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Konzert-Bericht
 
Auf nach Kanada!

Coeur de Pirate

Köln, Gloria
23.04.2013

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Coeur de Pirate
Etwas unpraktisch war die Sache natürlich schon: Nachdem die ursprünglich für letztes Jahr geplante, erste Deutschland-Tour von Béatrice Martin - alias Coeur de Pirate - familienplanungsbedingt abgesagt wurde, fielen die neuen Termine nun ausgerechnet auf die erste Solo-Tour von CDP (im frankophilen Nachbarländern ist sie bereits mehrfach mit Band unterwegs gewesen). Ganz mal davon abgesehen, war aus der Tour ein Einzelkonzert geworden. Die Zuschauer im Kölner Gloria bekamen also ein eher außergewöhnliches CDP-Konzert zu sehen. Béatrice machte das dem Publikum so schmackhaft, dass sie dieses als ein "ganz spezielles Ereignis" auslegte. Und das stimmte dann ja auch wieder.
Nachdem sie sich kurz vorgestellt und noch mal darauf hingewiesen hatte, dass sie keineswegs aus Frankreich, sondern aus Kanada stamme, konzentrierte sie sich im Folgenden darauf, die vielen kleinen Walzer (ihr bevorzugtes Metier), Chansons und Popsongs auf durchaus ansprechende und kurzweilige (bzw. letztlich auch kurze) Art in puren Solo-Versionen vorzustellen. Zunächst mal brauchte sie einige Zeit, um mit der eher ungewohnten Situation zurechtzukommen, vor einem großteils aufmerksam schweigenden Publikum zu spielen. Denn in Frankreich brechen regelmäßig Begeisterungsstürme los, wenn CDP spielt. Die Fans kennen alle Texte in und auswendig und vor allen Dingen entwickelt sich dort sofort ein geradezu lebhafter Dialog zwischen Publikum und Künstlerin. Das gelang im Gloria nur ansatzweise. Als Béatrice fragte, ob sie Französisch oder Englisch reden solle (beides beherrscht die Franko-Kanadierin absolut perfekt und ohne Akzent - was durchaus nicht typisch für ihre Landsleute ist), riefen die wenigen Franzosen im Saal - wie immer in solchen Fällen - dass sie natürlich das Französische bevorzugten und Béatrice entschied sich - wie fast immer in solchen Fällen - auf Englisch und Französisch gleichzeitig zu parlieren. Einen großen Unterschied machte das nicht, denn in beiden Fällen quasselt die Gute wie ein Maschinengewehr und man muss immer nachher überlegen, was sie eigentlich gerade gesagt hat (übrigens auch im direkten Gespräche). Immerhin: Anlässlich der Präsentation ihres Chansons "Saint-Laurent" - das sich auf den Boulevard Saint-Laurent, die "Champs Elysées" von Montreal bezieht - schlug sie vor, doch alle gemeinsam nach Kanada zu reisen. Zumindest musikalisch.
Und es ging ja auch eigentlich um die Musik. Hier fiel dann sofort eines auf: Alle Songs, die auf den beiden bisherigen Scheiben ja eher eine gewünscht poppige und lebhafte Note besitzen, bekamen in diesem Setting eine (durchaus nicht unerwünschte oder unattraktive) melancholische Note. Nicht nur, weil die Stücke naturgemäß etwas langsamer als üblich gespielt wurden, sondern auch, weil Béatrice beim Gesang den Niedlichkeitsfaktor etwas zurück fuhr (und zwar sowohl in Bezug auf die CDs wie auch auf ihre Band-Konzerte.) Dass sie dabei zusätzlich in ein simples, schwarzes Kleid gewandet war, während sie ansonsten immer gut gelaunte Sommerkleidchen bevorzugt, mag dabei ein Zufall oder ein dramatischer Kunstgriff gewesen sein, der den ernsthafteren Charakter der Show jedenfalls noch unterstrich. Was natürlich nicht bedeutete, dass sich die Fans in den Songs nicht wieder finden konnten, denn auch in den Band-Konzerten und Scheiben gibt es schließlich auch immer wieder Solo-Passagen. Besonders deutlich wurde diese gedämpftere Stimmung bei neuem Material wie "Le vent et la riviére", bei den im Original opulenten Retro-Pop-Nummern wie "Ava" oder "Golden Baby", die durch das Slowcore-Treatment aber ganz neue Dimensionen bekamen, bei der gewählten Coverversion "You Belong To Me" (einem Songbook-Song, den sie ihrer Tochter zum Einschlafen vorsinge - was aber beim Publikum hoffentlich nicht den gleichen Effekt habe), die sie anstelle der ansonsten üblichen Pop-Nummern oder Chansons wählte und ganz besonders bei "Francis". "Francis" ist eines der persönlichsten und frühesten Chansons von CDP und in Frankreich der Song, der bei jedem Konzert vom gesamten Publikum Wort für Wort mitgesungen wird. Das klappte natürlich in Köln nicht so gut, denn soooo viele Franzosen, die den Text auswendig wussten, waren natürlich dann auch wieder nicht anwesend. "Nun gut - dann singe ich das nächste Mal auf Deutsch, dann klappt das schon mit dem Mitsingen", zuckte Béatrice das mit den Schultern weg. Als weiteres Bonbon gab es noch das Chanson "Hôtel Amour" - was eigentlich nur ein Bonus-Track der De-Luxe-Edition der "Blonde"-CD ist.

Als das Konzert dann mit dieser "eher obskuren kleinen Nummer aus meinem Repertoire" nach etwas mehr als einer Stunde zu Ende ging (was sich dann als den ersten #1 Hit "Comme des enfants" herausstellte), hielt es niemanden mehr auf der Teilbestuhlung. Trotz tobender Begeisterungsstürme ließ sich Béatrice dann aber nicht mehr zu einer zweiten Zugabe bewegen (das tut sie auch ansonsten nicht), hatte aber zum Glück im Vorfeld versprochen, dass sie wiederkommen wolle, wann immer das Publikum das wünsche. Ihr Wort also in Gottes Ohr. Insgesamt war dieses Konzert - insbesondere für Fans - durchaus eine sehr schöne Sache, weil man so Béatrice Martin in einem relativ intimen Rahmen erleben konnte. Als musikalische Visitenkarte freilich offenbarte dieses nicht alle Facetten dessen, was Coeur de Pirate insgesamt ausmacht.

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www.coeurdepirate.com
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twitter.com/beatricepirate
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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