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Konzert-Bericht
 
Die Kunst der Entschleunigung

Lewsberg

Köln, Bumann & Sohn
06.09.2021

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Lewsberg
Bislang war das aus Rotterdam stammende Quartett Lewsberg für seine musikalische Verlässlichkeit bekannt. Als bekennende Fans von Velvet Underground sorgten Ari van Vliet und seine Musiker seit ungefähr 2017 dafür, dass die Kunst des unerbittlichen Stakkato-Rock auch in der Jetztzeit wieder einen festen Platz in der Indie-Rock-Szene fand - insbesondere und vor allem auf den Bühnen der Musik-Clubs, denn ihr 2018 veröffentlichtes, selbst betiteltes Debüt-Album und das 2020 - rechtzeitig zur Pandemie folgende - zweite Album "In This House" waren eher eine Dokumentation dessen, was sie auf der Bühne so anstellten als eine Basis dafür.
So weit, so gut: Da natürlich auch Lewsberg von der Lockdown-Situation am Live-Spielen gehindert worden waren, wäre es ja zu erwarten gewesen, dass das Quartett bei seinem Besuch in Köln das Programm der letzten Scheibe "In Your House" besonders herausstellen würden. Deswegen überraschte es dann natürlich immens, dass sich auf der Bühne des inzwischen wieder als Indoor-Club fungierenden Bumann & Sohn in Köln kein Drumkit wieder fand - stattdessen aber eine Viola auf dem Verstärker hinter Ari van Vliets Mikro-Ständer lag (der aufgrund seiner Größe leicht als solcher zu erkennen war). Ein Blick auf die dankbarer Weise bereits bereitliegenden Setlists erstaunte dann noch mehr - denn darauf befanden sich gerade mal zwei bekannte Songtitel: Die etwas atypische Sprechgesang-Ballade "Carried Away" vom Debütalbum und "Vicar's Cross" - eine eher obskure Nummer von der ersten Lewsberg-EP "The Downer" aus den Anfangstagen der Band von 2017.

Als dann das Konzert im inzwischen gut gefüllten, ausverkauften Bumann & Sohn begann, ging es weiter mit der Staunerei, denn nicht nur, dass im Folgenden dann eben hauptsächlich neues - bzw. von den bisherigen Shows nicht bekanntes - Material zu hören war und Ari bereits bei dem zweiten Song "A Single Word" seine Gitarre zur Seite legte und zur Viola griff, auch der musikalische Ansatz hatte sich gegenüber dem Bekannten weitestgehend verändert, denn die neuen Songs kamen fast ausschließlich in Balladenform bzw. weitestgehend entschleunigten Rocksongs daher. Und tatsächlich spielten Ari van Vliet, Bassistin Shalitra Dietrich und Gitarrist Michiel Klein ihre Show ohne Drummer. Gelegentlich aktivierte Michiel Klein zwar stoisch durchmarschierende Drum-Samples - aber selbst bei diesen stellte sich das Gefühl ein, dass diese einen entschleunigten Charakter aufwiesen. Faszinierenderweise blieben aber die Lewsberg-Charakteristika von diesem musikalisch neuen Ansatz weitestgehend unberührt. Denn Ari van Vliet zelebrierte seinen typischen "Ich kann das besser als Lou Reed"-Sprechgesang mit stoischem Gusto. Er und Michiel Klein achteten des Weiteren sorgsam darauf, bei jeder Gitarrenvignette jenseits des Rhythmus-Aspektes akribisch atonale Diskrepanzen einzubauen und auch das Credo der Band - die Monotonie zu einer hypnotisch faszinierenden Kunstform zu erheben - stand auch im balladesken Setting im Zentrum der Betrachtung. Es gab dann aber auch neue Einfälle: Beispielsweise eben das elegische Viola-Spiel Aris und auch die Idee, den Gesang Shalitra Dietrichs (endlich) deutlicher ins Zentrum zu stellen - und vor allen Dingen mit Aris eher monotonen Beiträgen zu kombinieren.
Musikalisch gab es eigentlich nichts Besonderes zu berichten. Am versiertesten agierte Shalitra Dietrich - einfach weil sie die größte Dynamik ins Spiel brachte, indem sie entweder ihr Instrumenten zärtlich streichelte oder aber auf der anderen Seite so kräftig in die Saiten griff, dass sich den Zuhörern die Bauchspeicheldrüse umzustülpen drohte. Das war dann alles sehr schön und kurzweilig und wurde vom Publikum insofern begeistert goutiert, als dass der Band noch eine Zugabe entlockt werden konnte. Nur eines war nicht herauszufinden: Ob die betont ernsthaft, wortkarg und geradlinig agierenden Musiker selbst etwa gar keinen Spaß an ihrem Tun haben - oder sich einen Spaß daraus machen, so zu tun als haben sie keinen Spaß. Vermutlich Letzteres, denn als Ari van Vliet die mitgebrachten LPs vom Merch-Stand holte, um sie direkt von der Bühne zu verkaufen, tat er das mit einem breiten Grinsen.

Den Grund, warum Drummer Joris Frowein bei dieser Show nicht dabei war, wurde nicht weiter erläutert. Demnächst wollen Lewsberg eine neue EP - vermutlich mit dem neuen Songmaterial - ohne Drummer veröffentlichen, doch dieser soll später dann zum Line-Up zurückkommen.

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Surfempfehlung:
www.lewsberg.net
lewsberg.bandcamp.com
Text: -Ullrich Maurer-
Foto: -Ullrich Maurer-


 
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