Oliver Ackermann, John Fedowitz und Sandra Fedowitz haben lange und reiflich darüber nachgedacht, ob sie tatsächlich ihre für März und April 2022 geplante Europa-/UK-Tournee durchziehen sollen und können - schließlich existieren in den verschiedenen Ländern durchaus unterschiedliche Pandemie-Auflagen. Aber sie haben sich dazu entschlossen, es zu wagen und als erster Ort auf dem Tourplan stand der (sehr gut gefüllte) Hafenklang Club in Hamburg. Gaesteliste.de hatte bereits mehrfach das Vergnügen, sich an gleicher Stelle diesem Noise-Rock-Ganzkörpererlebnis hinzugeben - und auch 2022 hieß es wieder: Hereinspaziert ins Krachlabor.
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Man kann sich eigentlich nicht wirklich auf ein Konzert von A Place To Bury Strangers vorbereiten - auch wenn man die Platten der Band sehr, sehr laut zuhause hört, es reicht nicht mal ansatzweise an das heran, was einem im Live-Kontext erwartet. Das ist tatsächlich ein Ganzkörpererlebnis, hervorgerufen durch schiere Lautstärke ab der ersten Sekunde, aber immer hart an der Grenze, bis es beginnt zu schmerzen. Diesen Balance-Akt beherrschen APTBS inzwischen perfekt und wenn dies für jemanden das erste "richtige" Konzert seit Beginn der Pandemie gewesen sein sollte, dann gibt es eigentlich kein besseres Beispiel dafür, was Live-Musik mit dem Menschen machen kann. Die Lautstärke, der Sound, die Atmosphäre - und natürlich die Beteiligten auf und vor der Bühne beobachten. Es ist natürlich immer recht schwierig, die einzelnen Songs von APTBS direkt zu erkennen (ein Highlight war definitiv "Let's See Each Other" vom aktuellen Album "See Through You"), meistens kann man sich am Schlagzeug orientieren (wenn man denn überhaupt etwas sehen kann, schließlich herrscht ein dichter Nebel vor, durchsetzt von Stroboskop- und Projektor-Einsätzen) - der Platz ist im aktuellen Line-Up der Band übrigens von Sandra Fedowitz besetzt, die nahezu durchgehend ein breites Grinsen im Gesicht zu verzeichnen hatte. Sie war nicht nicht die einzige, denn alle Anwesenden waren froh, hier und jetzt zusammen dieses Konzert erleben zu können. Mehr oder weniger fester Bestandteil der rund einstündigen APTBS-Show ist inzwischen der Umzug und Umbau des Auftrittsorts - die übliche Jam-Session mitten im Publikum, das Herumwirbeln des Stroboskops, die Session am Bühnenrand, wenn Sandra Fedowitz im Feedback- und Stroboskop-Gewitter ihr Drum-Kit kurzerhand in ein Stand-Up-Drum-Set umwandelt.
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