Es ist eines der wenigen Konzerte, das die Band nach der Genesung von Schlagzeugerin Leah Shapiro gibt. Die monatelange Pause merkt man dem eingespielten Team jedoch zu keiner Sekunde an. Was BRMC da über zwei Stunden lang auf das Publikum im ausverkauften Astra loslassen, ist gewaltig, mitreißend und eindrucksvoll zugleich. Die große Stärke der Band besteht auch an diesem Abend wiederholt darin, nicht nur in den lauten Momenten eine äußerst hohe Intensität zu erzeugen.
Mit geschlagenen 24 Songs im Gepäck bietet die Band ihren Fans mehr als einen gewöhnlichen Querschnitt ihrer bisherigen Karriere und tobt sich vor den Augen des munteren Publikums auf höchstem musikalischen Niveau aus. Zwar äußert Robert Levon Been, dass die Band etwas nervös sei, wieder zurück auf der Bühne zu sein und vor Familie und Freunden zu spielen, die über das gesamte Set sehr hoch gelegte Messlatte bringt jedoch keinerlei Unsicherheiten zum Vorschein. Peter Hayes qualmt gewohnt ganz entspannt eine Zigarette nach der nächsten weg. Währenddessen gleiten seine Finger lässig über den Gitarrenhals und sein konzentrierter, ruhiger Blick wandert hier und da zum nicht minder in der Musik versunkenen Robert Levon Been.
Es braucht gerade einmal ein paar Songs bis der Schweiß von den Haaren bis auf die Instrumente der Band perlt und auch das Publikum die Auswirkungen der stetig steigenden Temperaturen im Club zu spüren bekommt. Ans Ausruhen ist dennoch nicht zu denken und so herrscht bis zum letzten Song ein reges Treiben in der Menge, die sich Song um Song von der Band anstacheln lässt. "Rival", "Weapon Of Choice" oder auch "Berlin" bieten schon in der Anfangsphase der Show reichlich Gelegenheit, den eigenen Blutdruck bis an die Grenze zu jagen. Mit "Heart + Soul" übertrumpfen sich BRMC an jenem Abend fast selbst und spielen sich in einen wahren Rausch, der hinsichtlich seiner Eindringlichkeit kaum zu überbieten ist.
Gerade zum richtigen Zeitpunkt drosseln sie daraufhin ein wenig das Tempo und spielen mit "Complicated Situation", "Pretend" und auch "The Line" eine Reihe von Akustik-Versionen, die allerdings nicht weniger leidenschaftlich daherkommen. "Weight Of The World", das bei vergangenen Tourneen gerne ebenfalls auf diese Weise klanglich reduziert zum Besten gegeben wurde, erinnerte dieses Mal dagegen wieder mehr an die Studio-Aufnahme. Ein leichtes Lächeln huscht Robert Levon Been über das Gesicht, als das Publikum es wagt, bei "Screaming Gun" die ersten Takte mitzuklatschen, was er belustigt mit dem Zeigefinger auf den Lippen zu unterbinden versucht.
Kurz darauf klatschen einem höchstens wieder die nassen Haare und Klamotten der nahestehenden Personen in den eigenen Tanzbereich. Wer bei "Conscience Killer" oder "Stop" nicht bei drei auf den Bäumen ist, wird gnadenlos durch die wild hüpfende Menge vom Fleck weggeschubst. Ein Zustand, der sich bei den Zugaben "Shuffle Your Feet", "Spread Your Love" und "Whatever Happened To My Rock'n'Roll (Punk Song)" nur noch intensiviert. Erst recht, als Robert Levon Been samt Bass und Mikrofon den Weg über den Bühnengraben hinweg zu den Fans in der ersten Reihe antritt, um sich dort ein letztes Mal bis zum Anschlag zu verausgaben.