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Konzert-Bericht
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Auf dem Sprung
The Amazons
Rees-Haldern, Haldern Pop Bar 24.02.2017
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Vier britische Jungspunde um die 20, die Nirvana, Rage Against The Machine und Led Zeppelin zu ihren Vorbildern erklärt haben - das sind The Amazons. Seit das Quartett gleich mit seinem ersten Demo die Online-Welt im Sturm erobert hat, von The Kooks auf eine gemeinsame Tournee eingeladen worden ist, in ihrer Londoner Heimat stattliche Hallen füllt und auch ihre bislang veröffentlichten Singles allenthalben auf positive Resonanz stoßen, steht außer Frage, dass die Band unaufhaltsam auf dem Weg nach oben ist - und das unterstreicht auch ihr Auftritt am Niederrhein.
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The Amazons präsentieren sich in Haldern arm an Innovationen, aber reich an Intensität und Wucht. Die Älteren im Saal lässt das in Erinnerungen an die 90er-Jahre schwelgen, während viele Jüngere wohl denken: "Ja, genau so muss das damals gewesen sein." Überhaupt beweisen die vier viel Crossoverpotenzial. Bunt gemischt ist das Publikum an diesem Abend, und es herrscht nicht nur, weil viele auf der Flucht vor dem Karneval sind, drangvolle Enge in der kleinen Bar. Jeder hier will die vielleicht schon letzte Chance nutzen, the next big thing noch einmal in kleinem Rahmen zu sehen. Selbst das Equipment auf der Bühne scheint sagen zu wollen: "The Amazons sind für Größeres bestimmt." In Haldern hätten nämlich eigentlich auch halb so große und leistungsstarke Verstärker gereicht. Höllisch laut wird der Auftritt deshalb, aber auch sehr intensiv. Anders als auf ihren doch bisweilen etwas zu stark auf Modernität und Massenkompatibilität getrimmten Studioaufnahmen - das erste Album ist bereits im Kasten und erscheint im Juni - kommt das Quartett in Haldern willkommen rau daher.
Doch auch wenn The Amazons hier und da richtig grungy klingen - schön betont durch die Kurt-Cobain-Gedächtnisfrisur von Sänger und Gitarrist Matt Thompson und sein konstantes Haareschütteln -, hat Gitarrist Chris Alderton doch bei nahezu allen Songs genug Raum, ein pulsierendes Breitwand-Düster-Pop-Element in den Sound einzuweben, das wie ein Schatten über vielen Songs hängt und sie fit macht für die Mehrzweckhallen, in denen die Band in vermutlich gar nicht allzu ferner Zukunft auftreten wird. Bassist Elliott Briggs und Drummer Joe Emett sorgen derweil auch immer wieder für "Oohooo"- und "Aahaaa"-Backing-Vocals, was die Pop-Ambitionen der Briten bei Stücken wie "Night Driving" oder "Junk Food Forever" nur noch unterstreicht. In 50 Minuten spielen The Amazons all ihre aus Funk, Fernsehen bzw. den Sozialen Medien bekannten Knüller wie "Black Magic" oder "In My Mind" und nehmen dabei nur selten den Fuß vom Gas - eigentlich nur, um mit kurzen, gedämpften Parts die folgenden lauten Refrains umso größer und epischer klingen zu lassen.
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Bei der Zugabe springt Alderton sogar kurzerhand auf die Bassdrum des Schlagzeugs und beendet den Song über seinen Bandkollegen thronend - bevor er als letzten Act seine Gitarre krachend auf den Boden fallen lässt. Danach verkaufen die vier noch eifrig T-Shirts und Tonträger im kleinen Plattenladen neben der Pop Bar und wollen anschließend mit viel Alkohol die Nacht noch zum Tag machen. "Wir werden Bier trinken und Schnaps", verrät Thompson. "Wir müssen nämlich heute nicht mehr fahren, denn unser Hotel liegt nur drei Minuten Fußweg entfernt. Das heißt Schnaps für alle!" Keine Frage, The Amazons leben den Rockstar-Traum nicht nur auf der Bühne! Die an diesem Abend neu bekehrten Fans müssen übrigens nicht lange auf ein Wiedersehen warten. Schon im März stehen The Amazons als Support für You Me At Six schon wieder in Deutschland auf der Matte.
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Surfempfehlung:
theamazons.co.uk
facebook.com/theamazonsforever
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Text: -Simon Mahler- Foto: -Simon Mahler-
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