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Konzert-Bericht
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Never too old to JazzRock'n Roll
Colosseum
Bonn, Brückenforum 14.11.2014
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Wirklich selten so über ein Comeback gefreut: Nachdem es im Verlauf 2011er Tour leider so aussah, als könne Colosseum wegen der langjährigen Parkinson-Erkrankung von Barbara Thompson nun endgültig nicht mehr touren, erreichte die Fans dieses Jahr die Botschaft, dass die Saxophon-Virtuosin und seit 1967 Gattin von Colosseum-Hausherr Jon Hiseman so gut auf ein neues Medikament anspricht, dass die Band wieder live auftreten könne! Die progressive Jazzrock-Legende erschien in der revidierten Originalbesetzung von 1970 (korrespondierend zum Altersdurchschnitt der Musiker von rund 70), also mit Hiseman, Chris Farlowe, Clem Clempson, Dave Greenslade und Mark Clarke - der Platz des 2004 verstorbenen Saxophonisten Dick Heckstall-Smith wurde also auch 2014 wieder von der großartigen Thompson eingenommen, die dem Vernehmen nach allerdings auch schon auf den ersten Alben (wenn auch ohne Credits) mitgewirkt hatte. Sogar ein neues Studio-Album (Review auf GL.de) hatte man mit auf Tournee!
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Zum Auftakt wurde das prall mit überwiegend durchaus zu den Stars passend angejahrten Zuschauern gefüllte Brückenforum ins Grüne geführt: Graham Bonds "Walking In The Park" hatte auch schon das Debütalbum von 1969 eröffnet. Das Auditorium bedankte sich mit donnerndem Applauf für die komplexe Nummer voller Tempi-Wechsel und für das erste großartige Thompson-Solo. Schnell war klar - dies würde also ein Treffen unter Freunden werden. Apropos: Die nun folgende Komposition "Morning Story" des unlängst verstorbenen Jack Bruce (einem erklärten Freund der Band) hat insofern eine besondere Beziehung zu Bonn, als die auf dem 2014er Album "Time On Our Side" enthaltene Live-Fassung im Brückenforum aufgenommen wurde. Chris erklärt: "Seit '69 hat es keine Colosseum-Show ohne einen Song von Jack Bruce gegeben." Die Gesangsparts teilen sich hier Chris und Mark, dessen trag- und wandlungsfähige Stimme im Laufe des Abends immer wieder positiv auffällt. Das extrem hohe Sax-Solo verklingt wohl nicht zufällig wie ein Klageschrei.
Auch "Blues To Music" stammt vom jüngsten Werk, die Studio-Fassung wurde von Ana Gracey gesungen, der Tochter von Barbara und Jon. Nach dem vergleichsweise unspektakulären "No Pleasin'" zeigen die alten Zausel, wie viel Jazz ein traditioneller Blues wie T-Bone Walkers "Call It Stormy Monday (But Tuesday's Just As Bad)" verträgt. In dessen Verlauf erledigt sich auch endlich der einzige Kritikpunkt überhaupt, dass nämlich Dave Greenslade im Mix zunächst kläglich unterging. Doch nun leitet ein feinsinniger Dialog zwischen Dave und Barbara bald zu DER Colosseum-Nummer überhaupt über, der nach all den Jahren immer noch atemberaubenden, vielteiligen und solo-reichen "Valentyne Suite".
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Das als erste Zugabe fungierende Drum Solo zeigt einen hierin Ginger Baker nicht unähnlichen, ungemein filigran solierenden Jon. Das epische "Lost Angeles" inklusive einer Verbeugung seitens des stets bescheidenen Gitarrengottes Clem Clempson vor Cream ("Spoonful") wird schließlich zum triumphalen Abschluss eines unvergesslichen, kostbaren Konzerts.
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Surfempfehlung:
www.temple-music.com/gallery/colosseum
www.clemclempson.com/colosseum-tour-2014-2015 www.facebook.com/Colosseum.Band www.facebook.com/groups/190791594273657 www.handmadeconcerts.de de.wikipedia.org/wiki/Colosseum_(Band) www.youtube.com/watch?v=Bgq6EKcBsGc reisepartner01.jimdo.com
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Text: -Klaus Reckert- Foto: -Klaus Bornemann-
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