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Konzert-Bericht
 
Zwischen den Welten

Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher

Rees-Haldern, Haldern Pop Bar
27.08.2020/ 28.08.2020

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Gisbert zu Knyphausen & Kai Schumacher
Nein, einen ungünstigeren Termin für die Premiere ihres gemeinsamen Abends mit den Liedern Franz Schuberts hätten sich Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher nun wirklich nicht aussuchen können. Ausgerechnet am 13. März dieses Jahres wollten der Ausnahme-Troubadour aus dem Rheingau und der klassisch ausgebildete Pianist aus dem Ruhrpott mit großem Besteck in der Duisburger Philharmonie auftreten - dem Tag, an dem im Zuge der Coronavirus-Gegenmaßnahmen bundesweit für alle größeren Veranstaltungen die Reißleine gezogen wurde. Im September soll das Konzert nun nachgeholt werden, außerdem soll es auch ein Gastspiel beim Reeperbahn Festival in Hamburg geben. Einen Sneak-Preview im ganz kleinen Kreis gab es bereits an diesem Wochenende mit zwei restlos ausverkauften Gastspielen in Haldern.
Am Niederrhein ticken selbst in Pandemie-Zeiten die Uhren ein wenig anders. Nicht nur, dass es für alle Gäste als "Vorprogramm" Salat aus der Region mit geheimem Spezial-Dressing gibt - zubereitet wurde die Köstlichkeit von Festivalchef Stefan Reichmann persönlich, während mit Kai Schumacher einer der Protagonisten des Abends beim Waschen des Salats half! Auch sonst ist es in der Pop Bar so heimelig, wie die Coronaschutzverordnung es erlaubt. Gerade einmal 30 Zuschauer pro Abend dürfen miterleben, wie gut sich die auf den ersten Blick so unterschiedlichen musikalischen Welten Knyphausens und Schumachers ergänzen (und sich ganz nebenbei fragen, wie zum Teufel man nur den großen Konzertflügel auf die dafür eigentlich viel zu kleine Bühne gehievt hat). Schnell wird dabei klar, dass sich die zwei in Haldern ohne Begleiter angetretenen Tausendsassa nicht nur musikalisch gut verstehen, denn auch beim amüsanten Schlagabtausch zwischen den Liedern werfen sich die beiden Protagonisten immer wieder locker die Bälle zu, ganz egal, ob sie die Ursprünge ihrer Kollaboration diskutieren ("Du hast Glück gehabt, dass Tim Bendzko nicht drangegangen ist", erklärt Schumacher breit grinsend Knyphausens Beteiligung am Schubert-Projekt) oder humorvoll Anflüge von Nervosität nach der ungewollt langen Konzertpause überspielen. Bei der Premiere am Donnerstag noch spürbar auf die eigene Performance konzentriert, geben sich die zwei am Freitag deutlich lockerer, und das scheint sich auch auf das Publikum zu übertragen, das am zweiten Tag merklich enthusiastischer reagiert.
Die Arbeit an den Schubert-Liedern mag Knyphausen und Schumacher zusammengeführt haben, in der Pop Bar bleiben die Ausflüge aufs klassische Terrain aber dennoch die Ausnahme. Stattdessen begeistern die zwei fast 120 Minuten lang mit auf Stimme, Akustikgitarre und Flügel (sowie einmal Akkordeon) gefühlvoll reduzierten Versionen von Knyphausens Greatest Hits - zwischen "Herzlichen Glückwunsch" und "Dreh dich nicht um" bleiben kaum Wünsche offen - genauso wie mit den kunstvoll-fantasievollen Stücken Schumachers, der seine bisweilen "ganz pragmatisch" nach ihren Tonfolgen benannten Kompositionen auch schon mal augenzwinkernd "ACAB" nennt oder bei "Eskalation" mithilfe von auf den Klaviersaiten platzierten Gadgets wie E-Bow, Shaker oder Knetgummi das Kunststück fertigbringt, seinem Flügel technoide Clubsounds zu entlocken. Am Ende
steht fest: Ein Konzertpianist, der den Punk im Herzen trägt, und der vielleicht "klassischste" aller deutschen Singer/Songwriter - das passt perfekt!

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Surfempfehlung:
gisbertzuknyphausen.de
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Text: -Carsten Wohlfeld-
Foto: -Carsten Wohlfeld-


 
 

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