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Lady In Black

Suzanne Vega
Seth Lakeman

Köln, Gloria
10.02.2014

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Suzanne Vega
Schön, dass sich auch solche Routiniers wie Suzanne Vega immer wieder kleine Hintertürchen für Überraschungen offen halten: Deutete nämlich die Veröffentlichung der aktuellen Scheibe von Suzanne, "Tales From The Realm Of The Queen Of Pentacles", darauf hin, dass sie die aktuelle Tour mit Band bestreiten würde, trat sie stattdessen nur mit ihrem langjährigen musikalischen Partner, dem irischen Gitarristen Gerry Leonard auf - während sie die Tour zu ihrer letzten Akustik-CD mit Band bestritten hatte. Egal: Was am Ende zählte, war dann der Eindruck, dass am Ende unter dem Strich nichts wirklich gefehlt hatte.
Das galt auch für den Support Act, den handverlesenen "singenden irischen Geiger" Seth Lakeman, der in einer entsprechenden Duo-Konstellation auftrat, nur dass er sich seine Songwriter-Kollegin Lisbee Stainton als Unterstützung mitgebracht hatte. "Das ist aber nur die Hälfte meiner Band", erklärte er in Hinblick auf seine anstehende Headliner-Tour gleich einschränkend. Auch Lakeman hat soeben eine neue CD veröffentlicht. Das Werk mit dem Titel "Word Of Mouth" zeigt Lakeman auf der Suche nach einer Möglichkeit, seine gälischen Wurzeln mit seinem eigenen Songwriting zu verquicken. Das löste er relativ einfach, indem er zum einen immer dann, wenn er zur Geige greift, zum irischen Derwisch wird und sich entweder in energischen Jigs oder elegischen Klangmalereien verliert, während er seine konventionell auf der Gitarre vorgetragenen Folk-Balladen mit Banjo, Bass-Mandoline oder Groß-Ukulele akzentuiert. Insgesamt erscheinen dabei jene Nummern, die er - wild mit dem Fuß den Takt auf einem Kickboard stampfend - im Up-Tempo Modus mit der Geige vorträgt (wie z.B. seine erste Nummer "Hurlers") dabei für den Konzertgänger attraktiver - einfach aus dem Grund, weil man so etwas weniger häufig geboten bekommt als den sortierten Songwriter, der seinen Männerschmerz in Form von sentimentalen Balladen wie "Portrait Of My Wife" oder "Hard Road" auslebt. Dennoch: Aufgrund der feinsinnigen Vortragsweise, bei der Lisbee Stainton Lakeman auch gesanglich unterstützte, war das Ganze so eine durchaus effektive Werbeveranstaltung für die besagte Lakeman Tour.
Suzanne Vega weiß natürlich, wie sie ihr Publikum in Laune bringt und dabei behält. Z.B. indem sie ihr Konzert gleich mit "Marlene On The Wall" beginnt und sich dazu einen Zylinder aufsetzt, mit "Caramel" die Verbindung zur Jetztzeit aufbaut und dann mit "The Fool's Complaint" in das Material der aktuellen CD einsteigt (die zu dem Zeitpunkt noch keine Woche in den Regalen steht). "In dem Stück geht es um das Problem, das der Narr mit der Königin der Pentagramme hat, die so etwas wie die Mutter der Welt ist, er hat kein großes Problem, sondern ein mittleres und das ist schon mehr als ihr eigentlich über den Song wissen müsstet", erläuterte Suzanne den Inhalt des Stückes und erklärte damit auch gleich den rätselhaften Titel des neuen Albums. Da man sich bei Suzanne Vega-Songs ja nie so ganz sicher sein kann, ob es um mystisch verklärte, poetische Parabeln (wie in diesem Falle), straighte Charakterstudien wie "Song Of The Stoic" oder rein autobiographische Themen wie "I Never Wear White" ("weil ich eben niemals weiß trage...") geht, ist es natürlich hilfreich, dass sie den Inhalt ihres Materials - auf durchaus humorige Weise - mit dem Publikum teilt. Auch wenn man die Story hinter dem Song "Gypsy" nun langsam wirklich kennt.

Musikalisch überraschte das Team Vega / Leonard mit einem erstaunlich reichhaltigen Klangbouquet, das hauptsächlich Leonard gestaltete - mit diversen Gitarren, Effekten, E-Bow und Sampler. Leonard schien immer dann aufzublühen, wenn er mal "losrocken" durfte wie z.B. beim besagten "Song Of The Stoic" oder bei "Blood Makes Noise" (wobei es ja schon bemerkenswert war, dass dieses eher technokratische Stück den Weg in die Setlist eines Akustik-Konzertes fand). Im Wesentlichen spannte Suzanne Vega einen breiten Bogen über ihre gesamte Laufbahn und demonstrierte dabei zweierlei: Weder ihre Songs, noch ihre Stimme haben irgendwie angesetzt im Laufe der Jahre. Ganz im Gegenteil: Selbst 100 Mal gehörte Klassiker wie "Luka", "Gypsy" oder "The Queen And The Soldier" haben nichts von ihrer Faszination verloren. (Wenn man sich selbst beim besagten 100-fachen Hören immer noch wünscht, der Text möge eine glückliche Wendung nehmen, dann muss der zugrundeliegende Song schließlich einfach gut sein.) Auch wenn - wie in diesem Fall - der "Queen-Song" fast wegen eines Strukturpatzers gegen die Wand gefahren wurde. Was auch noch zu beobachten war, war der Umstand, wie gut, schlüssig und mühelos sich das neue Material in Suzannes Oeuvre einreiht. Songs wie das übersinnlich angehauchte "Crack In The Wall" oder das auf CD mit einem HipHop-Sample glänzende "Don't Uncork What You Can't Contain" hätten so oder ähnlich auch vor 20 Jahren entstanden sein können. Suzannes Songs sind eben zeitlos. Nachdem das Konzert mit "Tom's Diner" zu Ende gegangen war, gab's zur Zugabe (mit Seth Lakeman) mit "Walk On The Wild Side" noch eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Lou Reed. Suzanne Vega weiß eben, wo sie herkommt und wem sie was zu verdanken hat.

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Surfempfehlung:
www.suzannevega.com
www.sethlakeman.co.uk
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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