Gaesteliste.de Internet-Musikmagazin



SUCHE:

 
 
Gaesteliste.de Facebook Gaesteliste.de Instagram RSS-Feeds
Konzert-Archiv

Stichwort:



 
Konzert-Bericht
 
Auf der Sonnenseite des Lebens

Tame Impala

Berlin, Astra
03.07.2013
Tame Impala
Es machte nichts, dass vor den Toren des Berliner Astras zu Beginn des Konzerts von Tame Impala die letzten Sonnenstrahlen den Himmel in ein schönes Orange tauchten. Schließlich ging im dunklen Inneren dafür fast schon zeitgleich die Sonne wieder ein stückweit auf - sorgte die Band aus dem australischen Perth doch mit ihrem teils schwelgerischen, kraftvollen Psychedelic-Rock ausgiebig, dass sich die Sonnenseite des Lebens zumindest für einen Abend lang genau im Herzen von Berlin befand.
Das letzte Mal gastierte die Band im Herbst in der Hauptstadt, doch dieses Mal sollten Kevin Parker und seine Kollegen aus Down Under vom über Berlin hereingebrochenen Sommer begrüßt werden, der das bis in die letzten Reihen vollgestopfte Astra unter einer glühenden Hitzeglocke schwitzen ließ. Vor Beginn der Show ließ sich das Publikum noch gemütlich auf dem Boden nieder und alles wirkte wie ein ungezwungenes Happening aus langhaarigen Männern in skinny Jeans und ihren weiblichen Begleitungen mit Blumenkränzen im Haar. Während der Show reckten sich genau diese Hälse dann aufmerksam in die Luft, um keine sparsame Bewegung der Band oder die Lichtprojektionen auf der großen Leinwand zu verpassen, die an die Instrumente der Band gekoppelt waren und je nach Belieben gesteuert wurden.

Das Gefühl von Einsamkeit ist nur schwer musikalisch einzufangen - "Lonerism", das zweite Album von Tame Impala, begibt sich auf eine ausgiebige Exkursion ins Alleinsein und alle damit verbundenen Sinneswahrnehmungen, die sich live teils zögerlich und herantastend, aber auch aufbrausend und mit geballter Energie über dem Publikum entladen. Das Beste daran ist, dass Tame Impala nichts ferner liegt als eine originalgetreue Reproduktion ihrer Studioaufnahmen abzuspulen. Stattdessen schafft die Band zwischendurch immer wieder ausreichend Platz, um das vorher festgelegte Set mit Improvisationssessions aus seiner Starre zu reissen, die ohnehin nur auf dem Papier besteht. Die Erwartung des Publikums wird gebrochen, in einem Rausch aus Klängen und Licht neu geformt, um dann am Ende gänzlich unberührte Sinneseindrücke in jedem Einzelnen zurückzulassen.

Zwischendurch scheint sich der sympatische Kevin Parker auch immer wieder in sein kleines Bühnenidyll zurückzuziehen. So nutzt er ruhigere Momente des Abends dazu, sich mit seiner Gitarre auf dem Boden zu setzen, während er dem Publikum den Rücken zukehrt und innerlich ruhend seinen Bandkollegen beim Spielen zusieht oder die sich ständig verformenden Lichtkegel auf der Leinwand verfolgt. Die entspannte Grundhaltung, die sich durch das gesamte Set und vor allem Parkers Auftreten zieht, findet sich auch in dessen mittlerweile zur Gewohnheit gewordenen barfüßigen Spiel wieder. Die langen Haare von der Wärme am Gesicht klebend und das himmelblaue Shirt locker auf den schmalen Schultern sitzend, erzählt der jugendlich verschmitzte Sänger von seiner Liebe zu Berlin und dem "chilled" Vibe, den er an seinem freien Tag vor der Show aufgeschnappt hat. Es verwundert wohl kaum jemanden im Raum, dass Parker nach eigener Aussage viel umherspaziert ist und sich ein paar Drinks genehmigt hat. Während die zeitgleich stattfindende Fashion Week sich in Sachen Extravaganz zu überbieten versuchte, zeigte sich Parker völlig unbeindruckt von diesem Treiben und hüpfte derweil wohl lieber ohne Schuhwerk über die Wiese.

Tame Impala
Es gab nur wenige Momente, in denen Parker das Wort an die Zuschauer richtete. Viel lieber ließ er seine markante Kopfstimme mit der üblichen Dosis Hall fast schon schwerelos inmitten der Songs über den vor ihm liegenden Resonanzraum und die zahlreichen Köpfe im Publikum schweben, die mindestens ebenso sehr davon wie vom beständig in der Luft liegenden Grasgeruch eingehüllt wurden. Über 90 Minuten lang spielten sich Tame Impala in dieses Hochgefühl aus Überschwänglichkeit, Leidenschaft und Sinnestaumel, das sich binnen kürzester Zeit auch auf alle Anwesenden übertrug und die Songs beider Alben symbiosenhaft zu einem imposanten Ganzen zusammenführte. "Solitude Is Bliss" - im Fall von Tame Impala ist die geschaffene, musikalische Abgeschiedenheit ein idyllisches Plätzchen, an das man sich gerne entführen lässt. Barfuß und glückseelig zugleich.
Surfempfehlung:
www.tameimpala.com
www.facebook.com/tameimpala
www.myspace.com/tameimpala
www.twitter.com/tameimpala
Text: -Annett Bonkowski-
Fotos: -Annett Bonkowski-


 
 

Copyright © 1999 - 2024 Gaesteliste.de

 powered by
Expeedo Ecommerce Dienstleister

Expeedo Ecommerce Dienstleister