Man muss es ja dieser Tage schon dazusagen: Wir reden hier nicht von #ThrowbackThursday und auch nicht von einem gestreamten Online-Konzert, nein, an diesem sommerlichen Donnerstagabend steht Brigitte Handley, Frontfrau des australischen Düster-Rock-Trios The Dark Shadows, tatsächlich in einem echten Laden auf einer echten Bühne und spielt - selbstverständlich mit dem gebotenem Abstand und vor sitzendem Publikum - live vor echtem Publikum in Köln. Allein das ist nach vier Monaten ohne Konzerte schon Grund zur Freude, aber die aus Sydney stammende Musikerin punktet zum Auftakt der "Corona Sessions" des Em Drügge Pitter auch mit ihren Songs und ihrem sympathischen Auftreten.
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Ein Hauch von internationalem Flair weht an diesem Abend beim vorsichtigen Neustart nach dem COVID-19-Lockdown durch das E.D.P., wie die Eckkneipe im belgischen Viertel von Köln unter Freunden genannt wird. Denn auch wenn Brigitte Handley die Domstadt schon vor Jahren zu ihrer zweiten Heimat gemacht hat, ist es doch eine Freude, an diesem Abend statt eines "op Kölsch" schwadronierenden Rheinländers eine weitgereiste Künstlerin zu erleben, die auch zwischen den Songs lieber englisch als deutsch redet, wenn sie von den seltsamen Wochen und Monaten spricht, die hinter uns liegen, und das verbindende Element der Musik selbst in Zeiten des Social-Distancing betont. Anders als auf ihrem 2017er-Album "The Edge Of Silence", bei dem Handley oft die Akustikgitarre reichte, um die wuchtigen Lieder ihrer Band solistisch zu entschlacken, und die melancholisch-zerbrechliche Seite ihres Schaffens in den Fokus gerückt war, sorgen an diesem Abend eine Stromgitarre und diverse Effektgeräte dafür, dass selbst bei diesem Soloauftritt zumeist die dunkel funkelnde Intensität der Bandversionen im Vordergrund steht und so die breit gefächerten Inspirationen aus Rockabilly, New Wave, Goth-Rock und mehr gleich zu Beginn mit "Invisible" und "Lament Of A Lost Soul" widergespiegelt werden. Die bisweilen geradezu grimmige Entschlossenheit, mit der sie ihre Lieder singt, tauscht Handley bei ihren Ansagen gegen ein schüchternes Lächeln, wenn sie von ihren eher ernüchternden Live-Stream-Erfahrungen erzählt oder sich, aller rheinländischen Rivalität zum Trotz, ganz besonders über Gäste aus Düsseldorf ("People came all the way from the verbotene Stadt!") freut. Die Freude am eigenen Tun steht ihr auch bei ihren Gitarrensoli ins Gesícht geschrieben, ganz egal, ob sie knackig kurz sind wie beim Ohrwurm "The Boy From Berlin" oder ausufernd und Feedback-getränkt im Neil Young’sche Sinne wie bei "Twinns".
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