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Konzert-Bericht
 
Erinnerungen an den Kaffee

Lilly Among Clouds
Sion Hill

Köln, artheater
01.02.2018

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Lilly Among Clouds
Irgendwie braucht Lilly Brüchner für alles ein wenig länger. Zunächst dauerte es fast zwei Jahre, bis "Aerial Perspective", die Debüt-LP der Würzburgerin, in den Läden stand - obwohl sie zuvor schon durch ihre Live-Auftritte - bundesweit und im Ausland (inkl. Skandinavien, USA und Australien) - für Furore gesorgt hatte und bereits 2015 ihre Debüt-EP "Blood & History" herausgebracht hatte, und dann dauerte es noch mal ein paar Monate, bevor sie - "endlich", wie sie sagte - auch wieder in der Domstadt Station machte, wo sie bereits 2016 ein gefeiertes und ausverkauftes Konzert in der Wohngemeinschaft gegeben hatte. Heutzutage kann Lilly es sich leisten, Kollegen wie den jungen Iren Sion Hill als Support mit auf Tour zu nehmen, um so selbst als Nachwuchsförderin wirken zu können.
Sion Hill hat soeben seine LP "Elephant" auf dem legendären Hamburger Kult-Label Clouds Hill herausgebracht. Das Label ist mit dem entsprechenden Studio assoziiert, wo Peter Doherty seine LP "Hamburg Demonstrations" einspielte - wie Sion Hill unter der Regie des Produzenten Johann Scheerer. Letzteres führte dazu, dass Sion Hill dann auch mit Doherty auf Tour war, wie er nach dem Konzert verriet. Überhaupt ist der Mann sehr umtriebig, was seinem Metier als Troubadour natürlich zuträglich ist. So singt er in seinen Songs von den Drang- und Mühsalen des Musikantenlebens und von den Menschen, die er auf seinen Reisen - oder auch ein Mal im Jahr zu Weihnachten zu Hause trifft. Diese Songs schreibt er dann auch auf den entsprechenden Touren - zum Beispiel bei einem "Breakfast In Amsterdam". Als Songwriter macht Hill also schon mal alles richtig. Als Performer im Prinzip auch - vielleicht bis auf den Umstand, dass er das mit der Publikumsanimation vielleicht ein wenig zu ernst nimmt. Schließlich möchte man als Zuhörer ja vor allen Dingen zuhören und nicht bei jedem zweiten Song mitsingen müssen. Freilich ist das Meckerei auf hohem Niveau, denn als Songwriter und Performer hat Hill den Dreh raus und mit einer locker-flockigen Soulpop-Note auch eine interessantes Sub-Genre des Songwriter-Metiers besetzt. Dass er dabei schneidig aussieht und eine sonor-kräftige Gesangsstimme sein Eigen nennt, schadet natürlich auch nicht. Eines sollte vielleicht allerdings angemerkt werden: Besonders irisch klingt das, was er da macht (bis auf die Zwischenansagen), nicht gerade - vielleicht sollte er diesen Aspekt in Zukunft ein wenig betonen, denn stilistisch kommt das Ganze (allerdings auf einem beruhigend hohen Niveau) eher generisch international daher.
Lilly und ihre Band betraten dann nach dem ortsüblichen Science-Fiction-Intro die Bühne (diese erweckt im artheater nämlich aufgrund der Beleuchtungsdramaturgie zuweilen den Eindruck eines startenden Raumschiffes und die Kunstnebel-Belastung ist in dem Club so hoch, dass zu vermuten steht, dass da Opel-Techniker im Hintergrund ihre Hand im Spiel haben). Gleich nach dem ersten Track, "Mother Mother", wechselte Lilly vom Piano zum Stehmikro, überließ im Folgenden der eingespielten Band oft die musikalische Gestaltung und verzettelte sich sprachtechnisch. "Jetzt kann ich schon gar kein Deutsch mehr", meinte sie nervös mit rollendem "rrrr", "und rede schon auf Bayrisch." Und bei der nächsten Ansage zu "Keep" wechselte sie dann versehentlich ins Englische. Ansonsten aber - und das darf dann ohne Umschweife lobend hervorgehoben werden - haben Lilly & Co. ihre Hausaufgaben gemacht und teilweise ordentlich an den Arrangements der Songs herumgedreht. Das ist insofern sinnvoll, als dass die Fans natürlich die Songs schon recht gut kennen, die EP-Tracks auf der LP auch drauf sind und so viele neue (oder unbekannte) Lieder jetzt auch nicht dazu gekommen sind. Variationen in der Darbietung - von der Band zum Beispiel durch einen ständigen Instrumentenwechsel und von Lilly durch ein neu gefundenes, kinetisches Körperbewusstsein und eine entsprechende Lebhaftigkeit realisiert - wirken da schon Wunder; und sorgen natürlich dafür, dass oft gehörtes so nicht langweilig wird. Ein paar Bonbons für die Fans gab es auch: Der Song "Safer" zum Beispiel, war einer der ersten selbstgeschriebenen, den Lilly sich weiland traute, der Familie zu präsentieren; "Your Hands Are Like Home" (eine Weiterentwicklung des "Home Is Where The Heart Is"-Prinzipes) spielte Lilly in einem brillanten Duett mit Sion Hill als Partner (was sich als durchaus förderlicher Glücksfall erwies) und bei der Zugabe griff Lilly noch ein Mal zur Gitarre (das tat sie früher öfter - allerdings nicht, wie in diesem Fall, zur elektrischen). Geliebte Gewohnheiten wurden natürlich auch gepflegt - wie zum Beispiel die Tatsache, dass Lilly den Song "Remember Me" Dingen widmet, die ihr wichtig sind - dem Kaffee etwa. Und bei der letzten Zugabe - dem Publikums-Favoriten "Blood & History" - mussten natürlich die Fans wieder als Chor herhalten. Insgesamt präsentierten sich Lilly und ihre Jungs hier gut gelaunt und bestens aufgelegt. Und das ist dann ein netter Ausgleich dafür, dass es in Lillys Songs oft um tieftraurige, ernsthafte, emotionale Themen geht ("Long Distance Relationship" bringt sie z.B. immer noch mit einer Beerdigung in Verbindung).

Noch eine kleine Randnotiz sei erlaubt: Es scheint gar, als gäbe es für englischsprachige Popmusik aus deutschen Landen doch noch einen gewissen Bedarf, denn viele Konzerte des laufenden Tourabschnittes waren ausverkauft.

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Surfempfehlung:
lillymusic.com
www.facebook.com/music.lilly
facebook.com/sionhillofficial
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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