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Konzert-Bericht
 
Von Zügen und Taschen-Sinfonien

Moddi

Essen, Grend
26.04.2014
Moddi
Eigentlich ist das Gastspiel von Pål Moddi Knutsen und seiner Cellistin Katrine Schøitt im Essener Grend eine Mogelpackung. Als "Zugtour" haben sie die an diesem Abend beginnende, von Interrail gesponserte Deutschland-Tournee deklariert und dafür sogar eigens eine Coverversion von Vashti Bunyans "Train Song" aufgenommen - und was machen die zwei? Sie reisen mit dem Flugzeug an, noch dazu aus St. Petersburg! Weil ihr Booker offenbar in Geografie eine Fünf hatte, schauen die beiden zwar ein wenig müde aus der Wäsche, aber ein Konzert, das das für Grend-Verhältnisse ungewöhnlich junge Publikum begeistert, liefern sie an diesem Samstagabend dennoch ab. Zudem ist ihr Erfolg auch rein zahlenmäßig messbar: Beim ersten Moddi-Gastspiel waren es 13 Zuschauer, dieses Mal hat sich die Zahl locker versechsfacht.
Moddi
Als seine Vorbilder benennt Moddi Damien Rice und Jeff Buckley, doch irgendwie fällt es immer noch etwas schwer, sich den quirligen Norweger mit den blonden Engelslocken als ernsthaften Singer/Songwriter vorzustellen. Dafür hat der 27-Jährige immer noch viel zu viel von einem Kobold, der auf der Bühne zwischen Akustikgitarre, Akkordeon und Klavier hin und her wuselt und zwischen den Songs mit langen, leidenschaftlichen Ansagen den Kontakt zum Publikum sucht. Außerdem lässt er keinen Zweifel daran, dass seine Songs und ihre Inhalte, die von Liebeslied und Heimweh über den Israel/Palästina-Konflikt bis zur Klimakrise und die verlorene Identität des alten Norwegens reichen, allesamt Herzensangelegenheiten sind. Geredet wird inzwischen übrigens ausschließlich auf Deutsch. Zugegeben, manches droht ob vergessener Silben und fragwürdiger Grammatik in der Übersetzung verloren zu gehen, doch wenn sich Moddi wegen der eigenen Unzulänglichkeiten mehr als einmal mitten im Satz zum Kichern und Lachen bringt und mit entwaffnender Ehrlichkeit sagt, dass er jeden Tag ein wenig dazulernen würde, dann finden das nicht nur die jungen Damen niedlich, die ihm zu Füßen sitzen. Ja genau, das Publikum hat sich auf den Wunsch des Künstlers noch vor dem ersten Ton auf den kalten Steinfußboden gesetzt und lauscht Moddi während und zwischen den Songs andächtig.
Moddi
Das passt natürlich ganz ausgezeichnet zur Musik, die bei aller Intensität des Moddi'schen Vortrags von skandinavischer Melancholie durchzogen sanft dahinschwebt und in der kleinen Duo-Besetzung eine Klarheit besitzt, die in den gerne üppiger arrangierten Studioversionen nicht immer erreicht ist. Die meisten dramatischen Kontrapunkte verdanken wir derweil der als "meine persönliche Taschen-Sinfonie" vorgestellten Cellistin Katrine, die viel mehr zum Gesamtsoundbild beiträgt, als es im ersten Moment den Anschein hat. Dafür prasselt am Ende des Konzerts ein wahrer Beifallssturm auf sie nieder, der Moddi zu der Bemerkung verleitet, sie würde dann nächsten Monat als Solokünstlerin wiederkommen… Zwischen die Lieder aus den beiden Moddi-Alben mischen sich zudem immer wieder Coverversionen. Joana Newsoms "Bridges And Ballons" ist genauso darunter wie das bereits erwähnte Vashti Bunyan-Cover, das Moddi auf Norwegisch singt und so zum "Togsang" werden lässt. Ab morgen seien sie dann wirklich mit der Bahn unterwegs, verspricht er am Ende noch und verabschiedet sich mit "House By The Sea", dem vielleicht schönsten Lied des gesamten Auftritts, nach 80 Minuten auch musikalisch versöhnlich.
Surfempfehlung:
www.moddi.no
Text: -Simon Mahler-
Fotos: -Simon Mahler-


 
 

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