Glücklicherweise füllt sich der Saal nach der nicht weiter erwähnenswerten Vorband dann doch noch ein bisschen. Das ohnehin schon kleine und enge Molotow ist längst nicht voll, aber zumindest die ersten Reihen vor der Bühne sind jetzt gut gefüllt, was etwas später am Abend noch einmal richtig gut aussieht, als der Großteil des Publikums ausgelassen tanzt. Aber zunächst eröffnen French Films den Abend mit dem starken Opener und Titeltrack ihrer aktuellen Platte "White Orchid" und sind damit gleich drin in ihrer Flut von Songs mit absolutem Hit-Potenzial. Die Zutaten: Treibende Post-Punk-Gitarren, ein dominanter Bass, Sänger Johannes Leppänens schön tiefe Stimme und vor allem jede Menge ganz exzellente Ohrwurmmelodien.
Nach dem ersten Stück erklärt Johannes, dass Joni Leppänen, der eigentliche Gitarrist der Band, die Tour aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste. Wir wünschen gute Besserung! Zum Glück konnte der ehemalige Bassist Mikael Jurmu für ihn einspringen - offensichtlich hat man sich freundschaftlich getrennt. Möglicherweise war die Ursache eher modischer Natur? Mit schwarzer Wollmütze über seinen langen strähnigen Haaren und dunklem Schlabberpulli sticht Mikael bei French Films, die ansonsten einheitlich schwarze Lederjacke und dunkle Skinny Jeans tragen, ziemlich hervor. Bei einer Runde "Odd Man Out" wäre das eigentlich schon zu einfach gewesen.
Zu Beginn ihres Sets sind French Films - bis auf Frontmann Johannes, der schon nach zehn Minuten eine völlig durchgeschwitze Frisur hat - noch ein bisschen steif. Mit jedem einzelnen Song wird die Stimmung allerdings besser, sowohl in der Band als auch sichtbar im Publikum. Kein Wunder: Stücke wie "Escape In The Afternoon", "Special Shades" oder "This Dead Town" sind schließlich fast schon unausgesprochene Tanzbefehle. Sehr beeindruckend, mit welcher Lockerheit French Films derartige Hooks nicht nur auf ihrem unbeschwerten Debüt, sondern eben auch auf dem etwas nachdenklicheren Nachfolger aus dem Ärmel schütteln.
Und auch bei den neuen Stücken wie der Single "Latter Days" oder "99", die bislang nur wenige kennen dürften, geht das Publikum mittlerweile voll mit. Im Molotow ist es zu diesem Zeitpunkt fast schon unerträglich heiß. Die berüchtigte Lüftung hinten rechts im Saal, die schon so manchem Hamburger die eine oder andere Erkältung oder Nackenstarre beschert hat, springt am Dienstag aus unerfindlichen Gründen einfach nicht während des Hauptsets an. Das ist aber auch gut so, denn so ist der Laden spätestens bei "Convict" mit dem Beach Boys-ähnlichen "Woo-oo-oooh"-Background-Gesang am Kochen.