NACHGEHAKT BEI: GRACE PETTIS
GL.de: Warum habt ihr denn gerade jetzt beschlossen, ein gemeinsames Projekt loszutreten, obwohl ihr euch doch schon jahrelang kennt?
Grace: Wir kennen uns in der Tat schon seit zehn Jahren - waren aber bisher nie auf die Idee gekommen, dass wir zusammen in einer Band sein sollten. In Austin gibt es ja diese Gemeinschaft von Songwritern und wir laufen uns immer mal wieder über den Weg. Es war dann Rebeccas Idee, gemeinsam auf eine Package-Tour zu gehen. Und das war dann letztlich eine Geschäftsidee, denn wir waren ja befreundet und dachten, dass wir dadurch etwas Geld verdienen könnten, indem wir unsere Fans zusammen brachten. Also haben wir uns überlegt, einen Song, auf dem wir alle zusammen spielen, aufzunehmen und in die sozialen Medien zu bringen, um ein wenig Werbung für die Tour zu machen. Das war "Fast Car" und das ging dann auf YouTube sozusagen "mini-viral". Wir merkten dann schnell, dass wir da was hatten, denn insbesondere der Harmonie-Gesang fiel uns sehr leicht.
GL.de: Und das war dann der Startpunkt für das Projekt?
Grace: Ja - ich habe einen Freund, der uns Studio-Zeit zur Verfügung stellte, weil er das Video gesehen hatte und das gut fand. Wir haben uns dann dort getroffen und uns überlegt, vielleicht einen gemeinsamen Song zu schreiben. Aber daraus wurden dann an einem Tag sogar drei Songs, die wir den Leuten im Studio vorspielten - und die haben uns dann gleich einen Plattenvertrag angeboten. Das war ein bisschen wie ein Wirbelsturm, dem wir erst mal hinterher laufen mussten. Wir haben dann innerhalb einer Woche die Scheibe aufgenommen - noch bevor wir jemals eine Show gespielt hatten und bevor wir einen Bandnamen hatten.
GL.de: Okay, aber wieso habt ihr dann auch gleich einen für euch neuen Stil - den Power-Pop - implementiert?
Grace: Das war gar kein bewusster Prozess, denn als wir die ersten Songs schrieben, wussten wir ja gar nicht, ob wir überhaupt zusammen schreiben und singen und spielen könnten - und schon gar nicht, was dabei herauskommen würde. Wir wussten nur, dass wir Freundinnen sind, die ein wenig Spaß dabei haben wollten - vielleicht mit einem bisschen Wein. Es war dann aber ganz einfach - aber einen Plan gab es nicht. Und wenn, dann höchstens den, etwas für unsere Folk-Fans machen zu wollen. Es war dann auch eher unser Produzent, Michael Ramos, der das Soundpotential in unseren Songs erkannte und uns dann in diese Richtung lenkte.
GL.de: Habt ihr denn vergleichbare Routinen, was die Zusammenarbeit betrifft?
Grace: Vergleichbar vielleicht - aber nicht identisch. Wir haben alle verschiedene Stärken - aber wir haben ja jahrelang unsere eigenen Songs geschrieben und wissen wie es geht. Es war ein Prozess, an dem wir alle gleich beteiligt waren - und das ist es, was wir daran schätzten. Wir passen ja alle gut zusammen - aber man kann nie voraussagen, ob das gemeinsame Song-Schreiben funktioniert. Und das war dann der Teil, der wie Magie für uns war.
GL.de: Und wie funktioniert das dann?
Grace: Wir haben uns alle vertraut. Es bedarf ja eines gewissen Mutes, Ideen in die Runde zu werfen und zur Diskussion zu stellen. Da hilft es schon, wenn man sich darauf verlassen kann, wenn die anderen das respektieren, zuhören und auch ehrlich mit ihrer Meinung sind, wenn es nicht so gut sein sollte. Wir hatten halt Glück, dass wir uns aufgrund unserer zehnjährigen Freundschaft in einer Art sicherer Umgebung befanden.
GL.de: Okay - was sind denn eure eigenen und gemeinsamen Stärken?
Grace: Ich möchte zum Beispiel, dass meine Songs zugänglich sind und von so vielen Menschen wie möglich verstanden werden können. BettySoo hat einen feinen Sinn für die Instrumentierung, die Grooves und die Melodien. Es ist für sie wichtig, nicht gleich mit der ersten Idee zufrieden zu sein, sondern sich Zeit zu nehmen, genau die richtige Lösung zu finden. BettySoo hat auch Englisch studiert, so dass Poesie für sie sehr wichtig ist. Aber das trifft eigentlich auch auf Rebecca und mich zu. Und Rebecca hat diese faszinierende Pop-Sensibilität. Sie schreibt diese eingängigen Melodien und sie ist eine großartige Geschichtenerzählerin und Texterin.
GL.de: Und was ist das Wichtigste bei diesem Projekt?
Grace: Vielleicht, dass wir alle Fans von den jeweils anderen sind. Und weil wir auf diesen kommerziellen Pop-Sound gestoßen sind, ist es noch wichtig darauf zu achten, dass wir unsere Songs zwar eingängig und poppig gestalten - aber ohne dabei die Integrität der Songs zu verlieren. Uns ist es wichtig, dass wir etwas zu sagen haben und dass unsere Songs etwas bedeuten sollen und eine gewisse Substanz haben.