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Konzert-Bericht
 
Ein Heidenspaß

Metric
Leyya

Köln, Kantine
23.10.2015

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Metric
Der Eindruck, dass Metric nach wie vor zu den besten Live-Acts unserer Tage zählen, hat sich auch nach dieser Tour zum aktuellen Album "Pagans In Vegas" noch nicht grundsätzlich relativiert - wurde aber durch den gebotenen bühnentechnischen Overkill dann doch auf eine neue Ebene kurz unterhalb des Grotesken gehievt. Aber der Reihe nach: Nachdem bereits im Vorfeld der beeindruckende Aufwand, mit dem der Metric-Zirkus unterwegs war - ein riesiger Nightliner plus LKW inklusive vielköpfiger Bühnencrew -, zumindest mal Verwunderung hervorgerufen hatte, durften zunächst Leyya aus Wien die Show eröffnen.
Vor kurzem erst erschien das Debütalbum der Band namens "Spanish Disco", das mit dem interessanten Mix aus E-Pop und New Wave-Elementen musikalisch durchaus neugierig gemacht hatte. Die Live-Umsetzung war dann aber zumindest ein Mal problematisch. Weniger deswegen, weil die Band - einem Support-Act entsprechend - nicht so recht ausgeleuchtet wurde und im Halbdunkel vor sich hinmunkeln musste, sondern deswegen, weil die Protagonisten - allen voran Frontfrau Leyya selbst - dermaßen unsicher wirkten, dass die Sache dem geforderten Anheizer-Job nicht so wirklich gerecht werden konnte. Und das, obwohl die Kombination der organischen und elektronischen Elemente dem derzeitigen Metric-Konzept gar nicht mal so unähnlich ist Leyya (wie auch ihre Herren), erwiesen sich dazu als klassische Shoegazer-Truppe, der es einfach nicht gelingen wollte, einen Kontakt zum Publikum herzustellen. Weniger der recht geschickt zusammengestrickten - und im Vergleich zur Scheibe auch durchaus organischen - und druckvoll präsentierten Songs wegen, sondern weil Leyya konsequent mit geschlossenen Augen sang und zusätzlich ihr Gesicht hinter einem Haarvorhang verbarg. Somit war natürlich eine Connection zum Publikum ausgeschlossen. Dass die Herrschaften durchaus auch lächeln konnten, zeigten sie nachher, als sie am Merchandise-Stand auf Kundschaft warteten - da war es freilich dann etwas zu spät dafür.
Wie gesagt, heißt das neue Metric-Werk "Pagans In Vegas" - und irgendwie wurde im Folgenden dann ein wenig klarer, was damit wohl gemeint sein könnte, denn die Band um Emily Haines und Joe Shaw bot dann eine Show, wie sie in gewisser Weise durchaus Vegas-trächtig anmutete. Allerdings auf eine eher subversive - wenn jetzt auch nicht tatsächlich heidnische - Weise. Denn die Band fuhr hier ihr ganzes Equipment auf, mit dem sie etwa in den USA auch wesentlich größere Hallen bespaßen als die Kantine. Das fing damit an, dass die Bühne zunächst mal mit vier Keyboard-Tischen (davon gleich zwei für Emily) in Silber-Lameé eingedeckt wurde. Bekanntlich hat ja Jimmy Shaw für diese Scheibe seine Vorliebe für Synthies entdeckt - bzw. ausgebaut - und sich entsprechend eingedeckt. Sogar ein elektronisches Theremin hatte er im Gepäck. Nachdem das dann erledigt war, erschienen die vier Musiker zunächst mal in Nagetiermasken zu einem sinnfrei eingespielten Intro. Das erinnerte dann alles zusammen fast ein wenig zuviel an Kraftwerk (dem Vernehmen nach eine der eingeräumten Inspirationsquellen des neuen Materials).

