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Konzert-Bericht
 
Double Date im Biergarten

Loupe
Elda

Düsseldorf, Zakk
07.08.2021

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Loupe
Bereits zum 15. Mal öffneten sich im Düsseldorfer Zakk die Tore für die Konzerte der Fempop-Reihe, in der es nicht nur um starke Zeichen für die femininen Aspekte des Indie-Pop-Biz geht, sondern wo vor allen Dingen regelmäßig die nächsten Überflieger der Szene zu entdecken sind. In dem Fall ging es um das inzwischen zur eingespielten Band aufgebohrte Projekt Elda der Frankfurter Jugendfreundinnen Leila Antary und Alessa Stupka und um das aus der ehemaligen Band Dakota hervorgegangene Amsterdamer Quartett Loupe, das allgemein als Next Big Thing in der Indie-Szene gilt, obwohl die Band bislang immer noch nicht einen einzigen Ton veröffentlicht hat.
Wie durcheinander geraten die Veröffentlichungswelt in Zeiten von Corona inzwischen geworden ist, ließ sich übrigens auch daran ablesen, dass Alessa Stupka - die aufgrund dessen, dass sie mit Ihrem Bass halt nun mal in der Mitte steht, als Quasi-Frontfrau von Elda agiert - einräumen musste, dass ihre aktuelle EP "Golden Bowl" immer noch nicht in physischer Form vorläge, obwohl sie ja digital bereits seit Monaten verfügbar ist. Elda gehörten bemerkenswerterweise zu einer der ersten Bands, die nach dem letzten Lockdown begann, wieder Live-Konzerte vor Publikum zu spielen - und die so gewonnene Routine hörte man dem engagierten Auftritt im Düsseldorfer Zakk dann auch deutlich an. Während Alessa und Leila ihre Aufgaben eher noch mit einer coolen Professionalität absolvierten und Drummerin Annelie Schwarz sogar noch eine sympathische Zurückhaltung zeigte, ging insbesondere Gitarrist Daniel Hertel die Sache so sendungsbewusst nonchalant an, dass er zuweilen vor Lässigkeit von der Bühne zu gleiten drohte. Dem ungewöhnlichen Mix aus New Wave- und Artpop-mit-Doom- und Prog-Momenten, den sich Elda als musikalische Spielwiese auserkoren haben, tat solches Gehabe keinen Abbruch, denn es nahm der Sache dann doch etwas von der bleiernen Schwermut, die insbesondere die älteren Tracks von den ersten beiden EPs von Elda auszeichnen. Natürlich muss dabei attestiert werden, dass aber auch die politischer ausgerichteten Tracks der "Golden Bowl"-EP nicht wirklich lustig sind. Case in Point war dabei wieder einmal der Track "8 Meters", den Leila unter dem Eindruck einer Reise in die für sie fremdartige, palästinensische Heimat ihres Vaters geschrieben hatte. Was sowohl das Set wie auch das Konzept von Elda auszeichnete, war dabei der Umstand, dass alle Elemente - sowohl performerischer wie auch musikalischer Natur - gleich gewichtet sind. Das führt zum Einen dazu, dass alle Stücke ähnlich aufgebaut und ziemlich lang geraten sind und zum Anderen, dass die beiden Haupt-Protagonistinnen sich mit ihren unterschiedlichen Ansätzen nicht gegenseitig ausspielen: Alessa agiert dabei eher manisch intensiv und Leila unaufgeregt lässig. Insgesamt überzeugten Elda in dem merkwürdigen Biergarten-Setting (in dem aufgrund der drohenden Regengefahr die besten Plätze vor der Bühne frei blieben) mit einem soliden Set, dem - konzeptbedingt - herausragende Highlights indes ein wenig abgingen.
