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Konzert-Bericht
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Grüße aus der guten alten Zeit
Israel Nash
Köln, Stadtgarten 10.02.2016
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Ähnlich wie Damien Jurado hat auch Israel Nash ein Händchen dafür, den Sound der guten alten Zeit einem fast unmerklichen Update zu unterziehen und ihn so in die Gegenwart zu bugsieren. Sein exzellentes aktuelles Album "Israel Nash's Silver Season" ist üppiger, raffinierter und psychedelischer produziert als der Vorgänger "Israel Nash's Rain Plans", doch auch wenn der 34-jährige Amerikaner im 70s-Hippie-Look mit seiner Desert Folklore stets in die Vergangenheit deutet, hat er ganz offensichtlich inzwischen doch auch eigene Vorstellungen von einer sanft melancholischen Cosmic American Music entwickelt. Die Öffentlichkeit sieht das offenbar genauso: Nachdem Nash jahrelang in kleinen Kaschemmen auftrat, sind es nun nicht selten bereits im Vorverkauf ausverkaufte Theater mittlerer Größe, in denen er mit seinen brillanten Mitstreitern Eric Swanson (Pedal Steel), Joey McClellan (Leadgitarre), Aaron McClellan (Bass) und Josh Fleischmann (Schlagzeug) gastiert. In Köln machte er für ein beeindruckendes Konzert im gut besuchten Stadtgarten Station.
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Vor dem Stadtgarten ist es Aschermittwoch 2016. Ein paar Meter weiter, drinnen im Saal, ist es Freitagnacht in Los Angeles im Jahre 1970. Zusammen mit seiner Band zelebriert der in Texas heimische Nash an diesem Abend klassischen Westcoast-Sound der ganz, ganz alten Schule, mischt mit leichter Hand Laurel-Canyon-Psychedelia- und Country Rock, während der Geist Neil Youngs stets unsichtbar über der Bühne schwebt. An den kanadischen Altmeister erinnert nicht nur Nashs brüchiges Timbre, sondern bisweilen auch sein Bühnengebaren, wenn er bei ausufernd-aufbrausenden Jam-Nummern wie "L.A. Lately" oder dem tosenden Orkan "Rain Plans" dem Publikum immer wieder den Rücken zukehrt und seiner Band zugewandt ganz in der eigenen Musik aufgeht. Wenn Nash sich und sein begeistertes Publikum mit selten gehörter Inbrunst und Intensität in einen geradezu tranceähnlichen Zustand spielt, sind Crazy Horse zu Glanzzeiten nicht weit, ihn ausschließlich darauf zu reduzieren, wäre dennoch falsch.
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Mit sehnsüchtiger, Pedal-Steel-befeuerter Melancholie, die in ihren traditionellsten Momenten ("Rexanimarum") vielmehr an den urwüchsigen Basement-Sound von The Band erinnert und mit dezenten Schlenkern zu psychedelisch verschwurbeltem Jazz ("Strangers") Crosby, Stills & Nash streift, sorgt der bärtige Singer/Songwriter immer wieder für Abwechslung, ohne atmosphärisch aus dem Rahmen zu fallen. Die stilistische Geschlossenheit erreicht Nash nicht zuletzt durch die Konzentration auf die Songs der letzten beiden Werke, Rückgriffe auf ältere Stücke wie "Baltimore" bei der Zugabe bleiben die Ausnahme. Natürlich gibt es heute auf dem weiten Feld des Americana eine Vielzahl von rückwärtsgewandten Künstlern, die mit ähnlichen Ideen hantieren, so überzeugend wie Nash und seine Zeitreisenden sind dabei allerdings nur die wenigsten.
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Surfempfehlung:
www.israelnash.com
www.facebook.com/israelnashmusic en.wikipedia.org/wiki/Israel_Nash soundcloud.com/israelnash
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Text: -Carsten Wohlfeld- Foto: -Carsten Wohlfeld-
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