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Konzert-Bericht
 
Seit 38 Jahren: 'Hallo Spencer' und kein Ende

Spencer Davis Group

Bonn, Jazz Gallerie
29.10.2001
Spencer Davis Group
Dieses herrliche Gefühl, wieder ganz jung zu sein, spendet auch nur ein Act wie die Spencer Davis Group... Nicht etwa, weil die Musik so ein Jungbrunnen wäre. Sondern weil man sich beim Umschauen im Publikum von nahezu ausschließlich 45aufwärtsjährigen umzingelt sieht. Und weil die da oben auf der Bühne entwaffnenderweise schon selbst mit Witzen über Sauerstoffzelte und über in der Garderobe auf sie wartende Mediziner auf den Umstand ihres eigenen biblischen Alters hinweisen. Auch sonst machen die britischen Rockmethusaleme so ziemlich alles richtig. Statt sich damit bis zur Zugabe zu zieren, spielen sie ihren größten Hit "Keep On Running" gleich als erste Nummer (und als Zugabe dann nochmal ;-).
Vor 38 Jahren in Birmingham gegründet, hatte die Spencer Davis Group mit ihrem schon legendär zu nennenden ersten Line-up aus Spencer, damals schon Pete York am Schlagwerk und großer Klappe sowie den Brüdern Muff (Bass) und Steve Winwood (Gesang, Keyboards, Gitarre) ihre allergrößten Hits bereits Mitte der 60er Jahre. Die Besetzung, die heute in der Bonner Jazzgalerie etliche dieser Hits erklingen läßt, hat mit Pete York und dem Bandboss immerhin noch zwei der Gründungsmitglieder am Start. Und auch die Übrigen sind alles andere als von schlechten Eltern: Colin Hodgkinson hat schon für Alexis Korner, Back Door, Whitesnake sowie Mick Jaggers Soloeskapaden die Tiefstfrequenzen beigesteuert; Miller Anderson war als Gitarrist und Sänger u.a. für Keef Hartley, Savoy Brown oder Mountain tätig und Keyboarder Eddie Hardin ist altbekannt von Hardin & York oder Tony Ashton.
Nach dem furiosen Einstieg mit "Keep On Running" wurde bald mit der Allman Brothers-Nummer "Don't Want You No More" noch ein Brikett nachgelegt, so richtig heiß wurde es dem gestandenen Publikum dann spätestens bei Colin Hodgkinsons erster Soloeinlage an Baß und Gesang! Der Mann ist zurecht eine Institution, eine Rockbaßlegende, wie dies Jaco Pastorius im Jazz war - dabei aber eben auch hochsympathisch, publikumsnah und eine Stimmungskanone. Wie auch Pete York, der mit einer frappierend an Gary Brooker von Procul Harum erinnernden Sprechstimme und knalltrockenem Humor durch den Abend führte. Überhaupt wurde Mr. Davis, ehemaliger Lehrer aus Wales, von seinen "Side Men" beinahe an die Seite gedrängt, scheint damit aber keinerlei Egoprobleme zu haben. Die Hits haben häufig andere komponiert sowie im Original auch gesungen (Steve Winwood z.B.) und für aufmerksamkeitsheischende Solopassagen reichen weder sein songdienliches Rhythmusgitarrenspiel noch seine wenig modulationsfähige Stimme aus. Doch dafür hat er ja nun mal Mitmusiker, und was für welche! Ein unglaublich facettenreiches Schlagzeugsolo, das manch einen der heutigen Doublebassdrumquäler vor Neid erblassen lassen müßte, leitete zu einer wohlverdienten Pause, später aber noch weiteren Oldies wie "Dimples", "Somebody Help Me" oder den - etwas mißglückten Beatlescovers "The Long And Winding Road", die hier zu "Norwegian Wood" führte oder dem durch Miller Andersons Gesang weit mehr überzeugenden "House Of The Rising Sun". Hits, Hits, Hits halt. Und wenn statt York Frank Laufenberg dazwischengeplaudert hätte, hätte man sich bisweilen auch im Spätprogramm des Popshop, Gott hab ihn selig, wähnen können. Witziger als dessen Moderationen waren Yorks Klagen über sein Alter, schlechtsitzende Hosen und die Notwendigkeit einer Bluttransfusion aber allemal. Insgesamt ein geschichtsträchtiger und dennoch sehr gegenwärtiger musikalischer Abend. Eine Band, die vor vielen, vielen Jahren für die Stones oder The Who eröffnet hat, gibt immer noch nicht auf, macht immer noch die Musik, an die sie glaubt and still keeps on running.
Text: -Klaus Reckert-
Foto: -Pressefreigabe-


 
 

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