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Fil Bo Riva
Finn

Köln, Die Wohngemeinschaft
15.01.2017

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Fil Bo Riva
Filippo Bonamici, der junge Mann, der unter dem Namen Fil Bo Riva seit kurzem auch als Recording Artist reüssierte, hätte sein Domstadt-Debüt eigentlich schon im Rahmen des (leider ausgefallenen) ersten Kopfhörer-Festivals im Sommer letzten Jahres feiern sollen. Nun hat es der Mann mit den Wurzeln in Rom, Dublin und Berlin auf der ersten Headliner-Tour dann doch in die Kölner Wohngemeinschaft geschafft. Mit einigem Erfolg, denn das Konzert war im Vorfeld so fix ausverkauft, dass ein Zusatzkonzert einen Tag später angesetzt werden musste - was aber auch gleich ausverkauft war; wie im folgenden überhaupt die ganze Tour. Irgendwie muss Fil Bo Riva also mit seinem recht attraktiven Indie-Songwriter-Ansatz den Nerv der Zeit getroffen haben. Unter anderem hat er dabei das Kunststück hinbekommen, junge Damen - und damit auch Pärchen - als Zielgruppenbasis zu erreichen; denn nur so kann man heutzutage als Live-Künstler erfolgreich sein.
Als Support hatte sich Fil Bo Riva den - allerdings deutschsprachig agierenden - Kollegen Finn mitgebracht, der mit seinen bemekenswert zurückhaltend inszenierten, poetisch-melancholischen Folksongs ebenfalls einen direkten Draht zum Publikum zu haben schien. Finn und Fil Bo Riva verbindet übrigens der Umstand, dass beide ein Mal den Schweizer Kollegen Faber als Support auf Tour begleitet haben - was dazu führte, dass Finn dann versehentlich diesen als Headliner ankündigte - was ihm aber sichtlich unangenehm war. Musikalisch funktionierte das Ganze unter anderem deshalb, weil es Finn gelingt, sein Material absolut glaubwürdig, unkitschig und vergleichsweise unsentimental an den Zuhörer heranzutragen - und das, obwohl er durchaus der Riege der Betroffenheits-Melancholiker angehört. Er hat indes ein Rezept gefunden, die rührselige Jammerfalle vieler seiner Kollegen weitestgehend zu vermeiden - etwa, indem er in Songs wie "Regenmädchen" nicht sich selbst, sondern charmant beobachtete Charaktere ins Zentrum seiner Betrachtungen stellt. Im Februar wird der Barde mit seiner Debüt-CD "Wie Weit" veröffentlichungstechnisch zu seinem Headliner-Kollegen aufschließen.
Fil Bo Riva hatte sich für diese Tour zumindest ansatzweise auf das Band-Format festgelegt. Während er bislang meist im Duo-Format auf der Bühne stand, hatte er für sein Headliner-Debüt - neben seinem Gitarristen Felix A. Remm - noch einen dritten Mann am Drumkit mitgebracht - sowie einige abgesägte Schaufensterpuppen und eine zusätzliche Bass-Drum, die er selbst bediente. Nachdem er und Felix dann einige Nummern vorgetragen hatten, ohne dass auf der Bühne erkennbar etwas passiert wäre und ohne dass man sich großartig mit dem Publikum beschäftigt hätte, erklärte Fil Bo Riva die Situation dann aber doch. Zunächst mal sei man - wie auch Kollege Finn - überrascht davon gewesen, wie still und aufmerksam das Publikum zuhöre - was zwar schön, aber eben auch gewöhnungsbedürftig sei. Und dann sei man ja als Live-Act erst am Anfang der Laufbahn, denn - so Fil Bo - live auftreten täte man erst seit kurzem, denn zunächst habe man sich darauf konzentriert, Erfahrungen durch Musikaufnahmen zu sammeln. Das führte dann zu einem recht statischen Vortrag, den Fil Bo Riva zudem konsequent mit geschlossenen Augen absolvierte. Das Problem ist aber durchaus erkannt: Nicht, dass man sich entschuldigen wolle - erklärte Fil, indem er mit dem Rücken zum Publikum ein Glas Wein leerte, um sich die Kehle anzufeuchten -, aber eigentlich könne man sich ja für die Zukunft vornehmen, sich auf der Bühne ja doch ein wenig mehr bewegen.

Wohin so etwas dann führen kann, ließ sich dann in jenem Part der zweiten Konzerthälfte sehen, wo Fil Bo Riva von der akustischen Gitarre zum Bass wechselte und sich dann prompt der Gurt löste, der dann während des Vortrages von Felix wieder befestigt werden musste. Aufgrund der gegebenen Umstände, mussten sich die Musikanten wegen der Anwohnersituation lautstärkemäßig etwas zurückhalten - was eher ungewöhnlich für die Band sei, wie Fil Bo witzelnd feststellte - überzeugte dann aber doch eher bei jenen Nummern, bei denen die Post ein wenig abging. So gehörte zu den Highlights des Sets - neben den eigenen "Hits" wie "Franzis" oder "Like Eye Did" - zweifelsohne das Pixies-Cover "Where Is My Mind", das sogar noch durch ein echt punkiges Feedback geadelt wurde (das allerdings versehentlich durch den eigens mitgebrachten Soundmixer verursacht wurde - aber immerhin). Es gab dann sogar noch eine Art von Cover-Referenz - indem nämlich Fil Bo ein paar Zeilen des Scott McKenzie-Songs "San Francisco" in die Zugabe mit einbaute. Insgesamt gelang es den Musikern, die recht komplexen Arrangements der Studioproduktionen gut auf das Live-Format einzudampfen - wobei allerdings die Entscheidung, bei den Tracks, bei denen Fil Bo Riva zur akustischen Gitarre griff, vollständig auf Bass-Sounds zu verzichten, sich eher irritierend bemerkbar machte. Zumindest für Erbsenzähler wie Rezensenten - alle anderen waren ja wohl eher wegen Fil Bo Rivas recht geschickt zusammengefügter Songs erschienen, die auch in diesem Setting ihre Wirkung nicht verfehlten. Oder doch zumindest wegen seiner angenehm sonoren Gesangsstimme, mit der er sich mühelos auch gegen druckvollere Passagen durchsetzen kann. Oder doch zumindest wegen seines Aussehens...

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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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