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Konzert-Bericht
 
Liebe & Tod

Fabrizio Cammarata

Köln, Die Wohngemeinschaft
16.05.2018

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Farbrizio Cammarata
Um Liebe & Tod geht es in dem mexikanischen Traditional "La Llorona" ("die Weinende"), das Fabrizio Cammarata - als Fan der mexikanischen Sängerin Chavela Vargas, die das Stück ebenfalls interpretierte - bei einem Trip durch Mexiko kennen und lieben lernte. In der Tat gibt es in diesem Song so viel Liebe & Tod, dass Fabrizio von dem Stück geradezu besessen ist, es seither regelmäßig bei seinen Konzerten intoniert und auf seiner EP "In Your Hands" konservierte. "In der Tat ist dieses Stück mehr ich als alles andere", resümierte Fabrizio bei seinem Konzert in der Kölner Wohngemeinschaft.
Das kommt nicht von ungefähr. Der rastlose Sizilianer - der in der Manier eines weltweit agierenden Troubadours knapp eine Stunde vor Beginn der Show aus Kanada angereist war - hat nämlich eine ziemlich düstere Seele. Nicht nur, dass die schwermütige Melancholie der von ihm geliebten lateinamerikanischen Kultur seinem sizilianischen Naturell durchaus entgegen kommt - er hat auch eine ganz einfache Erklärung für die durchweg düstere Stimmung, die etwa auch die Songs seines aktuellen Albums "In Shadows" durchzieht: "Ich kann nur Songs schreiben, wenn mein Herz gebrochen ist", erklärte er nämlich in Köln, "wenn ich mich gut fühle, dann gehe ich eher surfen. Gerade arbeite ich an Stücken für meine nächste Scheibe. Wenn sich also jemand als meine nächste Ex-Freundin bewerben möchte… die Auditions sind jetzt eröffnet." Und noch eine Anekdote aus seinem Troubadour-Leben wirft einen bezeichnenden Blick auf Fabrizios musikalische Gemütslage: In Paris, einer Stadt, in der er gerne abhänge, sei er auf dem Friedhof Père Lachaise spazieren gegangen und habe dann an einem namenlosen Grab die Energie einer verstorbenen Seele verspürt - was ihn dann dazu inspiriert habe, den Song "Come And Leave A Rose" zu schreiben - ein Plädoyer dafür, auch namenloser Verblichener zu gedenken. Es ist also kein Wunder, dass Fabrizio seine Songs mit großer Ernsthaftigkeit und noch größerer Inbrunst vorträgt. Ein performerischer Possenreißer ist Fabrizio also schon mal nicht. Allerdings kommen ihm Inbrunst und Ernsthaftigkeit insofern zu Pass, als das er diese kreativ dazu nutzt, seine Songs auf eine musikalisch interessante Art zu präsentieren - denn alleine mit seiner Gitarre, einem sphärischen Effekt auf einigen Songs und ein wenig Percussion mittels Fuß-Tambourin und geschicktem Geklopfe auf seinem Gitarren-Body (allerdings ohne Zuhilfenahme eines Samplers) gelingt es ihm, insbesondere die schwermütig/balladesken Tracks von "In Shadows" erstaunlich kurzweilig und abwechslungsreich zu inszenieren - gelegentliche emotionale Ausbrüche und zuweilen geradezu virtuose Gitarren-Arbeit inklusive. Einige wenige Up-Tempo-Momente - wie z.B. bei dem Song "Alone And Alive" vom Band-orientierten Album "Rooms" präsentiert er dann sogar mit einer Art Rock-Drive. Aber hauptsächlich geht es bei Fabrizio eben um den pastoral kultivierten Liebesschmerz. Solche Art von Musik liegt Fabrizio im Allgemeinen, wie er mit einer ziemlich eigenständigen Coverversion von Joni Mitchells "Case Of You" zeigte. "Das ist für mich eines der schönsten Liebeslieder überhaupt", kommentierte er das Ganze. Nicht überraschend, dass er diesen Track von Jonis Album "Blue" dann ebenfalls zu einem melancholisch verschleppten Lamento umformulierte.
Nach einem relativ kurzen, aber vielleicht auch gerade deswegen besonders effektiven und memorablen Set ließ er sich dann noch zu einer Zugabe überreden. Hierzu setzte er sich ausgestöpselt auf den Bühnenrand und griff dann noch ein Mal auf Material von Chavela Vargas zurück - das er allerdings mit seinem Freund Antonio Di Martino auf italienisch übersetzt hatte "weil das so schön klingt", wie er zu recht meinte. Erstaunlich auch das keineswegs, denn Fabrizio und Antonio haben zusammen die Biographie "Un mondo raro" über Leben und Werk von Chavela Vargas geschrieben. Kurz gesagt (denn besonders groß ist Fabrizio tatsächlich nicht): Der Mann steckt - nicht nur in musikalischer Hinsicht - voller Überraschungen.

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Surfempfehlung:
www.fabriziocammarata.com
www.facebook.com/fabriziocammarata
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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