Im Sounds kam es laut Angaben unseres Fotografen und Mannes im Nordosten, Bodo Kubatzki, zu einem Eklat: "Ian begann einen Streit mit einem Konzertbesucher in der ersten Reihe. Das Ganze eskalierte soweit, dass der Sänger seinen Mikrofonständer umwarf, von der Bühne ging und den Gast tätlich angriff. Buh-Rufe aus dem Auditorium waren die Folge. Einige Gäste verließen sogar ängstlich den Saal. [...] Die Entscheidung des Veranstalters, das Konzert nach dem ersten Set abzubrechen, wurde denn auch mit Beifall bedacht. Den Gästen wurde zugesichert, dass sie ihr Eintrittsgeld zurückbekommen würden. Die Band gab das Versprechen, wieder nach Lübeck zu kommen, allerdings mit einem anderen Sänger."
In Bonn war noch alles friedlich und harmonisch verlaufen. (Un)heimlicher Star des Abends war für uns übrigens Keyboarder Jens Skwirblies. Der mit deutlichem Abstand jüngste Musiker auf der Bühne begeisterte mit virtuosen Soli der Mann-, Wakeman- und Emerson-Kategorie ebenso wie mit einer umwerfend positiven Ausstrahlung und regelmäßig auflockernd eingestreuten humorigen Einlagen. Und die konnte das ansonsten etwas betuliche Konzert gut brauchen. "Passionate Eyes" eröffnete Schlag 20 Uhr das Konzert wie auch das promotete Album. Alex Conti (guit, voc; u.a. Atlantis, Inga Rumpf, Hamburg Blues Band, Elephant, Herwig Mitteregger, Bärlin Blues Band, Rorymania) integrierte gleich vier feurige Soli und eine charmante "Pinball Wizard"-Coda. Das Wah-Wah-Solo zu "Die Just A Little" geriet allerdings etwas quietschig. Die Slide-Passagen zu "Stone Crazy" machen jedoch überdeutlich: Conti kann nicht nur sauschnell, sondern dabei auch noch verblüffend sauber spielen.
Beim Oldie "Red Lake" begann ein vor uns stehender 70-Jähriger (wie auf Nachfrage später freundlicherweise bestätigte) plötzlich zu grooven und schließlich ausgelassen zu tanzen, während Alex seinem Sänger mit Kopfstimme assistierte und Jens das erste seiner flirrenden Synth-Soli beisteuerte. "On The Run" hielt alle auf den Beinen und Jens mit Orgel- und Leslie-Sounds beschäftigt. Dazu soliert er in ironischem Größenwahn einhändig (Richie Blackmore lässt grüßen), blind (in dem er sich die Kopfsocke über die Augen zieht) und im Spiel "Rundlauf" um seinen Keyboard-Stand macht. So lässt sich auch das leicht kitschige "Silvia" bestens überstehen, zumal es von der wunderbaren Don Henley-Nummer "Driving With Your Eyes Closed" mit sehr manfred-männlichem Solo gefolgt wird. Höhepunkt des ersten Sets bildet "Black Friday" mit atmosphärischem Rhodes- (Jens) und beeindruckendem Scat-Solo (Alex).