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Konzert-Bericht
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Südstaaten-Gentleman
Tav Falco & Panther Burns
Köln, MTC 07.06.2013
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Memphis hat unzählige Giganten des Blues und Soul und nicht zuletzt den King of Rock'n'Roll hervorgebracht, aber eine Kultgestalt wie Tav Falco gibt es dort dennoch keines zweites Mal. Ziemlich genau 35 Jahre ist es inzwischen her, dass der Grandseigneur des postmodernen Blues und Rockabilly in seiner Heimatstadt auf offener Bühne (und mitten im Song!) eine Stromgitarre mit einer Motorsäge in zwei Hälften teilte und damit Big-Star-Genie Alex Chilton im Publikum so beeindruckte, dass der mit dem legendären Ausspruch "You and me, we're a band!" die Gründung der Panther Burns vorschlug. Seitdem sind unzählige Bandmitglieder gekommen und wieder gegangen, doch in Falco steckt noch immer der Performance-Künstler mit den abwegigen Ideen.
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Auch bei seinem Konzert in Köln lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ein Mann der ganz, ganz alten Schule ist. Seit Jahrzehnten pflegt der fast 70-jährige Amerikaner nun bereits seinen herrlich dekadenten, aber dennoch vollkommen ungekünstelten Southern-Gothic-Style, beeinflusste Größen wie die Gories, die Dirtbombs, Pussy Galore und die Jon Spencer Blues Explosion und versprüht Charisma wie sonst nur Roy Orbison oder Bob Dylan. Sein Theater-Background sorgt derweil dafür, dass seine Auftritte mehr sind als nur Konzerte. Kein Wunder also, dass Panther-Burns-Drummerin Giovanna Pizzorno das fabelhafte Gastspiel im MTC mit einem Bauchtanz (!) eröffnet und Falco samt Tanzpartnerin zur Mitte der weit über zweistündigen Show in dem urigen Kölner Kellerclub einen Tango aufs Parkett legt.
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Musikalisch vermischt der inzwischen seit vielen Jahren in Frankreich heimische Tausendsassa, der eigentlich Gustavo Nelson heißt, an diesem Abend mit punkig anmutender Attitüde Rockabilly, Garage-Rock'n'Roll, Psychedelic, Soul und Blues, neue Songs mit alten aus seligen "Behind The Magnolia Curtain" -Tagen, eigene mit Covern wie "Green Onions" oder "Goldfinger". Dabei setzt er dem willkommen rabiaten Sound seiner vierköpfigen Band eine geradezu aufreizende Gelassenheit entgegen. So greift er, ohne mit der Wimper zu zucken, gleich mehrfach zum Kamm, um seine Tolle wieder in Form zu bringen, und bleibt auch ob der bierselig tobenden Menge vor der Bühne äußerlich unbeeindruckt. Altehrwürdiger Südstaaten-Gentleman oder manisches Rock'n'Roll-Tier? Tav Falco ist ohne jeden Zweifel beides.
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Surfempfehlung:
www.tavfalco.com
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Text: -Carsten Wohlfeld- Fotos: -Carsten Wohlfeld-
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