg kommen wollten. (Larkin Poe sind immerhin aus dem Bluegrass Act The Lovell Sisters hervorgegangen.) Dass sie damit freilich Heavy Metal gemeint haben könnten, war dann doch eher überraschend. Nun gut: Richtiges Heavy Metal war es am Ende dann natürlich doch nicht, aber die Sau ließen die Mädels durchaus raus.

Es fing noch eher gesittet an mit dem neuen Song "Trick Of The Light", den die Lovells uns vor dem Konzert noch akustisch präsentiert hatten, gefolgt von dem All-Time-Klassiker "Wade Into The Water", der dann aber schon in einem vollkommen anderen Gewand daher kam als bislang gewohnt. Gleich der nächste Song, "Sugar", haute dann aber schon mächtig rein. Larkin Poe machten daraus eine ziemlich heavy verschleppte Blues-Rock-Nummer, bei der Rebecca bewies, dass sie zuletzt nicht umsonst gesagt habe, dass sie bei ihrem Gesang noch Steigerungspotenzial sähe und Megan, dass eine Dobro-Gitarre durchaus nicht nach Country oder Folk klingen muss, wenn nur ordentlich aufs Gaspedal getreten wird. Und so ging das weiter mit den neuen Songs. "Mad As A Hatter" zum Beispiel war - zumindest in Teilen - letztes Jahr beim Soundcheck in Düsseldorf entstanden (Textzeilen wie "Roses, Roses - Off With Their Heads" vergisst man schließlich nicht so schnell) und haute wie "Mr. Mechanic" oder "Goldilocks" in eine ähnliche Kerbe. Larkin Poe machten dabei als Rock-Outfit alles andere als eine schlechte Figur. Zumal sie nicht etwa den Fehler machten, die neuen Stücke wie auf der letzten Tour zu endlosen Epen auszuwalzen, sondern das - übrigens ausgezeichnet konstruierte - Material knackig und griffig auf den Punkt brachten. Es ist dabei schön zu beobachten, wenn sich eine Band wie Larkin Poe, die eh schon sehr vielseitig ist und der sich alle möglichen stilistischen Möglichkeiten öffnen, sich dennoch immer wieder selbst neue Herausforderungen sucht und diese dann offensichtlich mühelos auch bewältigt.

In Köln war zwar kein neuer Song entstanden (die Band hatte im Stau auf der Strecke von Paris nach Köln festgesteckt und außerdem hatte sich Rebecca den Hals verrenkt, wie sie erklärte), dafür gab es dann aber - neben diversen Larkin Poe-Klassikern wie "Play On", "The Principle Of Silver Lining" oder "Jailbreak" zumindest mit "Duty Calls" einen Song, bei dem Megan endlich mal den Lead-Gesang übernahm (und obendrein ans Keyboard wechselte), sowie mit "I Belong To Love" und "Killing Time" zumindest je einen Titel der Kollaborationen mit Thom Hell und Blair Dunlop. "'I Belong To Love' ist unser neues Video, das wir gerade auf YouTube reingestellt haben und es hat schon über 400.000 Hits", erklärte Rebecca. Nun: Einen Tag später waren es schon über eine halbe Million Hits. Wieso Larkin Poe hierzulande immer noch vor einer Handvoll Leute spielen, die sie sozusagen alle mit Handschlag begrüßen können (so wie hier im Blue Shell), während sie in den USA und in England vor riesigen Menschenmassen auftreten, ist dann am Ende schon ein bisschen rätselhaft.

So - nachdem das alles gesagt wurde, sollte noch darauf hin gewiesen werden, dass die alten Larkin Poe trotz allem noch längst nicht tot sind. Zwischen den Rocknummern gab es auch immer wieder besinnliche Momente, in die dann nur der ungeerdete Verstärker mit seinen Brummgeräuschen für Irritationen sorgte. "Wir haben festgestellt, dass er das immer macht, wenn eine Bushaltestelle in der Nähe ist", erklärte Rebecca dieses Phänomen. "Ich glaube, das liegt an den Magneten", fügte Megan fachlich fundiert hinzu. Egal: Sobald die Schwestern ihren Harmoniegesang anstimmten, war das alles sowieso vergessen. Ach ja: Auch beim Harmoniegesang warten die Damen mit einer Besonderheit auf: Anstatt - wie das bei Schwestern gerne mal der Fall ist - es darauf anzulegen, wie eine Person zu singen, suchen sich beide eigene Gesangslinien, die sich gegenseitig sozusagen komplimentieren. Als die Show dann mit dem bereits erwähnten "Goldilocks" zu Ende ging, war wieder mal deutlich geworden, dass Larkin Poe zu den besten Live Bands aus dem Bereich der Americana im weitesten Sinne gehören. Punkt. Sollten sie es jemals schaffen, eine komplette eigene CD einzuspielen, wird das hoffentlich auch mal bei uns etwas besser mit dem Live-Zuspruch - denn beim besten Willen konnten die anwesenden ca. 30 Leute nicht 20.000 simulieren - so gerne das Rebecca auch gesehen hätte.



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Surfempfehlung:
www.larkinpoe.com
www.facebook.com/larkinpoe
commontongues.tumblr.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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