Danach gab es dann schnell kein Halten mehr: Für den Opener "Lie Lie Lie" hatte sich Emily Haines zum Beispiel in ein mit Lämpchen geschmücktes Pfauenkostüm geschnallt - und das sollte nur eines von vielen Kostümen sein, deren sich Emily (zum Glück auf Basis eines aparten Lederröckchen-Outfits) bediente. Dazu gehörte dann auch eine Art Schleier, der von einer Windmaschine aufgebauscht wurde, während der Trockeneisnebel über den Boden floss, eine Fransenjacke und eine Hippie-Schleppe. Da konnten die Herren nicht ganz mithalten - trugen aber doch immerhin bei "Cascades" leuchtende LED-Brillen. Dazu gab es alles, was die Stroboskope (vor denen am Eingang bereits gewarnt wurde) herzugeben hatten und auch der eh schon beeindruckende Dicso-Ball der Kantine wurde ins dramatische Licht-Konzept eingebunden. Soweit also zum Vegas-Teil der Show.

Rein musikalisch gab es dieses Mal natürlich die volle E-Pop-Dröhnung. Zum Glück nicht eine auf Disco-Basis (wie vielleicht zu erwarten gewesen wäre), sondern im Metric-typischen Rock-Setting. Es war dann auch nicht so, dass Metric den Rock-Aspekt ganz aus ihrem Wirken verdrängt haben - dazu spielt Joe Shaw auch viel zu selbstverliebt den Rock-Helden -, aber dennoch dominierten im ersten Teil die Synthies, die sich dominant in die Eingeweide bohrten. Erst im letzten Drittel wurde dann auf den Rockmodus umgeschaltet - dann aber auch gleich richtig. Emily holte sich für den Track "Gold Guns Girls" von "Fantasies" eine zweite Gitarre und Joe Shaw stellte sich an den Bühnenrand und wollte gar nicht mehr aufhören, klassische Schweinerock-Soli zum Besten zu geben. Ebenfalls im letzten Drittel gab es dann einige Bonbons. So hatte sich Emily z.B. den Song "Cascades" vom neuen Album auf Deutsch übersetzen lassen und trug diesen dann nochmals a cappella vor. Das war dann zwar nicht perfekt - aber allein der Gedanke zählt ja hier. "Gimmie Sympathy" im Zugabenblock spielten dann Joe und Emily alleine und für die letzte Zugabe, "Breathing Underwater", wurde sogar eine akustische Gitarre rausgekramt und das Publikum als Chor eingebunden. Metric scheint es übrigens gelungen zu sein, mit "Pagans In Vegas" sogar ein neues Publikum gewonnen zu haben, denn dieses ging keineswegs bei offensichtlichen Rausschmeißern wie "Empty" von "Live It Out" mit (früher stets eine sichere Bank zum Abhotten), sondern bei den eher poppigen Songs des neuen Albums wie etwa "Shade", das vielstimmig mitgesungen wurde.

So weit, so gut - das waren dann sozusagen die Fakten. Kommen wir aber noch mal auf den Punkt "beste Liveband" zurück. Die Faszination einer Metric-Show lag bislang immer darin, dass es Emily Haines gelang, durch eigene Energieausbrüche das Publikum zum Rasen zu bringen. Dazu war dann allerdings wohl eine physische Präsenz notwendig, die eher in kleineren Clubs möglich ist. Jedenfalls trennte Emily und das Publikum in der Kantine nicht nur der physische Graben zwischen Bühne und Auditorium, sondern auch der entsprechende virtuelle Graben. Und so verpuffte viel von der ansonsten durchaus greifbaren Energie schlicht und ergreifend in eben diesem Graben - auch wenn Emily zum Ende des Konzertes hinunterkletterte, um zumindest die Herrschaften in der ersten Reihe abzuklatschen. Der Eindruck, der am Ende der Show zurückblieb (die übrigens im Vergleich zu den anderen Shows der Tour kürzer ausgefallen war), war dann der eines perfekt durchinszenierten, auf gewisse Weise sogar subversiv angelegten, sorgsam konstruierten und durchaus unterhaltsamen Konzertes. Allerdings dürften die wenigsten die Show mit dem Gefühl verlassen haben, einem wirklich großartigen Ereignis beigewohnt zu haben - wie das früher gerne mal der Fall bei Metric-Shows gewesen sein mochte. Immerhin: Wenn man sich auf den ganzen Zirkus einließ, dann konnte man als Zuschauer durchaus seinen "Heidenspaß" an dieser Show haben.

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Surfempfehlung:
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www.leyya-music.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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