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Globetrotter mit Herz und Verstand

Hollow Coves

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
28.09.2018

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Hollow Coves
In der Karriere jeder nach Größerem strebenden Band gibt es ein ganz kleines Zeitfenster, in dem die Auftrittsorte noch winzig, aber schon rappelvoll sind und die Künstler es selbst noch gar nicht so recht fassen können, wie gut es für sie gerade läuft. Es gibt für das Publikum kaum etwas Schöneres, als Bands in dieser Phase zu erleben, die oft nur wenige Wochen oder Monate dauert. Bald schon sind ausverkaufte Konzerte ein Stück weit Normalität, schnell lautet das neue Motto: Höher, schneller, weiter. So weit ist das dynamische Duo Hollow Coves von der australischen Ostküste zum Glück noch nicht. In der Haldern Pop Bar strahlen die beiden passionierten Weltreisenden mit dem Publikum um die Wette - und nicht nur deshalb ist es ein geradezu perfekter Konzertabend.
Eigentlich sollten Ryan Henderson und Matt Carins inzwischen an den Erfolg gewöhnt sein. Schließlich ist es inzwischen schon ein paar Jahre her, dass die zwei Herren von der Gold Coast praktisch über Nacht mit dem Song "The Woods" zu Klickmillionären wurden (inzwischen steuern sie bei Spotify die 100-Millionen-Marke an) und sich seitdem auch ohne Albumveröffentlichung - die Debüt-LP soll spätestens zur Jahresmitte 2019 veröffentlicht werden, verraten uns die zwei nach der Show - ständig wachsender Beliebtheit erfreuen. Das zeigt sich auch beim Abstecher nach Haldern: Mehr als 100 Besucher quetschen sich an diesem Abend in die kleine Pop Bar, und wo sonst ein ausgemachtes Connaisseur-Publikum in der ersten Reihe steht, sind es dieses Mal Teeniemädchen und nicht selten auch gleich noch deren gleichermaßen entzückte Eltern. Hollow Coves mögen sich offiziell dem Genre Indie-Folk zurechnen, doch bei Vorbildern wie Angus & Julia Stone, Ben Howard oder James Bay ist schnell klar, dass sie trotz ihrer hemdsärmeligen Performance - mehr als zwei Akustikgitarren, ihre verschmelzenden Stimmen und ein sporadisch eingesetztes Keyboard sind nicht vonnöten - mit Stücken in bisweilen cineastischer Breite auch ein Auge auf eine waschechte Popstar-Karriere geworfen haben.

Ihre Songs und ihr Auftreten geben das durchaus her. Bei aller Natürlichkeit ihres betont relaxten, vor Liebe und Leidenschaft strotzenden Sounds wissen die beiden nur zu genau, wie heutzutage Songs funktionieren müssen, um all die werbetechnisch wertvollen Hashtags auf YouTube, Spotify und Co. zu bedienen, und tänzeln so musikalisch leichtfüßig auf dem schmalen Grat zwischen Anspruch und Massenkompatibilität. Dabei fabrizieren sie von ihren Reisen rund um den Globus inspirierte Lieder, die Indierocker mögen dürfen, bei denen aber Mitsingen und Mitklatschen nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Dazu erzählen sie, abgeklärt, allerdings nicht abgezockt, zwischen den Songs ausführlich und mit tonnenweise Charme von der Wanderlust, die ihrer aktuellen, zunächst in Eigenregie veröffentlichten EP den Namen gab, und erläutern mit viel Herzblut die Hintergründe ihrer nachdenklichen, aber nie traurigen Songs oder erklären den Zuschauern, auch gerne mal während der Lieder, welche Instrumente der Studioversionen sie sich jetzt bitte dazudenken sollen. Die Selbstsicherheit, mit der sie das tun, ist beeindruckend.

In Haldern spielen sie die Songs ihrer EP, von denen "Coastline" für die größte Begeisterung sorgt, geben mit einer Reihe unveröffentlichter Lieder Ausblick auf den langerwarteten Album-Erstling und haben mit "Hold Back The River" sogar noch eine James-Bay-Nummer im Programm, die vom Publikum begeistert mitgesungen wird. Eigentlich soll das die einzige Coverversion bleiben, aber weil Ryan sein Kapo noch aus dem Backstage holen muss, spielt Matt - nachdem er erfolglos versucht hat, einen Ryan-Ersatz aus dem Publikum zu rekrutieren! - kurzerhand auch noch Angus & Julia Stones "Mango Tree" allein und beweist damit, wie locker die zwei mit kleinen Missgeschicken umgehen, die andere Künstler bisweilen vollkommen aus dem Konzept bringen. Als ungeplante Zugabe gibt es dann sogar noch eine bislang kaum gespielte neue Nummer namens "When We Were Young" zu hören. Obwohl sie an diesem Abend nur mit Hutspenden entlohnt werden, begeistern Hollow Coves in Haldern knapp 80 Minuten lang und verlassen die Bühne weit nach der eigentlichen 22.00 Uhr-Curfew erst dann, als sie wirklich alle Songs ihres aktuellen Repertoires gespielt und sich ein letztes Mal überschwänglich beim Publikum für den tollen Abend bedankt haben. Menschlich und musikalisch - die australische Reisegruppe überzeugt an diesem Abend in beiderlei Hinsicht auf ganzer Linie.

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Surfempfehlung:
www.hollowcoves.com
www.facebook.com/HollowCoves
www.twitter.com/hollowcove
Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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