Über mangelnde Highlights müssen sich Loupe indes keine Sorgen machen, denn wirklich jeder ihrer für die Fans bislang noch namenlosen Tracks ließ aufgrund der Komplexität der Kompositionen und der Unberechenbarkeit der Darbietung aufhorchen. Die Sache ist dabei die: Loupe hießen früher Dakota und machten im Prinzip einen ähnlichen Mix aus psychedelisch aufgebohrtem Indie-Pop, New-Wave-Referenzen und Dreampop-Elementen wie jetzt Loupe. Nur nicht so cool, intensiv und dynamisch. Als weiland Lisa Brammer, die damalige Frontfrau von Dakota, aus persönlichen Gründen ausstieg, stand die Band an einem Wendepunkt, der auch die Beendigung des Projektes hätte bedeuten können. Stattdessen entschied man sich dazu, nach einer neuen Sängerin zu suchen und fand diese glücklicherweise in Julia Korthouwer. Glücklicherweise deshalb, weil sich Julia trotz ihrer überschaubaren Körpergröße als souveräne, überlebensgroße Rampensau und singender Sonnenschein erwies, die mit ihrer ansteckenden Begeisterung für ihr Tun auch in Düsseldorf die ganze Band mitzureißen versteht. Nicht nur das: Julia schreibt auch die Texte für die Loupe-Songs - was auch dazu führte, dass das Kapitel Dakota endgültig ad acta gelegt wurde und man sich folgerichtig entschloss unter dem neuen Namen Loupe weiterzumachen. Julia verfügt eigentlich "bloß" über eine eher unauffällige, hohe Mädchenstimme. Was sie auf der Bühne daraus macht, ist dann freilich schon erstaunlich. Denn wo ähnlich ausgestattete Kolleginnen im Rock-Kontext eher untergehen zu drohen, schafft es Julia - mit viel Sustain, Dynamik und eigentlich unerklärlichen Reserven - sich nicht nur durchzusetzen sondern immer wieder durch ihre Intensität zu begeistern. Apropos Rock-Kontext: Eine Rockband sind Loupe nicht wirklich, aber insbesondere der Einsatz der Dynamik und der - oft genug von der Rhythmusgruppe angestoßenen - immer wieder in unerwartete Richtungen abdrehenden, nickeligen Songstrukturen sorgen stets irgendwie für Druck und Power im Loupe-Oeuvre. Balladen gibt es auch - sofern man bei ständig wechselnden Harmonie-Folgen, Tempi-Wechseln oder stilistischer Spielereien im Loupe-Zusammenhang überhaupt von so etwas sprechen darf. Einen weiteren interessanten Joker haben Loupe mit Gitarristin Jasmine van der Waals im Köcher, denn diese begeisterte sowohl mit ungewöhnlichen stilistischen Spielereien, einer Renaissance der 80s-Kling-Klang-Gitarre (bei der Akkorde und Distortion nichts zu melden haben) und ihres liberal eingesetzten Effektpedals mit der sie die Verwendung des Vibrato-Effektes in neue, ungeahnte Dimensionen vorantrieb. Um es mal so zu sagen "How Soon Is Now" von dem Smiths ist langsam in Gefahr auf diese Weise vom Olymp des Vibrato Effektes gestoßen zu werden. In Perfektion kommen alle diese Elemente in dem Song "My Fault" zusammen, den Loupe gegen Ende des Sets spielten, denn der enthält wirklich alles, was Loupe zu bieten haben und was diese Band auszeichnet. Eine erste Veröffentlichung ist jetzt für September geplant - und dann nach und nach immer mehr. Es dürfte indes schwierig werden und eines einfühlsamen Produzenten bedürfen, die Kraft und Energie eines Loupe Auftrittes auf der einen Seite und alle spieltechnischen und performerischen Nuancen auf der anderen in einer Studioproduktion adäquat einzufangen.

Zu erwähnen wäre noch die angenehme, fast familiäre Stimmung dieser Veranstaltung. "Schön dass ihr alle hier seid", begrüßte etwa Julia das Publikum wie alte Bekannte. "Wir haben uns sehr darauf gefreut, hier zu spielen - hätten aber nicht damit gerechnet, dass so viele Leute hier sind." Und dann noch etwas: Drummerin Annemarie van den Born und Bassistin Lana Kooper von Loupe schauten sich die gesamte Elda-Show an - ebenso wie alle vier Elda-Musiker sich später bei dem Auftritt von Loupe vor der Bühne aufhielten. Was zeigt, dass eben auch routiniert agierende Profi-Musiker noch Fans sein können.

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Surfempfehlung:
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Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
 

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