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Konzert-Bericht
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Nice & Cool
Sophie Auster
Köln, Clubbahnhof Ehrenfeld 09.05.2019
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"He, ich mag eure Stadt", erklärte Sophie Auster bei ihrem ersten offiziellen Auftritt als Headlinerin in der Domstadt zum Abschluss ihrer von Gaesteliste.de präsentierten Tour, "es ist nice und cool hier, würde ich sagen." Ohne das jetzt so gemeint zu haben, war das dann wohl auch ungefähr der Eindruck, den sie als Live-Performerin bei dem Publikum im Clubbahnhof Ehrenfeld hinterließ.
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Dass Sophie überhaupt ein Mal in Köln auf der Bühne stehen würde, war dabei ja lange Zeit alles andere als gewiss, denn Sophies Karriere als Songwriterin, Recording Artist und Live-Performerin ist nicht besonders geradlinig verlaufen: 2006 erschien ein erstes Album mit vertonten Gedichten, das die Tochter des Schriftsteller-Ehepaares Siri Hustvedt und Paul Auster aufnahm, als sie noch an der Highschool war. Erst 2012 folgte die EP "Red Weather" mit eigenen, neuen Stücken und 2014 gab es die LP "Dogs & Men", die allerdings offiziell nur digital veröffentlicht wurde. Live war Sophie Auster bei uns lediglich für gelegentliche Showcases zu Gast. Erst anlässlich der Veröffentlichung ihres aktuellen Albums "Next Time" ergab sich für sie die Möglichkeit, im Rahmen einer Europa-Tour auch in Deutschland einige Live-Termine zu absolvieren. Das ist insofern schade, als dass Sophie, die außer als Musikerin ja auch als Model und Schauspielerin tätig ist, auf der Bühne ihr eigentliches Zuhause sieht. Insbesondere in ihrer Heimatstadt steht die selbsternannte "Rampensau" schon seit Jahren regelmäßig auf der Bühne. Kurz gesagt, war die Vorliebe Sophies für die Präsentation auf der Bühne dann auch in Köln deutlich zu spüren. Gekleidet in einen ihrer typischen Business-Suits dirigierte Sophie ihre in Berlin ansässige Band, die sie eigens für die Termine in Deutschland und Österreich angeheuert hatte, wie Trompeter Philip Sindy nach der Show erklärte. (Natürlich muss man für so etwas die richtigen Connections haben - aber tatsächlich wäre das ja durchaus mal eine gangbare Möglichkeit für amerikanische-Musiker, die logistischen Probleme, die mit dem Transport von Bandmusikern verbunden sind, zu umgehen.)
Wer Sophie schon mal live erlebt hatte, der dürfte nicht überrascht gewesen sein, dass sie ihre Songs mit großen, dramatischen Gesten und Posen illustrierte. Was bei anderen vielleicht überzogen oder aufgesetzt gewirkt hätte, nahm man Sophie Auster ohne weiteres ab - unter anderem einfach deswegen, weil sie sowas nun mal gerne macht und diese Gesten und Posen deshalb mit einer gewissen, selbsterklärenden Selbstverständlichkeit darbietet, die einfach keinen Zweifel daran zulässt. Musikalisch gab es ein buntes Potpourri aus den Tracks der letzten drei Veröffentlichungen - die freilich allesamt dem Stil der poppigeren Ausrichtung des von Tore Johannsson produzierten neuen Albums angepasst waren. Freilich ist das kein Kritikpunkt, sondern zeugt vom eklektischen Geschmack der Performerin Sophie Auster, die sich auf diese Weise die Möglichkeit offen halten will, alle Facetten ihres Tuns auch auf der Bühne entsprechend ausleben zu können. Und das sind eine ganze Menge Facetten. Da wäre zunächst mal der oft Rhumba-orientierte Pop von "Next Time" - der sich etwa in Tracks wie dem zuvor als Single veröffentlichten "Mexico" oder auch in dem Annie Lennox-Cover "Walking On Broken Glass" Bahn brach. Dann gab es eine soulige Ausrichtung zu beobachten, die etwa auch auf ältere Tracks wie "Run Run Run" oder "Bad Manners" implementiert wurde und die oft auch mal funkige Disco-Grooves enthielt. "Dance With Me" etwa überraschte in dieser Hinsicht. Gerade bei den drei letztgenannten Tracks gefielen insbesondere die Beiträge von Philip Sindy - gerne auch im direkten Zusammenspiel mit Sophies Gesang -, denn so etwas gab es auf den Studio-Aufnahmen bislang nicht zu beobachten. Dann gab es da natürlich auch die balladeskeren Nummern, die Sophie gerne mal als jazzige Torch-Songs auffasst - "Black Water", "Tom Collins" etwa oder "Dragon Fruit Tree" kamen in einem solchen Setting daher. Und dann gab es auch noch die Coverversionen, mit denen Sophie erneut ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellte: Neben dem leicht überdrehten Partysound von "Walking On Broken Glass" (der einen versierten Konzertveteranen zu dem Ausruf veranlasste "Das klingt ja wie Madonna!") waren dies eine abgefahren spacige Soul-Version des eher atypischen Queen-Tracks "Cool Cat" und eine zurückhaltend aufgefasste Version des Tom Waits-Tracks "Take Me Home" (von dem Soundtrack "One From The Heart"), den Sophie mit jazzigem Timbre nur von Keyboarderin Marie Davy am Piano begleitet vortrug. Selbst zur Gitarre greift Sophie heutzutage nur noch selten - etwa zu der mit einem ironischen Augenzwinkernden vorgetragenen Trennungsballade "Let It Go"; was aber auch Sinn macht, da die Tracks von "This Time" schließlich hauptsächlich auf Keyboard-Sounds transponiert wurden.
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Freilich: Mit den Studioversionen hatten die Tracks in diesem Setting eigentlich nur noch der Struktur nach zu tun. Sophie Auster ist halt nun mal eine Live-Performerin mit Haut und Haar, der es eben nicht darum geht, die Studioproduktionen möglichst konform zu reproduzieren, sondern sich stattdessen als varianten- und einfallsreiche Interpretin mit vielen Ausdrucksmöglichkeiten zu präsentieren, von denen stilistisch eingefahrenere Kolleg(inn)en schlicht nur träumen können. Das war dann wirklich alles nice & cool.
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Surfempfehlung:
www.facebook.com/SophieAusterMusic
www.sophieaustermusic.com www.instagram.com/sophieauster www.youtube.com/watch?v=r_tXZCuIihQ www.youtube.com/watch?v=pxBhxdyxdyU www.youtube.com/watch?v=hby0u9PEhZc
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Text: -Ullrich Maurer- Foto: -Ullrich Maurer-
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