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Courtney Marie Andrews

Mülheim, Raumfahrtzentrum Saarner Kuppe
16.08.2018

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Courtney Marie Andrews
Daheim in den USA und auf den Britischen Inseln ist Courtney Marie Andrews bereits mit Riesenschritten auf dem Weg zum Americana-Olymp und wird längst nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand mit eigentlich unantastbaren Roots-Größen wie Emmylou Harris oder Lucinda Williams verglichen. Kunststück, setzt die 27-jährige Singer/Songwriterin mit der bittersüßen Wahnsinnsstimme doch gerade auf ihren wunderbaren letzten Platten - "Honest Life" und "May Your Kindness Remain" - auf herrlich ungeschönte Live-Atmosphäre und bringt durch seelenvolles Gospel-Feeling eine neue Dynamik in ihre kunstvolle Melange aus Oldschool-Country-Seligkeit, feingliedrigem Folk und Indie-Attitüde. Hier in Deutschland haben das leider noch nicht viele bemerkt, oder sollten wir vielleicht besser sagen: zum Glück? Immerhin gab es so die Chance, Courtney und ihre vierköpfige Band bei einem exklusiven Hauskonzert im Herzen des Ruhrpotts zu erleben.
Immerhin: Kaum 30 Minuten dauerte es, bis die 50 Plätze an ausgewiesene Courtney-Fans aus ganz Europa, regelmäßige Besucher der heimeligen Konzertreihe an der Saarner Kuppe und Freunde des Gastgeberehepaars vergeben waren. BBQ in der Auffahrt, ein zum Backstagebereich umfunktionierter Garten und jede Menge Menschen glücklich dreinschauende Menschen im Wohnzimmer, die das Glück kaum fassen konnten, Courtney ein, zwei Armlängen entfernt erleben zu dürfen.

Kurz nach 20.00 Uhr begann das Konzert mit den Songs, die jetzt bereits seit mehr als einem Jahr allabendlich Courtneys Live-Programm ausmachen - und ein bisschen war ihr das auch anzumerken. Denn auch wenn Lieder wie die alle in den ersten 20 Minuten gespielten "Long Road Back To You", "Two Cold Nights In Buffalo", "How Quickly Your Heart Mends" oder "Table For One" über jeden Zweifel erhaben sind und mit zum Besten gehören, was das Genre derzeit zu bieten hat, schien es an diesem Abend - wie schon beim Auftritt in Köln im April -, dass auf der Bühne die Freude und Aufregung etwas fehlten, die bei der Live-Premiere der damals noch unveröffentlichten neuen Lieder im vergangenen August spürbar gewesen waren. An ihre Stelle rückte ein spürbar professionellerer Ansatz, zudem lächelte Courtney in der ersten Hälfte des Konzerts auch kaum. Kein Wunder, wenn das Auf-Tour-Sein dein Job ist und du jeden Abend ein Jahr lang die gleichen Songs spielst!

Vielleicht wegen der ständigen Wiederholung oder aber auch wegen der relaxten Atmosphäre, in der das Konzert stattfand, hatten viele Nummern mehr Jam-Feeling als zuvor, bevor Courtney sich gegen Ende des ersten Sets an einem neuen Song versuchte. Der hieß "Guilty" und setzte musikalisch den Gospel-inspirierten Stil der "May Your Kindness Remain"-LP fort und erinnerte dabei ein wenig an das Cover von Little Feats "Willin'", das im April Courtneys Zugabe gekrönt hatte, als hätte sie dieses Lied als Ausgangspunkt genommen und daraus etwas Neues gemacht.

Dann folgte eine zehnminütige Pause und die Vorfreude stieg. Denn nachdem Courtney mehr als zwei Drittel ihres regulären Programms bereits aus dem Weg geräumt hatte, war bereits klar, dass nun Freistil folgen würde! Um es vorwegzunehmen: Wenn das erste Set sehr gut (wenngleich einen Tick zu professionell) war, dann war das zweite einfach phänomenal - vollkommen freigeistig mit einer fast ständig über beide Ohren grinsenden Courtney, die völlig in all den selten und teils noch nie vor Publikum gespielten Liedern aufging und sich nicht um die unausweichlichen Fehler scherte. Der zweite Teil startete mit "Borders" inclusive eines langgezogenen Instrumentalintros, weil noch nicht alle Gäste zurück auf ihren Plätzen waren, und dies war der ideale Einstieg in das spürbar rauere zweite Set. Nachdem Courtney bereits zu Beginn des Abends den gesamten Auftritt dem Andenken der an diesem Tag verstorbenen Aretha Franklin gewidmet hatte, spielte sie dann "Chain Of Fools" und lieferte so gemeinsam mit ihrer Band eine absolut perfekte Hommage an eine Künstlerin ab, die hörbar Spuren in ihrem Schaffen hinterlassen hat. Es folgte ein weiteres unveröffentlichtes Courtney-Original namens "Set It Free", noch ein Lied mit starkem Gospel/Soul-Einschlag, das unverkennbar nach Courtney klang und dennoch gleichzeitig auch nach klassischem Südstaaten-Soul.

Als wäre das noch nicht genug, gab es gleich im Anschluss die nächste Weltpremiere, die erste öffentliche Aufführung von Lucinda Williams' "Fruits Of My Labor", das die Band laut Courtney schon oft beim Soundcheck gespielt hatte, allerding offensichtlich vor dem Einstieg des neuen Bassisten, der trotz Coachings von allen Seiten im Mittelteil etwas verloren ging. Weil aber die kleinen Fehler das Salz in der Suppe sind und bisweilen erinnerungswürdiger als pure Perfektion, war das vollkommen okay. Mit dem ebenfalls neuen "Warning Signs" stellte Courtney dann noch einmal ihre derzeitige Ausnahmestellung unter Beweis, als sie die Nummer zugleich uralt und neu, ganz nach ihr und genauso wie all die Großen vor ihr klingen ließ.

Als die Zugabe begann, war die Show bereits länger als alle anderen, die Courtney in den letzten Monaten absolviert hatte: am Ende waren es fast zwei Stunden. Zuerst kam sie allein mit einer weiteren Weltpremiere im Gepäck zurück und spielte "It Must Be Someone Else's Fault", das einen stärkeren Country-Einschlag und Storyteller-Vibe hatte als die neuen Bandnummern zuvor, bevor sie ihre Mitstreiter zurück auf die Bühne holte, um sich vom Publikum im Zustand einer "joyous sonic togetherness" zu verabschieden, aber die hinreißende Wohlfühlversion von Paul Simons gospeligem alten Heuler "Gone At Last" (der x-te Song an diesem Abend, den sie zuvor nie öffentlich gespielt hatte) brachte das Publikum so aus dem Häuschen, dass sogar noch eine zweite Zugabe hermusste und eine feine Duo-Version von "Honest Life" den perfekten Abschluss eines denkwürdigen Konzertabends bildete.

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Surfempfehlung:
www.courtneymarieandrews.com
facebook.com/CourtneyMarieAndrews
twitter.com/courtneymamusic
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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