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Konzert-Bericht
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Angriff der Killer-Kakteen
Courtney Marie Andrews
Köln, Die Wohngemeinschaft 08.03.2017
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"Jetzt habe ich aber langsam alle kleinen Clubs in Köln durch", meinte Courtney Marie Andrews bei ihrem Konzert in der Kölner Wohngemeinschaft in Erinnerung an ihre vorangegangenen Besuche in der Domstadt, die sie entweder alleine, als Support-Act oder als Musikerin im Dienste anderer - wie z.B. zuletzt Damien Jurado - absolviert hatte, "und viele größere auch. Vielleicht sollte ich es mir zum Ziel setzen, in allen Clubs in Köln zu spielen." Die sympathische Songwriterin aus Phoenix, Arizona, die aber - wenn sie nicht gerade in Europa residiert, wie neulich in Diensten des Belgiers Milow - zur Zeit in Washington (dem Staat, nicht der Stadt) lebt, hatte überhaupt kein Problem damit, die Zuhörer zwischen den Songs mit persönlichen Überlegungen und Anekdoten zu unterhalten. Nicht, dass das unbedingt notwendig gewesen wäre, denn CMA schafft es alleine mit ihrer Bühnenpräsenz, der brillanten - teilweise sogar virtuosen - musikalischen Umsetzung und nicht zuletzt mittels der suggestiven Kraft der wunderhübsch formulierten, ihren Songs zugrunde liegenden, persönlichen Geschichten, das Publikum restlos in ihren Bann zu ziehen.
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Viel braucht sie dazu eigentlich nicht: Eine akustische Gitarre, ihre überraschend variable, inbrünstig klingende Gesangsstimme, an diesem Abend einen freundlichen Kollegen an der Lap-Steel-Gitarre und natürlich die immense Erfahrung, die sie im Laufe ihrer mittlerweile auch schon zehnjährigen Laufbahn gesammelt hat - das reicht schon um einen rundum gelungenen Konzertabend zu garantieren, der nun wirklich keine Sekunde langweilig ist. Dass Courtney dabei auf ein Repertoire aus insgesamt bereits sechs Veröffentlichungen zurückgreifen könnte, hilft dabei bemerkenswerter Weise nicht ein Mal, denn Courtney ist der Meinung, dass sie am Anfang ihrer Karriere - als sie im Alter von 16 Jahren begann eigene Songs zu schreiben - einfach noch zu jung gewesen sei und beschloss deshalb ihre ersten drei Tonträger wieder vom Markt zu nehmen und beschränkte sich deshalb live bewusst auf ihr aktuelles Material. Dieses freilich wurde bei dem Konzert in der Wohngemeinschaft gleich wieder um brandneue Songs ergänzt, wie zum Beispiel "The Only Debt", den sie als Ode an das Leben an sich für ihre an Lungenkrebs erkrankte Tante Cheryl geschrieben hat. Die Familie und die Leute, die sie im täglichen Leben beobachtet (wie z.B. Mountain Man, Talking Tim oder Dancing Debbie) bilden dabei die Basis für die Charaktere, die ihre Songs bevölkern - wenn sie nicht gerade über sich selbst oder eher grundsätzliche Sachen singt. Einen persönlichen Kern haben dabei indes all ihre Songs. "Meine Mutter hatte da diesen Kaktus in unserem Garten gepflanzt, der seine Blätter aufrichten kann, wenn sich ihm etwas nähert", berichtete Courtney, "ich erinnere mich daran, dass ich dauernd von diesem Kaktus angegriffen wurde, als ich unser Haus verlassen wollte. Deswegen habe ich den folgenden Song geschrieben, der davon handelt, worum es im Leben wirklich geht."
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Es folgte dann "Woman Of Many Colors" - der übrigens auch ein schönes Sinnbild dafür ist, wie sich Courtney als Musikerin selbst sieht. Denn obwohl insbesondere das grandiose aktuelle Werk "Honest Life" in einem klassischen Country-Setting angesiedelt ist, heißt das nicht, dass es dabei bleiben muss. "Ich weiß nicht, ob ich immer Country Songs schreiben werde", erklärt Courtney z.B. - weist aber darauf hin, dass sich die geradlinigen Harmoniefolgen dieser Art von Musik eben bestens geeignet sind, ihre Geschichten erzählen zu können. Der Umstand, dass Courtney dabei als Songwriterin durchaus relevante philosophische Fragen anspricht (nicht unbedingt beantwortet) und öfters auch eine nachdenkliche, melancholische Note an den Tag legt, sorgt dabei schon dafür, dass sich keine süßliche Note einschleicht, wie sie in der Country Musik ja gerne mal gepflegt wird. Schon gar nicht an diesem Abend, bei dem - neben der Country-Harmonien - auch eine Folknote zum Tragen kam und sich der Dreadlock-geschmückte Pedal-Spieler Brian Daste zwar durchaus atmosphärisch einbrachte, aber keineswegs in Pedal-Steel-Klischees versackte. (Nun ja: zugegebenermaßen hat das einen Grund, denn Brian spielt erst seit kurzem mit Courtney zusammen und lässt sich die Akkordfolgen auf einem kleinen Monitor anzeigen.) Am besten funktioniert das dann, wenn alles in Formvollendung zusammen trifft, wie z.B. bei dem besonders schön ausformulierten "Table For One", den Titeltrack von "Honest Life" oder der aktuellen Single "Put Out The Fire", zu der Courtney gerade ein neues Video inszenierte. Kurzum: Sehr viel besser kann man Shows wie diese nicht inszenieren. So lässt man sich klassisches Songwriting in einem akustischen Rahmen wirklich gerne gefallen.
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Surfempfehlung:
www.courtneymarieandrews.com
www.facebook.com/CourtneyMarieAndrews
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Text: -Ullrich Maurer- Foto: -Ullrich Maurer-
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