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Konzert-Bericht
 
We Love Detroit

The White Stripes
The Von Bondies

Köln, Gebäude 9
24.11.2001

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White Stripes
Vor 33 Jahren, so sagt es die Legende, flog Elektra-Records-A&R Danny Fields nach Detroit, um die sagenhaften MC5 für das Label unter Vertrag zu nehmen. Am gleichen Wochenende sah er auf Empfehlung von MC5-Gitarrist Wayne Kramer auch noch deren "kleine Brüder" The Stooges - und signte so gleich zwei legendäre Bands an einem Wochenende. Mehr als drei Jahrzehnte später ist die Stadt, die uns Anfang der 60er den Motown-Soul-Sound bescherte, wieder zurück auf der (alternativen) musikalischen Landkarte und das verdankt die vergessene Metropole an der Grenze zu Kanada vor allem den White Stripes.
Doch bevor die ihren im Sommer in Großbritannien angefangenen Triumphzug auch in unseren Breiten fortsetzen konnten, hatten auch Jack und Meg White ihre eigenen Protegés auf die Bühne gestellt: The Von Bondies. Und die waren weit mehr als nur eine Supportband, wie sich schnell herausstellen sollte. Weniger bluesy als die Stripes, dafür aber mit erheblich mehr ungebremster Garagenrock-Power gesegnet, hämmerten die zwei Damen und zwei Herren - obwohl auch gerade einmal Anfang 20 - durch die 60s beeinflußten Highlights ihres tollen Debüts "Lack Of Communication", als gäbe es kein Morgen, und ließen keinen Zweifel daran, daß Songtitel wie "Sound Of Terror" nicht unbedingt ironisch gemeint sein müssen. Verglichen mit den Von Bondies - bei denen übrigens Marcie Bolen von den unlängst an dieser Stelle ebenfalls viel gelobten Slumber Party die Gitarre bedient - klingen jedenfalls selbst The Soundtrack Of Our Lives wie Barbara Streisand - nicht nur wegen der menschenverachtenden Lautstärke, mit der die Detroiter das so gut wie ausverkaufte Gebäude 9 beschallten. "Das war nicht laut, das war NORMAL! Das wirkt sonst auch nicht. Mit 'leise' wollen wir gar nicht erst anfangen.", grinste Sänger Jason Stollsteimer nach dem Konzert beim Gespräch mit Gaesteliste.de, während Bassistin Carrie Smith am Devotionalien-Tisch jedes Mal ein Lächeln über's Gesicht huschte, wenn sich jemand für die Von Bondies interessierte und nicht nur das x-te White-Stripes-Shirt über den Ladentisch ging. "Auf dem Festland ist es zum Glück ein bißchen ausgeglichener", meinte dann auch Jason im Hinblick auf die gerade absolvierte England-Tournee, bei der sich alle nur auf die White Stripes konzentriert hatten.
Die waren natürlich auch in Köln die absoluten Headliner, und auch wenn sie uns leider nur 55 Minuten ihrer Anwesenheit gönnten, gelang es den natürlich an diesem Abend wie immer ausschließlich in Rot und Weiß gewandeten Geschwistern problemlos, ihr Publikum in Nullkommanichts aus den Schuhen zu hauen. Hart, kompromißlos, dreckig und vor allem unglaublich direkt benötigte das Duo wirklich nicht mehr als Drums, Gitarre, Gesang (und zweimal auch alternativ ein E-Piano), um den durch 25 Jahre Punk und 15 Jahre Indie-Rock geprägten Blues des Jahres 2001 zu zelebrieren. Egal, ob mit den Songs ihres aktuellen dritten Albums "White Blood Cells" wie der genialen Led-Zeppelin-Hommage "Expected" oder "I'm In Love With A Girl" oder älteren Stücken wie "You're Pretty Good Looking", die beiden Whites bewiesen auf der Bühne blindes Verständnis. Ein Kopfnicken von Jack, ein Zwinkern von Meg - und schon nahm der Song eine andere Wendung. "Gut eingespielt" wäre da noch eine Untertreibung. Was nicht bedeuten soll, daß wir es hier mit Perfektionisten zu tun hätten. Im Gegenteil. Die streckenweise fehlende Präzision kam den spartanischen Songs und Arrangements nur zugute. Das zeigte sich vor allem bei den zahlreichen Coverversionen, für die The White Stripes auch ein goldenes Händchen zu haben scheinen. Denn obwohl die Band auf ihren Platten vor allem ihre Vorliebe für alte Blues-Helden à la Robert Johnson oder Blind Willie McTell auslebt, auch Countrymusik steht bei den Detroitern hoch im Kurs. Und so gab es im Gebäude 9 neben Dolly Partons "Jolene" auch noch eine niedliche, von Meg gesungene Version von Loretta Lynns (!) "Rated X" zu hören. Und als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, beendeten die Stripes ihr allererstes Konzert auf deutschem Boden überhaupt ausgerechnet mit "Look Me Over Closely" - von Marlene Dietrich! Noch überraschender - vor allem weil überhaupt erst zum zweiten Mal und dafür wirklich ausgezeichnet gespielt - war nur noch die durch und durch geniale Version von Bob Dylans spätem Meisterwerk "Love Sick", denn die Performance schien alles zu beinhalten, was die White Stripes ausmacht: Blues und (Indie-) Rock, Hoffnung und Verzweiflung, viel Feingefühl und rohe Emotionen. Wie heißt es so schön? Nur in puncto Kompromißlosigkeit sollte man keine Kompromisse machen. An diesem Abend gastierten in Köln gleich zwei Bands, die das beherzigen. Respekt!

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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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