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Der Fluch von Hank Williams

Giant Sand

Köln, King Georg
03.12.2018

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Giant Sand
Warum Howe Gelb sich überhaupt die Mühe gemacht hatte, das Ende von Giant Sand jemals bekannt zu geben, ist nicht so ganz klar. So richtig mochten das die Fans ja eh nie glauben - zumal die Grenzen dessen, was Giant Sand von den Sachen unterscheidet, die Howe Gelb unter eigenem Namen auf den Markt wirft, ja eh schon stets mehr als fließend gewesen waren. Sei es drum: Nachdem Gelb im Mai dieses Jahres die Band kurzerhand reanimiert hatte, um das legendäre Debütalbum "Valley Of Rain" (um dessen Entstehung sich ja so manche hübsche Legende gerankt hatten) - nun wie soll man sagen - den Fans in einer aktualisierten, zeitgemäßen, generationenüberbrückenden Punk-Version um die Ohren zu prügeln, gab es jetzt noch einen Nachschlag. Und zwar einen, mit dem der Meister noch mal eins drauf setzte.
Schon die Konzerte im Frühling begeisterten ja durch ihre aberwitzige Spielfreude und die unbekümmerte Art, in der Gelb & Co. das Material durch den Rockwolf drehten. Eigentlich toppen ließe sich ein solcher Ansatz ja nicht wirklich. Also machte Howe Gelb das nächstbeste und dampfte die Sache noch ein mal aufs Wesentlichste ein. Das Ergebnis war dann das sogenannte Power Trio. Unterstützt lediglich von dem langjährigen Giant Sand-Bassisten Thoger Lund und Gabriel Sullivan (der hier allerdings nicht als Gitarrist, sondern als Drummer tätig war) präsentierte sich Howe Gelb nun endgültig als Rocker im Sinne seiner Ur-Roots - denn der der Mythos als Wüstenrocker blieb auch in diesem Setting außen vor. Die Beschränkung auf das reine Punk-Format führte dann erstens dazu, dass in dem für diese Zwecke denkbar ungeeigneten King Georg Club die Vocals vollkommen im (stark komprimierten) Gitarren-Gedröhne untergingen und dass die Sache nach einer knappen Stunde auch schon wieder vorbei gewesen wäre, denn - so Gelb ganz richtig - "Valley Of Rain" war ja ein relativ kurzes Album.
Freilich blieb es dann aber doch nicht bei den Tracks des Debütalbums. Zunächst mal gab es Probleme mit dem Mikro, so dass die Band erst mal warten musste, bis der Tontechniker mit einem neuen Kabel sich den Weg zur "Bühne" freigekämpft hatte. "Spielt doch erst mal ein Instrumental", schlug jemand aus dem Publikum vor. "Ich kann keine Instrumentals", log Gelb zurück. Schließlich stellte sich aber heraus, dass das Mikro gar nicht defekt war, sondern dass Gelb schlicht den falschen Fußschalter bedient hatte, konnte die Sache losgehen. "I've lifted my curse", improvisierte sich Gelb im Folgenden in sein eigenes Material hinein und schaltete dann auf seinen Pedalen herum, "but it could be worse. I'm a man with a built-in delay." Es folgte dann das Full-Frontal-Rock-Treatment für praktisch alle Tracks des Albums, die sich dann eher erahnen als erkennen ließen. Frischer Wind wehte indes durch alles, was Howe & Co. anschließend anfassten. Am Besten funktionierte das dann immer dann, wenn zumindest das Grundformat des Songs noch durchschimmerte. "Death, Dying And Channel 5" oder "Barrio" etwa kamen so als nette Power-Pop-Klamotten zu neuer Geltung. Dabei gab es ein lustiges Detail zu beobachten: Wie das so seine Art ist, zelebrierte Howe Gelb seine Kunst mit ausufernden, unberechenbaren und zuweilen auch bewusst angeschrägten Improvisationen. Und dennoch gelang es Thoger Lund und Gabriel Sullivan nicht nur dem Meister zu folgen, sondern tatsächlich mitten im prächtigsten Rockstar-Freiflug den einen oder anderen "sudden death" zu inszenieren. Zu Balladen hatte Howe Gelb an diesem Abend allerdings keine rechte Lust. Zwar stimmte er auch hier wieder - und sogar mehrmals - "I'm So Lonesome I Could Cry" an - aber nur als Hank Williams-Zitat und nicht als vollständigen Song. Ein ähnliches Schicksal erlitt das eigentlich recht nett groovende "Shiver", das Gelb als spontane letzte Zugabe anstimmte - dann allerdings mitten im Song abbrach. Es wollte heute einfach nicht mit den balladesken Momenten passen. Mit einem herzhaften "Prost" verabschiedete sich Howe Gelb dann kurz und knapp vom ausverkauften King Georg und verschwand kommentarlos. Vielleicht ging es ja auch darum, die Kräfte für das ebenfalls ausverkaufte Konzert an gleicher Stelle am Folgetag zu konservieren. Vermutlich aber eher nicht - denn zur Zeit scheint Howe Gelb vor Kraft und Lebensfreude kaum laufen zu können. Giant Sand jedenfalls ist so nicht zum Schweigen zu bringen...

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Surfempfehlung:
giantsand.com
en.wikipedia.org/wiki/Giant_Sand
www.facebook.com/giantgiantsand
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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