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Another Life, Another Planet

Peter Perrett
Strangefruit/ The Kecks

Köln, MTC
04.06.2019

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Peter Perrett
Manchmal braucht es eben einen alten Recken wie Peter Perrett, um zu zeigen, dass auch in Köln noch zeitlose Old-School-Rock-Shows möglich sind. Shows, in der erstens Musiker und Fans aus verschiedenen Generationen zusammenkommen, um die Musik zu feiern, zweitens das, was auf der Bühne passiert, auch ausnahmsweise mal zu sehen ist und drittens durchweg grandiose Songwriterkunst auf eine betont unhippe, aber dennoch coole Art in spielfreudiger, mitreißender Manier dargeboten wird. Der ehemalige Mastermind der Only Ones - immerhin Miterfinder des Post-Punk-Schrammelpop-Genres - spielte dabei zwei Jahre nach seinem überraschenden Comeback auf seiner ersten Headlinertour erst seine insgesamt zweite Show in Deutschland. Und obwohl Perrett auf der Bühne nicht eben eine Quasselstrippe ist, zeigte er sich dann doch erfreut über den Zuspruch der begeisterten Fans. "Ich wusste ja nicht, was ich erwarten sollte", adressierte er diese gegen Ende der Show, "aber ich bin dankbar, dass ihr zu unserer Show gekommen seid. Wir haben jedenfalls jede Menge Spaß auf der Bühne."
Bemerkenswerterweise lieferte bei dieser Show den eigentlich zu erwartenden Retro-Faktor nicht Peter Perrett selber, sondern die in Hamburg ansässige Support-Band The Kecks. Laut Facebook hat es das Quartett irgendwie fertig gebracht, aus fünf Nationen (Australien, Frankreich, Deutschland, Österreich und England) zu stammen. Musikalisch hingegen ist die Sache relativ klar: Es gab New Wave Pop englischer Prägung, der durchaus ambitioniert dahinkomponiert und ansprechend aufbereitet daher kam. Besonders in der Handhabung digitaler Effekte gefielen sich die Jungs scheinbar - was dann zu einem Artpop-Sounddesign führte, wie man es in den 70er, 80er und teilweise 90er Jahren präferierte. Frontmann Lennart machte mit Brett Anderson-Gedächtnis-Gesten und einer insgesamt dramatischen, dandyhaften Präsentation nochmals deutlich, woher die Jungs ihre Inspirationen nehmen. Das war dann zwar konzeptionell gut gedacht - verpuffte aber schon alleine deswegen, weil so gut wie niemand anwesend war, als die Kecks um 20:00 Uhr das Programm begannen. Immerhin absolvierten die Herren dieses dann trotz des geringen Zuspruches professionell und handwerklich ansprechend.

Und dann gab es ja auch noch einen Support. Dazu muss man wissen, dass Peter Perrett in seiner Band auch seine Söhne Jamie (der auch als Gitarrist bei den Babyshambles aktiv war) und Peter Jr. beschäftigt. Ohne Peter Perrett sen. agierte diese Band - zumindest bis es 2017 zu der Produktion des Comeback-Albums "How The West Was Won" kam - unter dem Namen Strangefruit auch als eigenes Projekt. In Köln traten dann Jamie Perrett und Jenny Maxwell (die bei Strangefruit als Sängerin und in der Peter Perrett-Band als Violinistin tätig ist) als Duo auf, um einige Tracks - darunter eigenes Material wie "Ghosts", aber auch ihr Cover von "Don't Let Me Be Misunderstood" - in einem abgespeckten elektrischen Setting vorzutragen. Das brachte zwar keinen besonderen Mehrwert (zumal es ja seit längerem nichts Neues von Strangefruit mehr gab) - aber als Einstimmung auf den Auftritt des Herrn Papas war das dann prinzipiell besser geeignet als die Sache mit den Kecks vorher.

Wie gesagt wäre es ja nicht verwunderlich gewesen, wenn sich Peter Perrett im Folgenden dann komplett auf seine Rolle als Kult-Ikone konzentriert hätte. Aber obwohl er dann die Show mit dem relativ obskuren Only Ones-Track "Baby Don't Talk" eröffnete, machte er dann recht schnell deutlich, dass ihm der Blick zurück gar nicht so sehr liegt. Es folgten dann konsequenterweise zunächst die Tracks des "How The West Was Won"-Albums (auch gleich mit dem Titeltrack im Anschluss) und dann aber auch jene des neuen Albums "Humanworld", das zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht erschienen war. "Vielleicht kennt ihr ja den einen oder anderen Songs als Video", kündigte er diesem Teil der Show dann an. Und zumindest im Falle des brillanten neuen Instant-Klassikers "Heavenly Day" auch der Fall gewesen zu sein schien, denn den sangen die Fans dann bereits mit. Die ganze Show beeindruckte dann im Folgenden weniger durch Perretts "Nicht-Gesang" oder eine wilde Bühnenshow, sondern durch ein bemerkenswert differenziertes Klangbild der sich immer wieder selbst anfeuernden Band. Peter Perrett trat dabei häufig vom Mikro zurück und überließ seinen Musikern das Spotlight - besonders Gitarrist Jamie, der dann auch den von ihm selbst geschriebenen Song "Masters Of Destruction" vortragen durfte. Die meisten der Songs brachten Peter und die Band übrigens im knackigen Drei-Minuten-Power-Pop-Format unter - wobei die tight agierende Band besonders mit dem Sudden Death-Prinzip zu überzeugen wusste. Punktuell gab es jedoch auch lebhafte Jam-Sessions, die deutlich machten, dass hier Leute zu Werke gehen, die sich blind aufeinander verlassen können. Das Highlight in dieser Hinsicht war dann zweifelsohne die epische Version von "Living In My Head". Hier begeisterte dann eine Art immer wieder aufbrechendes "Duell" zwischen Jenny Maxwell an der E-Viola und Jamie Perrett. Die Idee mit der Viola hätte dabei ja gar nicht mal auf der Hand gelegen (zumal die Band mit Lauren Moon über eine eigene Keyboarderin verfügt) - machte dann aber durchaus Sinn, da die Sache so eine interessante psychedelische Tendenz bekam. Ähnlich gut funktionierte das bei der letzten Zugabe, dem Only Ones-Track "The Beast".

Apropos Zugabe: "Wir werden jetzt mal was riskieren", scherzte Peter Perrett bei der Ansage des letzten Tracks "War Plan Red", "wir gehen dann jetzt mal runter ins Backstage und zählen darauf, dass ihr genug Lärm macht, dass wir noch mal rauskommen. Das solltet ihr tun, denn ansonsten bekommt ihr 'Another Girl Another Planet' nicht zu hören." Natürlich ließen sich das die Fans nicht zwei Mal sagen. "Wusste ich's doch", grinste Peter, als der alte Gassenhauer dann abgefeiert war, "ich habe halt eine gute Menschenkenntnis." Diese hat ihm wohl auch geholfen, sein neues Leben als Solo-Künstler in einem Alter anzugehen, in dem andere schon in die Altersarmut abdriften. "Ich fühle mich wie eine Kakerlake, die einen Atomkrieg überstanden hat", brachte er das in einem Interview auf den Punkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Surfempfehlung:
www.peterperrett.com
www.facebook.com/peterperrettmusic
www.facebook.com/strangefruituk
www.facebook.com/pg/thekecksofficial
www.youtube.com/watch?v=ldquP2DdRYM
www.youtube.com/watch?v=oZOmX-Z_140
www.youtube.com/watch?v=NYAC1bDg84Q
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-

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